Es ist ein schreckliches Ereignis für jeden Filmfan, wenn die Filme der eigenen Kindheit von den Augen der nächsten Generation betrachtet werden und sich vor ihnen als bestenfalls durchschnittlich erweisen. Ist man doch nur der Nostalgie, (bzw. kindlichen Naivität) auf den Leim gegangen, die jedes noch so stümperhafte Werk in den Himmel hebt, wenn nur genügend Kalauer und Explosionen vorkommen? Richtig peinlich und absurd wird's aber dann, wenn sich die Nostalgiegeschädigten dann auch noch aufschwingen und an der heutigen Populärkultur (bleiben wir beim Film) herummotzen. Da hört man dann Wörter wie: Kommerz, Mainstream und ganz beliebt Seelenlos. Jaja, die alte und sich immer wieder als falsch herausstellende Weißheit: "Früher war alles besser!".
Nun, ich muss gestehen, selbst öfter Opfer der nostalgischen (Ver)Blendung geworden zu sein. "Critters" ist ein solcher Fall. Neben Filmen wie "Gremlins" oder "Jaws" war er meine erste Annäherung an den Horrorfilm. Versteht sich von selbst, dass dieser Film oder besser, diese Erfahrung einen besonderen Platz in meinem Fan-Herzen hat. Aber im Gegensatz von den beiden anderen Beispielen, handelt es sich bei "Critters" um puren Trash. Zweifellos unterhaltsamer Trash, aber Originalität kann man ihm nicht unterstellen. Ist er doch oberflächlich gesehen nichts weiter als der Versuch, aus dem großen Erfolg von "Gremlins" ein wenig Kapital zu schlagen. Ein billiges, schnelles Geld witterndes Plagiat und dabei weit weniger professionell als sein Vorbild inszeniert.
So, jetzt aber genug der bösen Wörter. Der Film rund um gefräßige Kuschelmonster, Space-Bounty-Hunters und einer beschaulichen Farm, die selbst die Waltons vor Neid erblassen ließe, macht schlicht unheimlich viel Spaß. Mag sein das Vertreter einer jüngeren Generation dem ganzen absurden Treiben eher verwundert gegenüber stehen würden. Das vermag ich nicht zu beurteilen. Bei allen offensichtlichen Anleihen an "Gremlins" gibt es aber durchaus Unterschiede. So kommt "Critters" weit weniger seriös daher. "Gremlins", zumindest der erste Teil, war neben einigen ironischen Spitzen eine durchaus ernstgemeinter - und geglückter - Versuch Horror mit märchenhafter Fantasie zu verbinden. Stephen Herek's Film dagegen ist so voller absurder Ideen und hanebüchenen Elementen, dass man - selbst wenn das Anliegen eher seriöser Natur wäre - entweder nur über den dargebotenen Schwachsinn den Kopf schütteln, oder lachen kann. Es fängt schon bei der fleischgewordenen heilen Welt an, die Ausdruck in der klebrig verpickten Darstellung der biederen Farmer-Familie findet. Dieses Klischeebild einer Familie, mit spitzbübischen Sohn, biederer Mutter am Herd, pubertierender Tochter mit Lolitaanwandlungen und einem Jeans-Overall tragenden, gutgläubigen Vater, wird heimgesucht von den gefräßigen, aus dem Spaceknast geflohenen Critters. Nach deren Ankunft auf der Erde machen sich auch recht bald zwei Kopfgeldjäger, ebenfalls aus dem Weltall, auf, um die entflohenen Fressmaschinen wieder einzufangen bzw. gleich unschädlich zu machen. Da sie in der Lage sind ihr Äusseres effektiv zu verändern um sich den Menschen anzupassen sorgen die Beiden, neben einigen plastischen Effekten, für reichlich Verwirrung unter der recht einfältigen Dorfgemeinschaft. Die meiste Zeit aber spielt der Film auf der Ranch, wo die bösartig anarchischen Critters die Familie belagern. Versteht sich von selbst, dass dabei die großen Klassiker des "Belagerungsfilm", von "Rio Bravo" bis "Night of the Living Dead", rauf und runter zitiert werden.
Es ist die wilde, anarchische und oft absurde Mischung aus Science-Fiction, Fantasy, Komödie und Horror, die ein Maximum an irrwitziger Unterhaltung entfacht. "Critters" ist mit seinem - ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt sei jetzt mal dahingestellt - naiven Trashcharme derart entwaffnend, dass sich (sicherlich berechtigte) Kritik an dem Treiben gar nicht erst wirklich einstellen mag. Denn wer sich über die klischeetriefende Familie aufregt, die stets als simple Puppen zu entlarvenden Critters oder der zutiefst hanebüchenen Story, der ist schlicht im falschen Film. Mag sein, dass ein solch naiver Blick auf diesen Film nur aus der verzerrt romantisierenden Sicht eines Nostalgieverblendeten möglich ist, aber wenn es so viel Spaß macht, lässt man sich gerne blenden.