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Für den Zuschauer mit Anspruch ist "Creepshow" wahrscheinlich ein Haufen Müll, der meilenweit stinkt. Für Fans der alten E.C. Comics und Stephen King hat sich dieses Werk allerdings im Laufe der Zeit zu sowas wie dem heiligen Gral entwickelt. Genau wie "Cujo" gehört "Creepshow" nämlich zu dem seltensten, was von King filmisch im Umlauf ist. Geschnittene Versionen, neue (schlechte) Synchronisationen, einmal im Fernsehen in zwanzig Jahren - was ich damit sagen will ist, dass "Creepshow" wie Gold ist, was seine Seltenheit betrifft, aber handelt es sich bei dem letztendlichen Werk auch um Gold?

Man sollte sich erstmal damit anfreunden, dass dieser Film hier nicht in gewöhnlicher Machart gedreht ist. Da es sich quasi um die Verfilmung eines Comics handelt, wurde das auch dementsprechend bunt umgesetzt. Obwohl es ein Film ist, werden imaginäre Seiten umgeblättert, die Szenen werden häufig in einzelne Kästchen unterteilt und die Schockszenen sind übertrieben knallig. Man hat seine Schwierigkeiten damit, aber hat man sich erstmal dran gewöhnt, ist "Creepshow" eine fulminante Unterhaltungsbombe, die einschlägt und Lust auf mehr und mehr macht. Aber nun zu den einzelnen Episoden.

"Vatertag" eröffnet den Episodenfilm, kämpft aber leider weitgehend mit Startschwierigkeiten. Die Geschichte ist wirr und konfus erzählt, die Darsteller kommen nicht über den Durchschnitt heraus und im direkten Vergleich mit dem restlichen Film, ist "Vatertag" tatsächlich lächerlich und peinlich. Da wird das alte, verhasste Oberhaupt einer Familie von seiner Tochter zum Vatertag niedergeschlagen und kriecht Jahre später an seinem Todestag aus seinem Grab und brüllt mit keuchender Stimme nach seinem Kuchen. Dabei müssen seine Tochter und ein paar einzelne Verwandte dran glauben. Das könnte eigentlich ganz unterhaltsam sein, ist es aber leider nicht. Der Zombie mit der John Wayne Stimme nervt nach kurzer Zeit schon gewaltig, weil er immer nur nach seinem Kuchen ruft. Allein schon zu dem Wort "Kuchen" entwickelt man hier eine eigenartige Unsympathie. Wie dem auch sei, sowohl inhaltlich als auch darstellerisch ist "Vatertag" ohne Zweifel die schwächste Episode. Ed Harris könnte dabei eigentlich ein Schauwert sein, aber er agiert so übertrieben lässig als angehender Schwiegersohn, dass man nur bemüht grinsen kann. Vor allem, wenn Harris peinlich wird und das Tanzbein schwingt. Auweia!

"Mondgestein" hat bisher schon sowas wie Kultstatus erreicht, da es der einzige Kurzfilm (und generell "Film" ist), wo Stephen King persönlich die Hauptrolle übernahm. Er stellt den idiotischen Bauern Jordy Verill da, auf dessen Acker eines Tages ein merkwürdiger Komet landet. Jordy verspricht sich davon das große Geld und berührt den Kometen, was nicht ohne Folgen bleiben sollte. Fortan wächst auf Jordys Hof und auf seiner Haut eine eigenartige, grüne Substanz, die sich am besten mit Moos oder Gras assozieren lässt. Der arme Jordy ist am Ende so von dem Zeug befallen, dass er zur Knarre greift und sich den Kopf wegbläst. Insgesamt eine deutliche Steigerung zum lauen Auftakt, wird "Mondgestein" auch gerne als beste Episode des Films angesehen, was ich aber so nicht unbedingt unterschreiben will. Sicher, Stephen King stellt den Jordy auf so tölpelhafte und zugleich glaubhafte Weise da, dass es einfach nur ein Genuss ist, ihm zuzuschauen. Dafür geht aber das "Rache"-Prinzip des Films hier flöten. Stirbt sonst immer jemand, der es auch verdient hat, muss hier ein völlig unschuldiger ins Gras beißen (Haha, Wortwitz...). Gruselig in dem Sinne ist "Mondgestein" dann auch nicht unbedingt, tatsächlich handelt es sich hier um die lustigste Episode, die durch von der einmaligen Aussprache Kings lebt. Eine gute Episode mit inhaltlichen Schwächen.

"Weggespült" wurde hierzulande gerne mal gänzlich aus dem Film geschnitten, damit er etwas straffer ist und deswegen besser ins Kino bzw. auf Video passte. Völlig ohne jeden Grund, denn "Weggespült" ist eines der Highlights von "Creepshow". Leslie Nielsen persönlich mimt hier den total eifersüchtigen Ehemann, der es nicht ertragen kann, dass seine Frau einen neuen, jüngeren Kerl an der Angel hat. Alsbald fasst er einen verrückten Plan. Er begräbt seine ehemalige Frau und deren Liebhaber am Strand, bis nur noch ihre Köpfe zu sehen sind. Den rest überlässt er der Strömung, die sich immer näher an die beiden Unglücksraben herantastet. Nielsen macht sich darauf eine Freude und nimmt alles auf Video auf, bis seine beiden verhassten Versuchskaninchen tot sind. Aber sie haben noch eine Rechnung offen. Eine erfreulich spannende Episode, die ganz getragen wird vom fantastischen Schauspiel Leslie Nielsens, der hier mit Sprüchen um sich feuert, dabei aber nie vergisst, auf eine Art auch cool zu wirken. So sieht man Nielsen mittlerweile selten, und demzufolge schaut man ihm hier auch gerne zu. Auch sonst ist diese Episode ein echtes Sahnestück, verfehlt kaum ihre Wirkung und ist schrecklich schön makabar. Nur das Ende wirkt etwas peinlich, aber das tut der sonstigen Geschichte keinen Bruch.

"Expedition ins Tierreich" ist ein weiterer Knüller, der sich von der Story her ein wenig an den alten Horror der 50er heranwagt und die schreckenerregendste Geschichte des Abends bietet. Ein Hausmeister findet eine ominöse Kiste unter einer Treppe, datiert auf den 19. Juni 1834 (Die "böse" Zahl 19 wird jedem Kingfan vertraut sein). Der Hausmeister und Professor Stanley öffnen die Kiste und finden eine furchtbare, affenähnliche Kreatur vor, die sich den Hausmeister krallt und ihn zerfleischt. Stanley rast nun nach hause und erzählt die Geschichte seinem besten Freund, der einen diabolischen Plan fasst. Er will seine Ehefrau, die ihn zu jeder Zeit schikaniert, dem Monster zum Fraß vorwerfen, um sie endlich los zuwerden. Wie schon gesagt, ist diese Folge hier die, die man am ehsten dem Horror zuordnen kann. Das Monster ist fabelhaft in Szene gesetzt und sorgt für ordentlich Gänsehaut, alles ist auf seine Weise makabar und fies, dass man nur lächeln kann. Die pissige Ehefrau wird so übertrieben nervig gespielt, dass man wirklich nur jubeln kann, wenn sie vom Monster in die Kiste gerissen wird. Aber auch hier ist das Finale wieder etwas zu knallbunt und wirkt daher etwas lächerlich, aber das macht nichts, denn ansonsten ist "Expedition ins Tierreich" neben "Weggespült" die beste Geschichte des Films.

"Insektenspray" ist die relativ kurze letzte Episode des Films. Ein reicher, bösartiger Mann, der übertrieben viel auf Hygiene setzt, wird von einer Horde Kakerlagen überrannt. Damit wäre der gesamte Plot auch schon abgehandelt. Eigentlich wird nur gezeigt, was für ein Stinkstiefel die Hauptperson ist. Das wird mit einigen Dialogen erklärt ("Ich hoffe sie sterben") und endet wie gesagt damit, dass der alte Mann von Kakerlagen ausgehüllt wird. Eben eine recht kurze Geschichte, die nicht so recht zünden will. Zwar ist die Darstellung der Kakerlagen wirklich widerlich, und das Schauspiel von E. G. Marshall schön gemein, aber irgendwie will der letzte Funke nicht überspringen. Vielleicht liegt es auch an dem irgendwie faden Beigeschmack, dass die unschuldigen Kakerlagen am Ende der Dreharbeiten schlicht vergiftet wurden. Und das waren mindestens 10.000, bei der Menge, die hier präsentiert wird. Wie dem auch sei, ansonsten liegt Episode Fünf irgendwo im Mittelfeld, ist nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich gut, dass man sagen könnte "Wooow!"

Insgesamt gesehen ein buntes Feuerwerk an Ideen und bunten Umsetzungen. Man wird sich daran gewöhnen müssen, um Gefallen dran zu finden, aber am Ende lohnt es sich. Die einzelnen Bewertungen für die Episoden lauten wie folgt:

Vatertag - 4/10
Mondgestein - 7/10
Weggespült - 8/10
Expedition ins Tierreich - 8/10
Insektenspray - 7/10

Fazit

Ein Kessel Buntes, im wahrsten Sinne des Wortes. "Creepshow" punktet mit seiner ungewöhnlichen Präsentationen, verliert aber ein bisschen Potenzial in der B-Note, denn generell wirken manche Sachen blödsinnig und peinlich. Sowas regelt aber eigentlich auch der persönliche Geschmack.

7/10

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