Review

Gesamtkritik

Ich muss zugeben, bis vor einigen Wochen sagte mir Black Adder rein gar nichts. Bisher war ich auch nicht der grösste Fan von Rowan Atkinson – wahrscheinlich weil ich Mr Bean nie sonderlich gemocht habe. Umso überraschter war ich, als ich nun die TV-Serie konsumierte und siehe da: Ein wahres Meisterwerk lag da im Verborgenen.

In Deutschland ist Black Adder so gut wie unbekannt, während es in den UK zweifellos Kultstatus besitzt. Die Serie dreht sich um die intrigante, fiese und unglaublich sarkastische Person des Black Adder. In 4 Staffeln à 6 Episoden erlebt man mit Edmund, genannt Black Adder, Ausschnitte aus seinem Leben und dem seiner Dienerschaft/seiner Untergebenen.

Nett ist, dass jede Staffel in einer anderen geschichtlichen Epoche spielt – demzufolge spielt Atkinson auch immer einen Nachkommen aus der Black Adder Blutlinie. Hier eine kleine Übersicht der Staffeln:

- Staffel 1: Spätes 15. Jahrhundert; Dunkles Mittelalter; Mord und Intrigen sind üblich, um Ländereien, Titel und Ruhm zu verdienen. So auch der etwas trottelige Edmund, Duke of Edinburgh.

- Staffel 2: Mitte 16. Jahrhundert; die Großzeit von Elisabeth I., Black Adder ist adliger Berater der etwas stumpfsinnigen Königin. Atkinson spielt hier den zynischen, immer beherrschten und – vergeblich – ambitionierten Adligen.

- Staffel 3: Spätes 18. Jahrhundert; Kurz nach der Zeit der französischen Revolution; Black Adder ist Butler des deutsch/englischen Kronregenten in England, der den unglaublich dummen Regenten insgeheim manipuliert. Noch genauso zynisch, aber etwas menschlicher präsentiert sich hier Atkinson.

- Staffel 4: Frühes 20. Jahrhundert; Zeit des ersten Weltkrieges; hier spielt er einen englischen Offizier, der sich versucht, mit minimalen Aufwand und grösstmöglichem Spass durch den Krieg zu mogeln

In allen Staffeln stehen ihm eine kleine Schar an Dienerschaft zur Verfügung. Die fiesen Witzeleien und die herablassende Behandlung seiner Dienerschaft stellt unzweifelhaft immer wieder die Höhepunkte der Serie dar. Baldric und Percy seien hier genannt, denn sie stehen Black Adder in Witzigkeit in nichts nach. Überhaupt kann man sagen, dass hier alle Schauspieler eine grossartige Show abliefern – eine grossartige Riege von Darstellern.

Von der Optik her ist Black Adder sehr einfach gehalten – es hat definitiv Theaterflair, da die wenigsten Episoden mehr als drei oder vier Schauplätze behandeln. Richtige weitreichende Aussenaufnahmen sind sehr selten.

Der Sound- oder besser gesagt der Titeltrack ist gewöhnungsbedürftig. Während den Folgen ist sowieso so gut wie keine Begleitmusik zu hören. Der Titeltrack schwankt – je nach Episode – zwischen genial und etwas nervig.

An der ersten Staffel hat Atkinson noch mitgeschrieben, während die darauf folgenden Staffeln nicht mehr aus seiner Feder stammen. Dies ist wohl der Grund, warum die erste Staffel noch sehr flapsig ist, und Black Adder dort noch einen Trottel spielt. Trotzdem: Wer nicht gedacht hätte, dass Rowan Atkinson auch wirklich (mehr oder weniger) ernsthafte Rollen spielen kann, der sollte sich diese Serie antun. Dies ist für mich bisher einer der Höhepunkte.

Übrigens: Schaut Euch die englische Fassung mit Untertiteln an – durch die deutsche Synchronisation, geht verdammt viel an Wortwitzen und Situationskomik verloren, und das wäre hier wirklich schade.

Beispiel: Es wird gerade ein Lexikon verfasst, und man überlegt, welche Wörter noch mit „ab“ beginnen.

Black Adder: „Tell me another word, that starts with ab…“ Baldric: “Honey”
Black Adder: “What the hell are you talking about, Baldric?”
Baldric: “Because honey starts with a bee…!”

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