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Wer die „Treehouse of Horror“-Episoden der Simpsons schätzt, für den ist „Creepshow“ Pflichtprogramm, da sich deren visuelle Gestaltung sehr an den Episodengrusler von 1982 anlehnt.
Eingebettet ist das Ganze in eine Rahmenhandlung, in der ein gestrenger Vater seinem jungen Filius das Lesen von EC-Horrorcomics verbietet und das gefundene Heft direkt in die Mülltonne knallt. Danach kommt der Vorspann mit jener Schriftart, die auch beim „Treehouse of Horror“ später eingesetzt wurde, alles unterlegt mit Comicbildern, welche die einzelnen Geschichten einrahmen und damit noch mal ganz klar auf das Vorgängermedium, nämlich besagte EC-Comichefte verweisen.
Es folgen fünf Einzelepisoden: Ein gemeuchelter Patriarch kehrt zurück und rächt sich an der dekadenten Sippschaft. Ein Meteoriteneinschlag verändert einen Farmer. Ein betrogener Gatte spielt ein grausames Spiel mit seiner Ehefrau und deren Liebhaber. In einer Kiste an der Uni wird Grausames gefunden. Ein Phobiker kämpft in seiner sterilen Wohnung gegen Kakerlaken...

Die fünf Episoden schwanken in Länge und Qualität, wobei die längsten auch die besten sind. Gerade die vierte Story um den Fund in der Kiste bietet reichlich schwarzen Humor, sehr spannende Passagen und so einiges an einfallsreichen Effekten – diese stammen übrigens in allen Episoden von FX-Guru Tom Savini. Als Autor für die Chose ist niemand anderes als Stephen King verantwortlich, der hier genüsslich diverse Pulp-Mythen des US-Horror zitiert, ohne dabei groß auf Tiefgang oder Subtexte wert zu legen.
Während die bereits erwähnte Episode „The Crate“ sicherlich die rundeste ist, sind die anderen von unterschiedlicher Qualität. Die erste Episode ist geradlinig, überraschungsarm, aber (wie der gesamte Film) einfallsreich bebildert und kann mit einigen schrägen Effekten wie einem abgedrehten Kopf aufwarten. Auch Episode zwei ist ebenso vorhersehbar wie bekannt und setzt auf etwas Holzhammer-mäßigen Humor, der immerhin halbwegs amüsant ist. Wesentlich stärker hingegen die Geschichte mit der Rache des Ehemannes, die mit recht wenig FX, dafür aber einer perfide erdachten, teilweise herrlich hinterhältigen Geschichte daherkommt. Die letzte Episode hat ein interessantes Setting, teilt ein paar Seitenhiebe gen fortschreitender Technisierung und damit einhergehender Vereinsamung aus, ist aber wieder recht vorhersehbar und wiederholt sich bis zum absehbaren Schlusspunkt leider etwas.

Was „Creepshow“ dann allerdings wirklich stark macht, das ist die optische Umsetzung. Immer wieder werden Comicbilder in den Film eingestreut, zwischendrin aus visuelle Elemente des Comics übernommen: Das Bild wird in Panels aufgeteilt, Szenen mit gezeichneten Hintergründen unterlegt oder Comic-Rahmungen um einige Szenen gesetzt. Zudem wird immer mal wieder grelle Comicbeleuchtung eingesetzt, vor allem in den Schreckszenen von „The Crate“ auf relativ exzessive Weise.
Bei der Schauspielerriege hakt es dahingegen ein wenig, trotz durchaus talentierter Leute wie Hal Holbrook, Adrienne Barbeau oder Ed Harris in tragenden Rollen (unerwartet fies: Leslie Nielsen in seiner Prä-„Nackte Kanone“-Phase). Jedoch schien die Regieanweisung zu lauten, passend zur Inspiration durch die EC-Comics dann gleich auch auf comichafte Weise zu overacten, was leider nicht immer passt: Gerade in der Meteoritenepisode wirkt es einfach zu übertrieben und nimmt den sonst schön stimmigen Film etwas von seinem Flair. Tom Savini und Stephen King haben auch kurze Gastauftritte in dem Film.

Unterm Strich schwankt die Qualität von „Creepshow“ von Episode zu Episode, insgesamt kann die Zusammenstellung aber nicht zuletzt aufgrund ihrer originellen Bebilderung überzeugen, die für erfreulich kurzweilige zwei Stunden sorgt. Meist recht spannend, teilweise schwarzhumorig und stets effektreich, da darf sich der Horrorfan gut unterhalten fühlen.

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