Review

Ein mittelmäßiger, hoffentlich vorübergehender Abschluss der "Phantasm"-Reihe.

Die ersten drei Teile habe ich ziemlich angepriesen. Selten habe ich gesehen, dass in einer Horrorfilmreihe ein dermaßen hohes Niveau gehalten werden kann. Nach meiner Meinung konnte Don Coscarelli sogar eine konstante Steigerung erreichen. Der vierte Teil ist eigentlich kein Abschluss der Reihe, wenn man den Film gesehen hat. Warum genau er mit "Oblivion", also die Vergessenheit, untertitelt wird, verstehe ich nicht. Vermutlich sollte das nur den Gag mit der IV ermöglichen...

Deswegen wird seit Jahren über einen letzten Teil spekuliert, der "Phantasm’s end" betitelt sein sollte. (Reggie Bannister bestätigt in einem Interview, dass Ron Avary das Skript schon geschrieben hatte) Don Coscarelli hatte jedoch stete Probleme mit der Finanzierung (der vierte Teil kostete um die 700 000 Dollar, für den letzten wollte er 15 Millionen) und anscheinend, wie dem ein oder anderen Interview entnommen werden konnte, irgendwann auch die Lust verloren. Spekuliert wird seit 2001, jetzt haben wir 2006. Man muss also befürchten, dass die "Phantasm"-Reihe nie den endgültigen Abschluss finden wird, den sie verdient hätte. Das ist sehr schade, vor allem wenn man bedenkt, dass die Schauspielercrew (und zusätzlich Roger Campbell!) der ersten vier Teile die Teilnahme am fünften Teil abgesegnet hatte. Mittlerweile ist Angus Scrimm, unser geliebter Tall Man, 80, jeder Monat, der verstreicht, lässt Zweifel aufkommen, dass er ünberhaupt im Stande wäre, einen letzten Teil zu drehen.

Doch zurück zum vierten Teil. Allgemein ist er als schlecht verschrien. Auch ich war nicht begeistert, fand ihn aber nicht ganz so schlimm und durchaus interessant. Er schlägt eine ganz neue Route ein – weg vom Humor des dritten Teils – und will unter anderem die Geschichte des Tall Man erklären. Überhaupt kommt dem Film teilweise fast dokumentarischer Charakter zu. Mike fährt mit seinem Auto durch das ausgestorben wirkende Amerika und wird dabei stets vom Tall Man begleitet, der ihn offenbar zu einem bestimmten Ort führen will. Reggie, mein persönlicher Held der Reihe, hatte den ganzen Konflikt eigentlich abgehakt. Motiviert von Jody (Mike’s Bruder) macht er sich dennoch ein weiteres Mal auf den Weg, um Mike zur Seite zu stehen. Zwei Sachen hat er dabei nicht vergessen: Erstens seine vierläufige Schrotflinte, um den bösen Zwergen ordentlich einzuheizen und zweitens seine nie ermüdende Geilheit. Es ist mal wieder sehr amüsant, ihm bei seinen Fleischeroberungsversuchen zuzuschauen. Mike erkennt plötzlich, dass er den Tall Man nie besiegen können wird, wenn er nicht in die Vergangenheit gehen kann. Dort, wo alles begann, nur dort kann er den Tall Man besiegen...

In Phantasm Oblivion wird eine hammermäßige Atmosphäre aufgebaut, die musikalisch sehr stark untermalt ist, das möchte ich an dieser Stelle vehement würdigen. Hinzu kommt die einmal mehr kultig erscheinende Leistung von Reggie Bannsiter, den ich durch die Reihe lieben gelernt habe. Angus Scrimm als Tall Man werden wieder einige Monologe gegönnt, nachdem er im ersten Teil noch kaum sprechen durfte. Die anderen Schauspieler bleiben dagegen eher blass, das muss man leider zugeben.

Kritisieren muss man an dem Film natürlich, dass er die ein oder andere Länge beinhaltet, was einfach daran liegt, dass er eine recht flache Handlung hat und vornehmlich erklärenden Charakter beansprucht. Das Verrückte dabei: Trotz dieses Anspruches wird viel zu wenig erklärt. Alles, was man über den Tall Man erfährt, ist, dass er, bevor er böse wurde, ein Totengräber namens Jebediah Morningside war und es irgendwie geschafft hat, das Stadium zwischen Leben und Tod zu erreichen. Wieso genau er dann aber böse war, weiß man nicht. Wie er seine Macht ausweitete, all das wird nicht preisgegeben und lässt Fans wie mir das Wasser im Munde zusammenlaufen, wenn wir an einen fünften Teil denken, in dem die herrliche Filmreihe sein Ende finden könnte. Das Problem ist: Der vierte Teil wurde auf einen fünften ausgelegt, würde jetzt keiner gedreht werden, wäre die Reihe unvollkommen.

Fazit: Die "Phantasm"-Reihe findet sein vorläufiges, möglicherweise leider endgültiges Ende. Der vierte Teil ist meiner Meinung nach der schlechteste, wobei die Kritiken zu hart ausfallen. Er hat seine ganz eigene Atmosphäte, ist teilweise recht gruselig, brutal und musikalisch ganz stark. Es sind aber auch ein paar Längen vorhanden und für meinen Geschmack ist das Ende kein richtiger Abschluss der Reihe. Zu wenig wird erklärt. Insgesamt finde ich 5 Punkte fair. Euer

Don

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