Review

Luca ist mit seinem Bruder im Zigarettenschmuggel tätig und finanziert sich ein behagliches Auskommen. Als besagter Bruder von rivalisierenden Gangstern umgebracht wird, sinnt der Hinterbliebene auf Rache. Nach einiger Verwirrung wird klar, dass ein aufstrebender Drogenboss aus Marseille für Aufruhr sorgt und die Verbrecherlandschaft umkrempeln will.

Lucio Fulci assoziiert man sicherlich nicht mit dem Mafia- und Gangsterfilm. Zwar gehen auch Western und Komödien auf die Kappe des Godfather of Gore, aber letztendlich wird man ihn doch immer für seine Horror- und Splatterschinken lieben. Doch Fulci kann auch ohne Zombies und Grusel überzeugen!

„Syndikat des Grauens“ schafft es, relativ schnell die Unterwelt mit den zugehörigen Gangsterbossen vorzustellen und das Interesse des geneigten Zuschauers zu wecken. Sicherlich hat hier kein Mario Puzo oder Quentin Tarantino im Hintergrund die Feder geschwungen, aber die Charaktere sind doch mehr als nur wandelnde Zielscheiben. Besonders der sehr gut gespielte Discobesitzer und der wirklich herrlich abgefuckte Bösewicht können gut bei Laune halten und für kurzweilige Stimmung sorgen. Fabio Testi wirkt von Hass und Trauer zerfressen und abgehalftert, was der Rolle gut zu Gesicht steht. Die familiäre Komponente wirkt auch passend und weckt Mitgefühl, was den Film durchaus aufwertet. Auch stellt sich nie Stillstand ein, was man gewiss nicht von allen Italo-Exploitern behaupten darf!

Garniert wird das Ganze mit einer kräftigen Prise Splatter und Sadismus. Fulci lebt die altbekannten Tugenden weiter aus und haut ordentlich drauf: eine gefühlte Ewigkeit wird einer Frau ein Bunsenbrenner ins Gesicht gehalten, eindrucksvolle Einschüsse laufen in Zeitlupe ab und offene Halswunden werden detailgenau und in Nahaufnahme präsentiert. Das hat man in der Form in einem solchen Film wirklich kaum sehen dürfen. Nebenbei wird auch der Sleaze nicht ignoriert und so gibt es eine wirklich intensive Vergewaltigung, eine dauergrinsende Ajita Wilson und Kokainpulver, das demonstrativ aus weiblichen Geschlechtsöffnungen geholt wird. Dennoch verkommt innerhalb dieses wilden Potpourris die Story nie zu einer bloßen Projektionsfläche für Splatter und nackte Haut. Alles passt extrem gut zusammen, wirkt glaubhaft und fein aufeinander abgestimmt. Der Score muss auch lobend erwähnt werden.

Fazit: „Syndikat des Grauens“ ist ein Erfolg und verdammt unterhaltsam. Der Macher atmet den Geist des beliebten Italo-Exploitationkinos, erzählt aber trotzdem eine spannende und gut umgesetzte Geschichte, in der ständig etwas passiert. Sex und Gewalt gibt es auch reichlich, eigentlich sogar mehr als reichlich. Die Gorehounds dürften also zufrieden sein. Definitiv ein Film mit Charakter, der durch seine vielen Stärken sehr gut unterhält.

Details