Review

Gesamtbesprechung

Die polnisch-deutsche Kinder-/Familienserien-Koproduktion „Die Kinder vom Mühlental“, 1985 unter der Regie Janusz Leskis gedreht und in einem polnischen Dorf spielend, bekam 1987 ein Prequel zur Seite gestellt, bei dem ebenfalls Leski Regie führte und die Drehbücher verfasste. 1989 wurde die Serie auch in Deutschland ausgestrahlt, ab Juli 1989 im WDR.

Nachdem ein Fuchs eine Gans aus dem Mühlental gestohlen hat, sorgen die Kinder Stanni (Tadeusz Horvath-Sienkiewicz, „Janna“) und Bärbel Dendek (Monika Sapilak, „Mr. Kleks in Space“) dafür, dass deren zwei Eier ausgebrütet werden. Als Gänseeltern ziehen sie die Klemens und Klementinchen getauften Küken groß und behandeln sie mehr wie Haus- denn wie Nutztiere. Bis Klementinchen schließlich selbst Nachwuchs ausbrütet, sind die eine oder andere Gefahr zu bewältigen und gibt es das eine oder andere Abenteuer zu erleben.

Die Handlung spielt also vor den Ereignissen aus „Die Kinder vom Mühlental“, wo Gans Klementinchen bereits ausgewachsen war, was schauspielerisch kein großes Problem darstellte: Man konnte auf dasselbe Ensemble zurückgreifen, da es nicht älter wirkte. Allerdings wurde es um einige Nebenrollen reduziert; so fehlt bei den Kindern Martha und spielen bei den Erwachsenen Kapitän Groschny oder Schmied Wieczorek keine Rolle mehr, dafür steht Bauer Wronka (Roman K?osowski, „Big Bang“) stärker im Mittelpunkt. Reduziert hat man auch die Laufzeit, denn die insgesamt dreizehn Folgen sind jeweils nur zehn bis zwölf Minuten lang. Auf einen Erzähler wie Storch Jacki verzichtete man hier komplett. Vorrangig sieht man Stanni und Bärbel sich meist liebevoll um die Junggänse kümmern, welche innerhalb der Folgen eine Entwicklung vom Küken zur Geschlechtsreife vollziehen. Dabei lernen sowohl die Mühlental-Kinder, als auch die jungen Zuschauer etwas über den Umgang und das Zusammenleben mit Tieren und die kleinen Geschichten wecken Verständnis für Abläufe in der Natur. Dass auch der Tod von Tieren dazugehört, wird gleich in der ersten Folge deutlich, als sich der Fuchs die Gans schnappt, was auch von der Kamera eingefangen wurde. Und als es in einer Folge um Ferkel geht, wird zumindest kurz erwähnt, dass sie auch verspeist werden. Ferner ist das Rupfen der Gänse Thema, wovor die Kinder die titelgebenden Tiere erfolgreich bewahren können.

Darüber hinaus unterhält man mit netten, harmlosen Geschichtchen um den kurzzeitig entlaufenen Klemens, einen Auftritt der Gänse in der Dorfschule, die Versuche, ihnen das Fliegen beizubringen etc. und gibt den Kindern pädagogisch gut nachvollziehbar mit auf den Weg, dass sie mit offenem Feuer vorsichtig sein müssen, Verantwortung für die Tiere übernommen haben, der sie nachkommen müssen und dass es schädlich für sie ist, sie mit Menschen-Shampoo zu waschen. Als erwachsener Sympathieträger fungiert in erster Linie Wronka und das Chaos, das die Gänse zeitweise veranstalten, wird stets schnell verziehen und bietet Anlass zur Heiterkeit auf Zuschauerseite. Beeindruckend ist dabei die Tierdressur, die nötig war, um die Tiere entsprechend in Szene zu setzen. Dominanter erschien mir diesmal die musikalische Untermalung mit ihren anheimelnden, klassisch intonierten Melodien. Um Kontinuitätsfehler wie das bereits bunt angemalte Haus der Dendeks, das eigentlich erst in einer „Die Kinder vom Mühlental“-Folge künstlerisch verziert wurde, scherte man sich indes leider nicht und wo eigentlich Klemens abgeblieben ist, der in „Die Kinder vom Mühlental“ komplett fehlte und nie erwähnt wurde, wird auch gar nicht erst zu erklären versucht. Unterm Strich gefallen mir die ausgefeilteren, weil längeren Folgen der vorausgegangenen Serie besser, doch auch „Klemens und Klementinchen“ ist prima geeignet, die jungen Klientel zu erfreuen und zur Tierliebe zu erziehen, während die älteren entspannt mitgucken und die Seele baumeln lassen können. Eine liebevoll gemachte Kinderserie, die den Stress des schnelllebigen urbanen Alltags zumindest eine zeitlang vergessen macht.

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