Es wird ernst
Im bisher politischsten und auch bis dato am meisten in unserer „Muggelwelt“ spielenden Teil der Harry Potter-Reihe mischt eine sadistische neue Lehrerin Hogwarts auf, das Ministerium für Zauberei tut alles, um die Rückkehr Voldemorts herunterzuspielen oder gar zu verleugnen und Harry sieht sich insgesamt einer Bedrohung entgegen, für die er eigentlich lange nicht bereit ist und charakterlich sowie magisch noch enorm reifen muss…
Pinker Plüsch aus der Hölle
„Harry Potter 5“ und „Harry Potter 6“ habe ich bei weitem nicht so oft (und lange Zeit auch gerne) gesehen wie seine vier Vorgänger. Ihnen fehlten immer eine gewisse eigene Aura und Alleinstellungsmerkmale. Yates wenig inspirierte Regie half da kaum. Jetzt, wo ich sie seit Jahren das erste Mal wiedersehen konnte, fällt das zwar immer noch auf und ins Gewicht - um schlechte Filme handelt es sich aber bei weitem nicht. Vielleicht deutlich schwächer und schwachbrüstiger als die Bücher, aber in sich keine unaufregenden Abenteuer und Weiterentwicklungen einer Welt im dunklen Wandel und am Rande des Abgrunds. An „Harry Potter und der Orden des Phönix“ bleiben vor allem zwei Dinge hängen: seine politische Seite, die auch erstmals wirklich die Muggelwelt mehr einbezieht. Und natürlich die Alptraumlehrerin in pinkem Plüsch, Dolores Umbridge, die die perfekte hinterhältige, scheinheilige und ultragefährliche Bedrohung darstellt. Nicht nur für Harry - sondern für Freiheit, Werte und Freude der gesamten Gesellschaft. Und leider gibt es auch in unserer Welt definitiv zu viele Menschen ihrer Sorte. Wegbereiter des Bösen. Da ist einem der geradlinige Voldemort als Gegner fast lieber… Desweiteren muss man Yates seine totale Konzentration auf Harry zugutehalten, da hat er Zeit die Figur wirklich weiter zu entwickeln und die richtigen Druckpunkte im sehr dicken Buch gesetzt.
Fazit: politischer, realer und dunkler als je zuvor - leider aber auch mit schwachen Setpieces (Halle der Prophezeiung), wortwörtlich wenige Farbe (bis auf Umbridges Pink) und einem Husch-Husch-Gefühl, das einiges vom dicken Buch schluckt. Dennoch: Highlights wie seine starken (weiblichen) Bösewichte oder das Duell Voldemort vs. Dumbledore reißen es raus!