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Solides Regiedebut von Michael Winnick, das mit Auslauf-B-Star Tony "Candyman" Todd sogar einen bekannten Namen für sein vielversprechend beginnenden Horrorstreifen aufbieten kann. Eine Handvoll Menschen wacht, verstreut über einen scheinbar verlassenen Laborkomplex, in grell erleuchteten Zellen auf. Nicht einmal an ihre Namen können sich die Eingeschlossenen erinnern, dafür zeugen unheimliche Geräusche schon bald davon, dass offenbar noch eine andere Macht in den dunklenen Gängen ihr Unwesen treibt. Die Suche nach einem Ausgang wird schnell zum Spiel mit dem Tod.

Die erste Hälfte von "Dark Shadows" ist für ein niedrig budgetiertes Genre-Debut wirklich sehenswert gelungen. Die Suche nach einer Antwort auf die Frage, weswegen sich die scheinbar bunt zusammengewürfelten Individuen in Gefangenschaft befinden, sorgt für Spannung, wobei die düsteren Kulissen eine gesunde Grusel-Atmosphäre verbreiten. Doch je weiter die Eingeschlossenen in den Komplex vorstoßen und sich erste deutliche Hinweise ergeben, desto dröger und konventioneller wird Winnicks Film. Das heisst aber nicht, dass einen jetzt die zur Zeit übliche 0815-Schlachtpalette erwartet. Im Gegenteil: "Dark Shadows" fährt überraschenderweise eher die unblutige Spukschiene - und versagt hier leider vor allem aufgrund der miesen CGI-Effekte. Ist der Urheber der unheimlichen Geräusche erst einmal entlarvt, so kann man den Film praktisch nicht mehr ernstnehmen und auch das Drehbuch gibt umgehend die Bankrotterklärung ab. Es folgt das übliche 10-kleine-Negerlein-Spielchen mitsamt obligatorischem, alles ans Licht bringendem Wissenschaftsverräter und innovationslosem Finale. Versuch eines klassischen Horrorstoffes gescheietert.
Bauer, bleib lieber bei deinen Bluteffekten, wenn du schon keine Ideen hast! Wer echten subtilen Horror abliefern will, muss da schon mehr abliefern als solch konventionelles Geeiere...

Fazit: Die Grundidee eingeschlossener und ahnungsloser Menschen nach "Cube"-Vorbild ist zwar nicht schlecht (wenn auch nicht neu), aber wenn die Computer-Effekte dann eher an B-Filme der 90er Jahre erinnern und interessante Storyelemente mit der Lupe zu suchen sind, dann bricht das einem bestenfalls passabel gespielten Film des Jahres 2006 leider wenn nicht das Genick, dann doch mindestems die Arme.
Leider kann auch der Rest der Inszenierung schauplatzbedingt keine Bäume ausreißen, und auch aufgrund teils nerviger Darsteller muss sich "Dark Shadows" leider im Mittelfeld aktueller Fließbandproduktionen einreihen. Schade um die stimmungsvollen Ansätze der ersten rund 30 Minuten und einen eher austauschbaren Tony Todd...

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