Review

Letzten Sonntag hatte ich das Vergnügen, im Hagener Cinestar den neuesten Erguß der HP-Reihe zu begutachten - leider ein zwiespältiges Vergnügen...

Zunächst die üblen Vorahnungen: ausgelöst durch den unverständlichen Wechsel des (durch Teil 1-4 etablierten) Drehbuchautoren und Verpflichtung eines bis dato unbekannten TV-Regisseurs, diese wiederum geschürt durch die Tatsache, daß "HP und der Orden des Phönix" mit über 1000 Seiten das bislang dickste Buch der Reihe darstellt, mit 138 Minuten allerdings in den bisher kürzesten Film gepreßt wurde.
Sicher, gerade der fünfte Potter-Band bot die eine oder andere Länge, die man prima kürzen konnte, doch hier wurde das leider mit der Metzgerschere gemacht. In den Mittelpunkt der Handlung stellte man lediglich die (von Imelda Staunton zugegebenermaßen kongenial dargestellte) Zaubereiministeriumsbeamtin Dolores Umbridge und ihren Feldzug, der die Übernahme der Hogwartsschule zum Ziel hat, was auch einigermaßen buchgetrei vonstatten geht. Leider hat das Buch noch 3-4 ähnlich wichtige Handlungsstränge, für die dann leider keine Zeit mehr bleibt. Der titelgebende Orden zum Beispiel dient Harry lediglich am Anfang des Films als Eskorte zum Haus seines Patenonkels, um sich danach bis zum Showdown in Luft aufzulösen, während die (im Buch zugegebenermaßen recht nervige) Liebelei zwischen Harry und Cho in einem grottig in Szene gesetzten Küßchen aus 5 verschiedenen Perspektiven abgehandelt wird und danach keine Rolle mehr spielt. Auch andere Handlungsstränge (der Dementorenangriff am Anfang, die Prophezeiung) werden zwar angerissen, bleiben aber im Rest des Films unberücksichtigt und werden so zu Plotholes. Neben der omnipräsenten Staunton verschwindet der Rest des Cast dann auch in 1-2 (vertraglich garantierten?) Szenen, um ansonsten als Staffage zu dienen. Radcliffe und Watson haben noch einigermaßen präsente Parts, Grint dagegen wird zum dämliche Sprüche klopfenden Sidekick. Die übrige Schülerschaft (Malfoy, Neville, Crabbe, Goyle, Luna Lovegood, Cho Chan etc.) ist einfach da, ohne groß aufzufallen. Noch schlimmer die Lehrerschaft. Während Michael Gambon als Dumbledore seine regelmäßigen Kurzauftritte zufriedenstellend erledigt, hat Rickmans Snape nur einige wenige (dafür aber umso kraftvollere!) Sätze, MacGonogal 1! einzige Sprechszene mit Umbridge und Hagrid ein Gespräch mit den Kindern. Noch schlimmer Flitwick, den man gelegentlich durch die Gegend hopsen läßt, oder Raue Pritsche, die lediglich anfangs erwähnt wird!
Was nützen die hochkarätigsten Schauspieler, wenn man ihnen nichts zu tun gibt? Das verquaste Drehbuch können sie leider nicht retten, welches buchunkundige Zuschauer hoffnungslos im Regen stehen läßt (und selbst dann wird es schwierig). Für die DVD bleibt zu hoffen, daß noch einiges Material vom Boden des Schneideraumes geklaubt wird.
Inszenatorisch auch nicht gerade das, was man nach den vergangenen Teilen erwartet hätte, wirkt das ganze eher wie Fernsehen als Film, aber wen wunderts? Auch wenn die Effekte einigermaßen in Ordnung sind, leider hauchen sie dem Film kein zusätzliches Leben ein. Leider wird David Yates auch Teil 6 inszenieren, dann allerdings wieder nach einem Drehbuch des ursprünglichen Autors, der wohl einiges retten wird.

Fazit:
Eine maß-, ziel- und sinnlos gekürzte Adaption mit erstklassigen, aber unterbeschäftigten Schauspielern im Billig-Look. Hätte so Teil 1 ausgesehen, wäre die (Film-)Reihe nie zu dem geworden, was sie heute ist: eine bislang adäquate, neben den Büchern mitexistierende Adaption.

4/10 Punkten, mehr ist da nicht drin.

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