Für jedes Filmgenre gibt es einen ultimativen Vertreter, der allerorts als das Vorzeigestück präsentiert wird. Sei es „der Pate“ bei den dramatischen Epen, „Once upon a time“ bei den Western. Es gibt dutzende Beispiele. Für den Bereich der „Horrorkurzgeschichten“ ist es CREEPSHOW – eine unheimlich verrückte Geisterstunde.
Diese Ansammlung von Kurzgeschichten aus der Feder Stephen Kings (meines Erachtens sind sie in keinem seiner Bücher zu finden) wurde von George A. Romero perfekt in Szene gesetzt. Als Rahmenhandlung fungiert das Comicheft Creepshow, welches der erboste Vater seinem Sohn aus der Hand reisst und auf die Straße wirft. Jede Geschichte wird mit dem ersten Bild aus dem Comic eingeleitet und die Zeichnungen werden lebendig. Auch während der Geschichten tauchen vereinzelt die weissen Ränder oder ein Kästchen mit Text am Bildrand auf; dadurch geht der rote Faden – die Umsetzung eines Comicheftes – nie verloren. Ja sogar die Kameraeinstellungen lassen einem vor dem geistigen Auge die Comicvorlage sehen.
Die Stories sind nicht zu lang und nicht zu kurz geraten:
- Familientyrann kommt nach seinem Ableben wieder zurück, um sich seinen Vatertagskuchen zu holen
- Landei (herrlich gespielt von Stephen King selbst) möchte mit einem auf seinem Hof gestürzten Meteoriten Geld machen und kriegt dies am ganzen Leib zu spüren
- Ein betrogener Ehemann tötet den Lover seiner Frau auf sadistische Weise – doch der rächt sich zusammen mit der Ehefrau
- Mann möchte seine nervtötende Ehefrau beseitigen und bedient sich dabei einer Kiste mit tödlichem Inhalt
- Hygienefanatiker hat ein Kakerlakenproblem
Manche Charaktere sind bewusst überspitzt dargestellt, um den Comicflair aufrechtzuerhalten. Die Geschichten verkommen aber nie zu Karikaturen. Witzige Dialoge, etwas schwarzer Humor, passend schaurige Musik und gute Schauspieler machen den Film tatsächlich – wie im Trailer versprochen – zu einem Gruselspass. Effekte sind unter Berücksichtigung des Jahrgangs akzeptabel.
Creepshow 2 konnte dieses Niveau leider nicht halten. Wer die Comics kennt und mag und/oder mit “Tales from the Crypt“ etwas anfangen kann, kommt an diesem Streifen nicht vorbei.
Glatte 10 von 10