Kein falscher Hase
Die attraktive Alice hat keine Lust mehr auf ihren Macho von Mann. Sie setzt sich trotz regnerischer Nacht und seinem unguten Gefühl, ihr würde etwas passieren, ins Auto und landet in einem mysteriösen Schloss - doch statt Uhrmachern und Teezeiten gibt es für sie Unsicherheiten, Redundanz und Selbstfindung in einer Zwischenwelt mit creepy Alptraumatmosphäre…
Geheimtipp aus einer Spiegelgalaxie
Näher an sowas wie „Carnival of Souls“ als an Wunderland und Grinsekatze, ist dieser „Alice“ doch ein ziemlich genialer und spezieller Abstieg in unterbewusstes Territorium. Subtil und effektiv. Mit einer tollen, nicht nur sexy Sylvia „Emanuelle“ Kristel. Einer andersartigen Atmosphäre. Viel Deutungsspielraum und philosophischen Kleinigkeiten. Vor allem einigen cleveren Aussagen zur Balance der Geschlechter und der damaligen (wie heutigen?) Gesellschaft. Das Anwesen ist prachtvoll. Selbst in solch surrealen Gefilden ist Chabrols Bewunderung von Hitchcock sichtbar. Das letzte Bild kann einen verfolgen, selbst wenn der Twist nicht neu ist. Und dass es ihn nahezu nirgends auf der Welt wirklich für's Heimkino zu kaufen gibt (?) ist eine Schande. Selbst wenn man nicht allzu klaren Horror erwarten sollte und er handlungstechnisch auf den ersten Blick und an der Oberfläche arg an Stillstand und mangelnder Geschwindigkeit zu leiden scheint. Das ist aber wie vieles an diesem Werk ein Trugschluss.
Chabrol Masterclass
Fazit: die reifste und surrealste und gruseligste und atmosphärischste und weiblichste aller Alices in allen Wunderländern… Einnehmend, einlullend und interessant - obwohl im Grunde wenig passiert!