Jonathan Harker bereist anno 1885 Siebenbürgen, er ist auf dem Schloss des Grafen Dracula mit ebendiesem verabredet. Harker soll sich als Bibliothekar um die literarische Sammlung kümmern, seine wahren Absichten liegen jedoch in der Vernichtung des Schlossherren. Weit kommt er allerdings nicht und so tritt mit Dr. van Helsing bald ein weiterer Widersacher dem gefürchteten Vampir gegenüber.
Wenn auch im Vorspann zu lesen ist, dass die Geschichte auf der bekannten Vorlage von Bram Stoker beruht, so ist das hier keinesfalls eine wirkliche Adaption des Romans. Der von Terence Fisher inszenierte Streifen aus dem Hause Hammer nutzt Figuren und hier und da Ereignisse, setzt aber alles in ein eigenes Szenario. Figuren fehlen, werden hier in ihren Rollen vertauscht und auch örtlich wurde das Ganze ziemlich eingedampft. Bis auf ein Schiff oder gar London kommt man hier nicht, man verbleibt in gefühlt nicht allzu entfernten Ortschaften der Gegend.
So wirkt diese Verfilmung insgesamt weniger spektakulär, was auch daran liegt, dass die Titelfigur selbst gar nicht mal so oft zu sehen ist. Mit Action und Horror hält sich diese Version zurück, ist mehr ein Drama mit Gruselelementen. Und so negativ fällt das gar nicht ins Gewicht, denn was insbesondere Christopher Lee aus den ihm ermöglichten Auftritten macht, wertet den Film letztlich auf. Sein Dracula hat einen durchdringenden Blick und bisweilen eine erotische Ausstrahlung, die er zwar unterkühlt, aber dennoch spürbar einsetzt. Wenn er sich der Dame nähert, die auf dem Bett verweilt, er sich ihr langsam über sie beugt – es hat durchaus eine verführerische Komponente. Lee weiß seine kurzen Auftritte charismatisch zu nutzen, mehr im Fokus steht allerdings Peter Cushing als Dr. van Helsing. Ihm folgt man meist durch die Handlung und Cushing hat sichtlich wenig Mühe, die Rolle auszufüllen. Da ist es hilfreich, dass die Rollen grundsätzlich ernst angelegt sind, beiden Darstellern kommt dies entgegen.
Michael Gough als Arthur ist da eher ein Anhängsel, seine Rolle wirkt nie wirklich wichtig und die Damen in dieser Version sind eher Plotpunkte, an denen sich Geschichte entlanghangelt. Leider wird der Vampir hier kaum ergründet, dafür fehlt im Gesamten auch die Zeit und auch die anderen Figuren erhalten eher wenig Profil, dafür bietet man bei der Laufzeit von knapp 82 Minuten wenig Leerlauf.
Das Blut ist knallrot und der Nebel wabert über den Boden bei Nacht, man findet so manche Markenzeichen des des Hammer Studios. Die Ausstattung ist ansprechend in diesem farbenfrohen Vertreter des Gothic Horror, der in den Brey Studios in England entstand.
Christopher Lee verleiht in den leider nicht zahlreichen Auftritten seiner Figur eine gewisse Erhabenheit, die die Damen schaudern und zugleich begehren lässt. Cushing gibt einen guten van Helsing und ist Fishers Variante auch fern der Vorlage und geht nie sonderlich in die Tiefe, bietet der erste Dracula aus dem Hause Hammer immer noch stimmungsvolle Bilder in Technicolor und einen nett getricksten Abgang der Titelfigur. Doch so ganz geht man ja bekanntlich nie.