Harry Potter begeistert nach vielen Jahren noch immer die Leser. Selten gab es eine Bücherreihe, die wirklich so bestände und regelrecht unkündbar in den Beststellerlisten der Unterhaltungsliteratur stand und auch mit den dazugehörigen Verfilmungen jedesmal Millionen begeistert. Der 7. und letzte Roman steht nun kurz vor der Tür, so dass die Aufführung des 5. Films kaum besser hätte abgepasst werden können. Doch für viele Leser gilt gerade dieser Roman eher als Lückenfüller denn als wirkliche Weiterführung der Geschichte. Deshalb hieß es für Regisseur David Yates auch, den eher (inhaltlich) dünnen Roman trotzdem so umzusetzen, dass ein spannendes Kinoerlebnis daraus wird. Und dies hat er auch ohne Frage geschafft, wenn auch der Roman ihm dabei spürbar auf die Füße fällt.
Denn die Geschichte in diesem fünften Film ist alles in allem leider wirklich etwas schwach geraten und das obwohl sich erst einmal alles wunderbar nach Harry Potter-Qualität anhört. Denn Hogwarts steht erneut Grauenhaftes ins Haus. Eine Mitarbeiterin des Ministeriums, Dolores Umbridge, soll für Verteidigung gegen die dunklen Künste als Lehrerin eingesetzt werden. Nur hat Umbridge natürlich nicht nur den Lehrplan im Sinn, sondern auch das "Wohlergehen" der Schule, welches sie in zig unterschiedlichen Regeln an die Schüler bringt, bis sie sogar schafft Dumbledore von seinem Stuhl zu vertreiben. Das die Schüler davon natürlich alles andere als angetan sind ist klar. Und so gründen sie "Dumbledores Armee", mit der sie nicht nur die Umbridge schlagen wollen, sondern auch herausfinden möchten, wer in Hogwarts für Voldemort arbeitet. Dieser wird derweil vom Wiederstand des "Orden des Phönix" bekämpft, darunter u.a. Harrys Patenonkel Sirius Black und der ehemalige Lehrer Madeye Moody. Doch so leicht ist das alles natürlich nicht... Es liegt also Magie in der Luft, wenn Potter und seine Freunde sich neuen Herausforderungen stellen müssen und all die altgeliebten Details wieder zum Vorschein kommen. Und trotzdem ist das ganze Treiben nur äußerst dünn und vor allem recht Innovationslos. So wirklich voran treibt das Geschehen das Gesamtkonstrukt nicht und wirkt nur wie ein Füllstück zu den anderen, prächtigen Vorgängern. Vor allem das Fehlen eines wirklichen Höhepunktes tut der ganzen Sache nicht wirklich gut. Aber nun ja, als seichtes Zwischengeplänkel ist die Ganze trotzdem zu gebrauchen.
Vor allem auch deshalb, weil Yates wirklich alles rausgeholt hat, was irgendwo rauszuholen war. Sicher, Kürzungen sind auch dieses mal notwendig gewesen, trotz alledem hat es Yates geschafft, seinen Potter schön kurzweilig und unterhaltsam zu gestalten. Ganz so dunkel wie noch in den Vorgängern geht es dieses mal nicht zu, doch der düstere Look, welcher spätestens seit Teil Drei herrscht, ist wieder im vollen Umfang enthalten. So sind strahlender Himmel und Sonnenschein tabu, Wolken, Regen und durchaus auch Blitz und Donner an der Tagesordnung. Eine fröstelnde Atmosphäre macht sich stetig breit und die dunklen Farben, in die vor allem Hogwarts wieder getaucht ist, sind einfach nur herrlich anzuschauen. Kurzum, obwohl es dieses mal verhältnismäßig(!) harmlos zugeht, dürften sich kleinere Kinder auch hier wieder ziemlich fürchten, Größere dagegen aber ihren Spaß haben.
Dazu die Einführung der neuen Charaktere, als da wären Luna Lovegood, leicht wirr, leicht irre, aber wohl gerade deshalb voll und ganz auf Harrys Linie. Bellatrix Lestrange, die Cousine von Sirius Black, welche aus Askaban ausbricht, um Voldemort und seinem Gefolge zu willen zu sein. Und halt Dolores Umbridge, die "böse Frau" vom Ministerium, die ihren neuen "Job" als Lehrerin etwas zu genau nimmt und viel zu weit geht. Alle Figuren wurden nicht nur ideal besetzt, sondern eben auch so ausgezeichnet charakterisiert, dass man für sie genau das Gefühl aufbringt, was Rowling sich wohl in ihrem Buch so vorgestellt hat. Und vom alten Gefolge sind natürlich auch wieder (so gut wie) alle mit dabei.
Des weiteren verzeichnet der "Orden des Phönix" aber auch, neben der düsteren Einhüllung des Geschehens, eine wirklich blendende Kulisse, sowie Effekte die Eye-Candy pur bedeuten. Die SFX-Abteilung hat sich wirklich absolut ins Zeug gelegt, um den Zuschauer etwas zu bieten, was er so schnell nicht wieder vergisst. Die Zaubersprüche, bzw. die Ergebnisse der Zaubereien sehen besser aus denn je, das ganze Spektakel macht einen irrsinnigen Spaß fürs Auge. Genauso wie das Innere des Ministeriums, welches zwar durch Computer ordentlich verfremdet wurde, aber gerade dadurch wirklich exzellent aussieht. Na und in Sachen Sound wird erst recht einiges geboten. In punkto Bombast für die Gucker und Horcher, macht diesem Potter hier jedenfalls keiner der Vorgänger etwas vor.
Und auch der Spaß kommt alles in allem nicht zu kurz. Die Jokes sind nett, schön und ohne Übertreibung über den Film verteilt, die Sticheleien zwischen den Freunden machen Spaß und auch sonst ist in dem Punkt eigentlich alles im Lot. Hinzu kommen noch der romantische Punkt zwischen Potter und Cho Chang, welcher aber dann leider doch etwas zu kurz gekommen ist. Aber ein lautes "Hach jaaaa" konnte sich bei der Knutscherei dann doch keiner im Kinosaal verkneifen. Nun gut.
Als letztes müssen nun natürlich noch die Darsteller erwähnt werden, auch wenn sich hier eigentlich die gleiche Leier wie in den Vorgänger-Besprechungen ergibt. Sprich egal ob man Radcliffe, Watson und Grint bei den "Kindern" nimmt oder Maggie Smith, Alan Rickman und Robbie Coltrane bei den Erwachsenen, ein jeder versteht es auch beim fünften Mal ausgezeichnet, seinen jeweiligen Charakter rüber zubringen. Genauso wie Ralph Fiennes, erneut als fieser Lord Voldemord, Michael Gambon, seit Teil Drei als Albus Dumbledore bekannt, sowie die Neuzugänge Imelda Staunton und Helena Bonham Carter, welche allesamt bestens in das Gesamtteam passen. Gut so!
Fazit: Harry Potters neuster Streich "Harry Potter und der Orden des Phönix" kann leider Gottes die hohe Qualität der Vorgänger nicht mehr ganz halten, was aber alles in allem weniger den Filmschaffenden zuzuordnen ist, als mehr J.K. Rowling, die mit ihrer Vorlage auch schon nicht mehr so ganz auf der eingefahrenen Höhe war. Zu sehr als Lückenbüßer geschrieben und ohne wirkliche Highlights zieht sich das, trotz allem immer noch sehr ansprechende, Treiben ein wenig unspektakulär dahin. Dafür hat Yates aber wirklich viel aus der Vorlage gemacht und verwöhnt das Publikum mit einem bombastisch gut aussehendem Film, der aufgrund seiner gelungenen Charakterzeichnung, den netten Späßen, sowie der brillanten technischen Umsetzung immer noch rundum überzeugt. Ohne Frage, wäre die Vorlage genauso gut wie bei den Vorgängern gewesen, wären wohl auch dieses mal wieder die vollen Punkte meinerseits drinnen gewesen. So bleibt das Ganze aber bei 8,5 Punkten stehen, die sich durchaus inkl. Fanbonus verstehen und abgerundet werden. Beim nächsten Mal klappts aber hoffentlich wieder!
Wertung: 8,5/10 Punkte