Tommy Jauds „Vollidiot“ gehört zu mit Sicherheit zu den unterhaltsamsten Büchern, die in den letzten Jahren zum Thema Pop-Literatur in Deutschland erschienen sind. Dass der Erfolg des Bestsellers eine Verfilmung nach sich ziehen würde, war in Anbetracht der positiven Reaktionen von Leserschaft und Kritikern nur logisch. Doch obwohl Jaud zusammen mit Christian Zübert („Mädchen, Mädchen“, „Lammbock“) gleich höchstpersönlich das Drehbuch übernahm, vermag Regisseur Tobi Baumann („Der Wixxer“) nur ganz selten die Essenz des Buches auf die Leinwand zu übertragen. Jauds geschliffene Feder scheint für dieses Format einfach untauglich zu sein, denn wo man als Buchautor auch mal Tabus brechen darf, muss man bei der filmischen Adaption auf Budget, Erwartungen der Produzenten und ein breiter gestreutes Publikum Rücksicht nehmen.
Oliver Pocher, dessen schauspielerische Qualitäten schon vorab heiß diskutiert wurden, trifft dabei übrigens keine Schuld. Als Simon Peters schlägt er sich wacker und wenn ich ehrlich bin, habe ich mir die Figur beim Lesen so ähnlich auch vorgestellt.
Leider passt das Drumherum aber meist nicht. Natürlich sind einige Veränderungen zur Vorlage zwingend notwendig, die dem Film alleerdings nun einiger der besten Situationen des Buches berauben beziehungsweise sie so stark abändern, dass der ursprüngliche Witz nicht mehr funktioniert. Zu Kompensieren versucht man diese ärgerlichen Eingeständnisse mit unnützen Cameos bekannter deutscher Comedians, die noch weniger Humor versprühen.
Ein völliger Verriss der immer noch soliden Komödie wäre an dieser Stelle nicht fair, aber der Film zitiert die Vorlage eigentlich phasenweise nur anstatt sie umzusetzen. Tommy Jauds unvergleichlicher Wortwitz dringt nur selten durch die enttäuschend angepasste Komödie, der es eindeutig an den bissigen Momenten des Romans fehlt, der ohne Rücksicht auf Verluste nun wirklich vor nichts und niemanden Halt machte. Jauds Bestseller lebt von der scharfen Beobachtungsgabe des Autors und dessen Talent sie in satirischer Form wiederzugeben. Das Buch ist natürlich dezent gesellschaftskritisch, amüsiert sich aber vornehmlich über unsere Marotten und den sogenannten „modernen Lifestyle“.
„Vollidiot“ ist dagegen eher eine Spielwiese für Oliver Pocher geworden, der einem Drehbuch folgt, das sich grob an der Romanvorlage entlanghangelt, daneben aber mit gänzlich überflüssigen Ausfällen wie der „24“ - Parodie oder den kommentierenden Nachrichten glänzt und sich seines Zielpublikums nicht sicher zu sein scheint. Wie wenig selbstbewusst man sich darüber hinaus an die Adaption machte, zeigt insbesondere das moralinsaure Happy End, gänzlich konträr zur Vorlage.
Allenfalls Pochers Fans kommen dabei noch vollends auf ihre Kosten, spielt der Komiker doch eigentlich nur seine Paraderolle und ein bisschen sich selbst. Als hochverschuldeter Loser Simon Peters stolpert der Macho ganz selbstverständlich von einem Fettnäpfchen ins nächste, verliebt sich in die falschen Frauen, bringt seine besorgten Freunde auf die Palme, verliert schließlich seinen Job und bekommt Ärger mit der Polizei. Das ist immer noch einigermaßen witzig, versprüht aber nur ansatzweise in ganz wenigen Situationen den Esprit des Buches.
Fazit:
Während der Roman von Tommy Jauds geschliffener Schreibe lebt, erweist sich der Kinofilm als halbgare Angelegenheit, die sich auch als aufgestylter TV-Event auf RTL gut gemacht hätte. In diese Richtung weist Regisseur Tobi Baumann jedenfalls mit seiner flashigen Inszenierung, die mit ihren stilistischen Gimmicks verzweifelt versucht das Fernsehformat zu kaschieren.
Mit teils platten Kalauern, seichtem Witz und einigen Zitaten der Vorlage legen sich die Macher auf eine andere Art des Humors fest und entfernen sich damit zu weit von ihrem Ursprung. Oliver Pocher zieht seine Show in gewohnter Manier durch und ist damit noch das Beste an „Vollidiot“. Der Funke springt letztlich leider nie über. Lieber „Vollidiot“, den Nachfolger „Millionär“ und den ähnlich gelagerten „Resturlaub“ lesen.