Was macht man, wenn man weder Budget noch ein brauchbare Idee hat? Richtig, man dreht trotzdem auf Teufel komm raus eine weitere Franchise-Fortsetzung, egal wieviele Jahrzehnte die vermeintlich unverwüstliche Erfolgsreihe schon mehr oder weniger klinisch tot ist. George A. Romeros "Diary of the Dead" steht quasi prototypisch für ein solches, völlig unnötiges und belangloses Kommerzsequel, bei dem einzig der komischerweise immer noch ungebrochen populäre Name des Regisseurs in Kombination mit der zuverlässigen Zuschauer- Zugkraft der "of the Dead"-Reihe die Kassen klingeln lassen soll.
Viel zu bieten hat "Diary of the Dead" erwartungsgemäß nicht. Pseudodokumentarischer "Film im Film"-Inszenierungsstil und schon beinahe grotesk-plakativ aufgesetzt wirkende Gesellschafts/Medienkritik bestimmen von der ersten MInute an den eher dilentantisch anmutenden Stil des wenigstens angenehm kurz ausgefallenen B-Zombietreibens, in welchem man einer Gruppe junger Leute auf ihrer Irrfahrt durch eine zombieverseuchte amerikanische Provinzlandschaft beiwohnen darf/muss.
Viel zu sehen gibt es dabei allerdings im Sinne des offensichtlich knapp bemessenen Budgets nicht. In eine Großstadt verirrt man sich aus Kostengründen schonmal besser garnicht, ebenso ermöglicht die perspektivisch logischerweise stark beschränkte Wackel-Dokukamera den Verzicht auf größere (Massen)Effektszenen - wie praktisch! Ganz konsequent beschränkt sich "Diary" dann auch auf einige verlassene Krankenhausflure, Wohnhäuser und ländliche Locations und lässt ab und an mal ein knappes Dutzend Untote herumschlurfen. Dass es dabei meist Nacht ist, spielt dem begrenzten Budget natürlich in die Hände.
Hier und da werden zwar Elemente der Vorgängerfilme recht offensichtlich zitiert, zur Klasse des Endprodukts kann dieser Umstand jedoch kaum beitragen. "Diary of the Dead" bietet schlicht so gut wie nichts fürs Auge, weder in Form spektakulärer Bilder noch was die Goreeffekte anbelangt. Letztere locken mit Kopfschuss und Säureattacke heute wirklich niemanden mehr hinter dem Ofen her - wobei Fressszenen ohnehin ausgespart bleiben.
Werden schon keine nenneswerten Schauwerte geboten, so wäre dies ja nicht so schlimm, wenn wenigstens Spannungskurve und (Endzeit)Atmosphäre stimmen würden. Pustekuchen aber auch hier, denn nur wenigen Szenen (Krankenhaus, verunglückter Polizeiwagen, Auftakt) gelingt es, so etwas wie eine wohlige Horroratmosphäre im Sinne der ersten "Dead"-Filme zu erzeugen. Und klassische Spannung war ohnehin noch nie eine Stärke der Reihe...
Bleibt zum Schluss noch eine kurze Erwähnung der Besetzung von "Diary". Große Namen sollte man angesichts der limitierten Verhältnisse besser garnicht erst erwarten. Dennoch machen die durchweg unbekannten Darsteller ihre Sache insgesamt ordentlich, wobei allerdings so ziemlich jede Rolle völlig austauschbar bleibt bzw. 2 Studen nach Abspann bereits vergessen ist.
Fazit: Was bleibt, ist eine zwar durchweg düstere und technisch passabel umgesetzte wie gespielte, aber dafür schrecklich banale und unspektakuläre Durchschnitts-Zombiegurke, an der nichtmal Gorehounds so wirklich Gefallen finden dürften. Kultregisseur George A. Romero versagt einmal mehr auf ganzer Linie und fällt auch mit dem naiven Konzept, fehlende Klasse durch extrem aufgesetzte Gesellschafts/Medien-Kritik zu kompensieren, erneut böse auf die Nase. "Night of the living Dead" ist und bleibt als "positiver Betriebsunfall" der einzig wirklich hochklassige Film des alten Mannes.