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Lieber Mr. Winnick, versprechen Sie, dass Sie nie wieder einen Film drehen, wenn ich Ihrem Erstling nicht die schlechtmöglichste Bewertung gebe? Denn die hätte "Shadow Puppets" alleine schon deshalb verdient, um ahnungslose Zuschauer davor zu bewahren, sich völlig ungewarnt auf gut 100 Minuten lupenreinen Kokolores einzulassen und es hinterher möglicherweise ewig zu bereuen.

Gottseidank konnte ich auf der Rückseite des DVD-Covers eine Zusammenfassung der Handlung entdecken, denn in ihrem Film war von einer solchen leider keine Spur zu finden. Ich glaube zwar gerne, dass Ihnen "Cube" außerordentlich gut gefallen hat und Sie deshalb wahrscheinlich auch dessen Ausgangssituation übernommen haben (was übrigens auch schon die einzige Übereinstimmung mit Vincenzo Natalis Schocker ist). Doch vermutlich schwante Ihnen selbst, dass das Drehbuch für "Shadow Puppets" arg dünn geraten war, weshalb Sie ersatzweise halt das Ensemble zur Hälfte (also als Zahl: 4) mit durchaus ansehnlichen  Mädels besetzt haben, die zudem noch ca. 90% der Zeit in denkbar knappester Unterwäsche durch die Kulissen tapsen. Ja, und scheinbar war Ihnen diesbezüglich auch keine vorgeschobene Begründung zu dämlich für das gute alte Rein-in-die-Klamotten-raus-aus-den-Klamotten-Spiel ("Zieh dich aus, damit dich das böse Husch nicht sehen kann...")

Hätten Sie die Damen doch nur überredet, ganz auf die Unterwäsche zu verzichten, dann hätte wenigstens der Exploitation-Fan noch was zum Gucken gehabt, so aber entbehrt das halbherzig erotische Störmanöver leider jeglicher kompensatorischen Wirkung, zumindest was die idiotische Story angeht. Die ist nämlich ursächlich an allem Schuld, was Ihren Film zum aussichtsreichsten Bewerber für den Titel langweiligste Horrorgurke aller Zeiten macht. So glaube ich zwar, dass die beteiligten Schauspieler bestimmt alles ganz nette Leute sind, mit denen man tolle Gespräche führen und eine klasse Zeit verbringen könnte. Leider gab ihnen das Drehbuch aber rein gar nichts an die Hand, aus dem sie auch nur irgendetwas hätten machen können, weshalb ich keinem von denen auch nur das Geringste von dem Theater abnehme, das die da abliefern. 

Womit wir auch schon bei den inhaltslosen (vgl. "Story") bis völlig hirnrissigen "Dialogen" sind. Die bestehen zwar vornehmlich aus Einzeilern, mit denen die Figuren die Belanglosigkeiten verbalisieren, die sich so um sie herum abspielen, und doch blitzt da bisweilen zwischen den Zeilen eine tiefere Wahrheit auf.  "Irgendwie sehen die Gänge alle gleich aus", sinniert eine der Damen und spricht da auf Metaebene aus, was man als Zuschauer nach kürzester Zeit denkt: Wieso war die Wand vor einer Minute noch weiß und wie oft laufen die jetzt eigentlich noch um diese Ecke? Ach so, wegen des kleinen Budgets. Aber diese als Bela-Lugosi-Gedächtnissarg getarnte Mad-Scientist-Maschine (mit praktischem "aktiviert-sich-von-selber" Aufkleber), die ist auf der Trash-Tribüne für mindestens einen Lacher gut.

Genau wie das böse Schattenwesen. Optisch besteht das aus schwarzem CG-Qualm und wirkt dabei fast so furchteinflößend wie Hui Buh das Schlossgespenst, nur dass sich das böse Schattenwesen vor Taschenlampen fürchtet. Aber was weiß ich schon über ein Wesen [Achtung - Riesenspoiler ahead! Ich zitiere (un-)sinngemäß die Auflösung], das "aus reiner Lebensenergie besteht und entstanden ist, als die Maschine, die die Erinnerungen einer Person löscht, den Verstand derselben nicht finden konnte." Mr. Winnick, ich bin mir sicher, hätte man Ihren Film in die Maschine gelegt, das Ergebnis wäre ähnlich ausgefallen.

Und jetzt könnte ich noch seitenweise nur gar wenig Vorteilhaftes schreiben, etwa über die beknackten Charakterentwürfe oder das narrative Desaster, welches aus 100 Minuten gefühlte 1000 werden lässt. Aber das will jetzt hoffentlich überhaupt niemand mehr wissen. Also Mr. Winnick, zwei Punkte, aber bitte lassen Sie sich viel, viel Zeit mit dem nächsten Film.

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