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"Matilda" - ein damals (1996) sehr faszinierendes Werk, dass mit einer neuen, geistreichen Story sich präsentiert - und das alles verpackt mit einem düsteren Flair, der nicht unbedingt für Kleinere ratsam wäre. Die FSK-Freigabe ab 6 Jahren ist sicherlich nicht jedermann klar, aber dennoch absolut gerechtfertigt, da das Gute im Grunde doch siegt und das unscheinbar Böse doch seine regelrechte Bestrafung bekommt.


Es wird die Thematik Mord angesprochen, Unterdrückung der Schulkinder, eine innerlich zerrissene Familie - aber auch Magie, Freundschaft und viel Liebe. Matilda-Darstellerin Mara Wilson spielt ihren Charakter außerordentlich gut, verleiht ihm viel Liebe und Glaubwürdigkeit - ohne jedoch ihren süßen Charme zu verdecken. Sie ist die perfekte Mischung aus kleinem, unschuldigem Mädchen sowie der Magierin. Ihr Schauspiel ist nie überkandidelt oder gestellt, sie spielt als sei sie schon von Geburt an mit der Kamera aufgewachsen - so natürlich und authentisch ist ihr Spiel in dem Fantasyspektakel.

Regisseur und Papa-Darsteller Danny DeVito tritt eher in Hintergrund, spielt ein paar hübsche fiese Parts, die jedoch stets zu überzeugen wissen. Er konzentriert sich mehr auf den Film und die Regie, daher soll man hier nicht einem typischen DeVito Film erwarten, da er nicht der Star ist. Das ist Matilda. 
Embeth Davidtz - die Darstellerin der Fräulein Honig - hatte schon einige Charakterfiguren gespielt - so auch in Steven Spielbergs Holocaust-Drama "Schindlers Liste". Sie spielt in dem Film eine honigsüße Lehrerin, die der Liebling aller Schüler ist. Das mag zwar etwas zu süß geraten sein, aber auch sie meistert ihre Rolle weitgehend gut. In den "Actionszenen" im Haus der Fräulein Knüppelkuh ist sie zwar etwas fehl am Platz und sie weiß nicht so recht mit der Situation umzugehen, aber im Umgang mit den Kindern - und speziell mit Matilda - spürt man die Wärme, welche von ihrem Charakter ausgeht.
Fräulein Knüppelkuh-Darstellerin Pam Ferris ist der heimliche Star des Films. Ihr Auftreten ist robust, strikt geordnet und auch sehr strengt. Sie verleiht dem Film den nötigen Tiefgang, aber auch die Unfairness und Diabolik, was den Film schlußendlich auszeichnen. Sie ist jedoch nie zu brutal oder ungerecht, sondern findet genau die Balance zwischen Gemeinheit und Übertreibung. Pam Ferris ist faszinierend in der Rolle, mehrmals sorgt sie für den nötigen Kick und Nervenkitzel, die der Film hervorruft.

Die Story ist im Grunde ein relatives Nichts; es beginnt sehr düster und deprimierend, endet jedoch lebensbejahend und sehr glücklich - wie in einem Märchen. Diese Überdosis an Zucker muss man akzeptieren, um die Schönheit des Films zu begreifen. Das der Film aber nicht immer diese Überzuckerung standhält, muss man wohl verschmerzen. Dafür sorgt Danny DeVito außerordentlich viel Spannung und auch düstere Atmosphäre, wie man sie in einer Komödie sonst so nie sieht. 

Alles in allem lässt sich sagen, dass DeVito kein Quantensprung gelungen ist, aber Dramatik und Humor gekonnt zu mischen weißt. Es ist ein spannendes, teilweise actiongeladenes Werk, das mit 3 vorzüglichen Hauptdarstellern zu unterhalten weiß. Der Film ist vollgespickt mit verrückten Ideen, viel warmherzigem Humor und einem überbordendem Einfall an irren Aktion. Ab und an verfällt diese Art von Unterhaltung ihrem Selbstzweck, aber man kann ja nicht alles haben. Ertragen muss man ebenfalls die zuckrige Story und die nicht vorhandene Logik, da, obwohl dies eine Fantasygeschiche ist, sie doch viele Motive der Realität aufgreift. Fortsetzung ausgeschlossen - und das ist auch gut so!

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