„Glaubt ihr wir haben je ein ruhiges Jahr in Hogwarts?", „Nein!". Mit diesem Satz endete vor zwei Jahren der vierte Harry Potter Film, mit dem Mike Newell wohl den düstersten und zu gleich besten Film der Reihe geschaffen hat. Und wie Harry und Ron es vorausgesagt haben, so ist es auch dieses Jahr in Hogwarts alles andere als ruhig.
Für die Fortsetzung engagierte man den Regisseur David Yates, der hier sein großes Blockbuster-Debüt geben sollte. Die Erwartungen waren durch das Ende des überaus gelungenen vierten Teils und den Trailer zum fünften ziemlich hoch. Aber alleine die Laufzeit von 138 Minuten wirkt bei einem Buch das über tausend Seiten hat etwas komisch.
Der Film fängt aber durchaus atmosphärisch auf einem Spielplatz mitten im Nirgendwo an, wo Dudley (der zu einem kleinen Gangster mit Silberkette mutiert ist) und seine Kumpels Harry sticheln. Als dieser dann schließlich seinen Zauberstab zieht, verdunkelt sich schlagartig der Himmel und man ist wieder mitten drin in der Harry-Potter-Welt. Diese erste Sequenz ist wirklich erstklassig in Szene gesetzt worden, auch der Dementor-Angriff danach weiß noch zu überzeugen. Der gesamte Anfang wirkt sehr düster und atmosphärisch, wodurch eine perfekte Anknüpfung an das Ende des vierten Teiles gelungen ist.
Leider ebbt der Film danach merklich ab: Als Harry sich im Hauptquartier des Orden des Phönix befindet beginnt die Spannung zu fallen und immer mehr Handlungsstränge kommen irgendwie aus dem Nichts oder verlaufen in selbigem. Und auch wenn man das Buch gelesen hat, so hat man sicherlich nicht mehr alles so präsent im Kopf wie es der Film voraussetzt.
Der Rest des Films dreht sich dann eigentlich darum wie Dolores Umbridge (Genial: Imelda Staunton) versucht, sich Hogwarts unter den Nagel zu reißen und mit strengen Methoden die Schüler zu Disziplin zwingt. Und auf der anderen Seite Harry Potter, der Dumbeldores Armee gründet um die Schüler auf den Dunklen Lord vorzubereiten. Zwischendurch darf Harry seinen ersten Kuss erleben und Hagrid taucht mit einem Riesen auf, der sich als sein Halbbruder heraus stellt und man erfährt sogar etwas über Snapes Vergangenheit.
Das es eigentlich um eine so genannte Prophezeiung geht, fällt einem erst wieder ein, als Harry schließlich im Ministerium vor ihr steht und die Todesser auftauchen, um sie ihm abzunehmen.
Leider ist der gesamte Mittelteil etwas lang geraten, und obwohl viel passiert, passiert eigentlich nichts bis dann plötzlich Lord Voldemort auftaucht und ein gelungenes Finale einläutet.
Es scheint fast so, als hätten sich die Macher alle Ideen für das Finale aufgehoben: dessen Kämpfe erscheinen so elegant und ideenreich, dass es eine wahre Freude ist dabei zuzusehen.
Wenn sich Dumbledore und Voldemort schlussendlich duellieren, wird ein solch zauberhaftes Effektgewitter auf den Zuschauer losgelassen, wie man es so noch nicht im Kino gesehen hat. Bei diesem Kampf stimmt einfach alles: die Choreographie, die Schauspieler, die Musik, ja sogar der Ton ist perfekt abgestimmt worden. Die Kamera fängt das Spektakel und dessen Akteure sehr schön ein, so dass das Finale einen bleibenden Eindruck hinterlässt und dem Film noch mal einen ordentlichen Aufschwung beschert.
Besonders hervorheben sollte man auch noch den Soundtrack von Nicholas Hooper, der hier ein geniales Stück Musik gezaubert hat. Der Score kann ohne Probleme mit dem von John Williams mithalten und schlägt die Musik von Patrick Doyle, der für den Soundtrack von Teil vier verantwortlich war, um Längen. Das Thema von Umbridge ist genial, aber auch bei den Kämpfen und im Ministerium kann die Musik durchweg überzeugen.
Weniger gefallen hat mir zum Beispiel dass man das Gesicht von Sirius Black (Gary Oldman) im Feuer verändert hat, denn erstens wirkt es im Bezug auf den vierten Teil komisch und zweitens sieht es nicht so überzeugend aus. Auch die vielen Animationen, angefangen von dem Brief am Anfang bis hin zu Hagrids Halbbruder, wirkten etwas deplaziert und auffällig.
Desweiteren ist die Sprache noch „jugendlicher" geworden, allerdings muss man über das ständige „Alter" aus Rons Mund doch mehr Schmunzeln als das es etwas zur Atmosphäre beitragen würde.
Schauspielerisch hat sich nicht viel verändert, Daniel Radcliffe spielt Harry überzeugend und auch Emma Watson und Rupert Grint, als seine Freunde Hermine und Ron stehen ihm in nichts nach. Trotzdem fehlt eine gewisse Weiterentwicklung der Charaktere. Radcliffe sticht lediglich im Finale etwas hervor, und zwar als der Dunkle Lord durch ihn spricht. Alan Rickman als Professor Snape ist in diesem Film noch fieser und zynischer als in den Vorgängern. Man möchte fast sagen seine Auftritte sind die besten im Film, gäbe es da nicht noch Voldemort. Dieser wird wieder von Ralph Fiennes verkörpert und der gibt auch hier wieder eine Glanzleistung ab.
Der eigentliche Star des Films ist aber Imelda Staunton, die die Dolores Umbridge spielt. Und dies macht sie so gut, dass man auch als Zuschauer einfach nur einen wahnsinnigen Hass auf sie bekommt, aber genau wie Harry kann man an der Sache nichts ändern und wird immer noch mit diesem fiesen Hüstel-Lachen bestraft.
Der fünfte Teil der Potter Reihe ist zwar nicht der schwächste, kann aber durchaus hinter dem vierten und drittem Teil eingeordnet werden. Das liegt hauptsächlich an dem verhexten Drehbuch, das sich selbst verhaspelt und sich lediglich dem Anfang und Schluss bewusst zu sein scheint.
Yates hat seine Sache deswegen eigentlich recht gut gemacht, hätte aber gerade im Mittelteil doch noch etwas mehr Ideen einbringen können. Dafür hat er die Alpträume Potters doch recht düster aussehen lassen und ein grandioses Finale auf die Leinwand gezaubert.
Man sollte besser das Buch gelesen haben, aber selbst wenn das der Fall ist, so kann man nicht direkt alles zuordnen und verstehen, vor allem wenn es schon etwas länger her ist mit dem Lesen. Als gänzlich Unwissender im Potter Universum ist der Film also kaum zu empfehlen, aber auch für die, die seit dem ersten Film oder sogar Buch dabei sind, ist dieser Film nicht wirklich zufrieden stellend betrachtet man die Qualität der Vorgänger.
Es bleibt also ein visuell beeindruckender Film mit einem langen Mittelteil, der dann trotzdem zu schnell wieder vorbei ist.
Ich hoffe, Teil sechs wird wieder etwas straffer und innovativer.