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Mit "My Sweet Satan" erzählt Undergroundfilmer Jim van Bebber die Geschichte von einer Gruppe Jugendlichen, allen voran Ricky, der bei einem Streit einen Kumpel umbringt. Wie einst Charles Mansons Satansjünger, nur im neuen Gewand, präsentieren sie sich bei einer blutigen Messe. Doch im Gegensatz zu damals sind es keine Hippies, sondern Punks mit Tribaltattoos und Piercings, die Deathmetal hören und Drogen konsumieren. Das ist von der Idee gar nicht so uninteressant, die modernen Satanisten nicht als die üblich aufgesetzten Gruftis darzustellen, sondern als freakige Teenies, die im Eifer des Gefechts außer Kontrolle geraten. Angeblich beruht das Drehbuch auf wahren Begebenheiten aus dem Jahr 1984, doch im Grunde ist es wohl stellvertretend für junge Menschen, die ausrasten oder Amok laufen. Trotzdem kann "My Sweet Satan" nicht überzeugen, zu schnodderig ist die Umsetzung, was die Glaubhaftigkeit angeht. Selbst mit budgetbedingten Abstrichen im Independentbereich werden vor allem die plakativen Charaktere dem ganzen kaum gerecht. Selten hat man so dilettantisch aufgemalte Tätowierungen gesehen wie hier, da fällt das peinliche pseudosatanistische Ritual nicht mehr ins Gewicht, denn das könnte durchaus beabsichtigt sein. So recht realitätsnah will das ganze nicht wirken, obwohl Jim van Bebber die Absicht hatte. In dokuhafter Erzählweise bekommt man rückblickend mit, wie es dazu kam, dass ein Junge sein Leben ließ, Ricky ist anfangs bereits im Gefängnis zu sehen, wie er sich erhängt. Beileibe nicht so heftig wie "Roadkill - The Last Days Of John Martin" ist dieser Kurzfilm, die Gewalt wird erst am Schluss grafisch sichtbar. Bis dahin geht es um die für Cliquen typischen Machtspielchen, eingerahmt von blödsinnigen Aufnahmen von piercen, tätowieren, auf dem Friedhof saufen und eben allem, was böse Jungs so machen. Erst im Finale zur Tat selbst kommt es wieder durch, die für van Bebber typische Brutalität, Terror und Blut, wie es wenige sehen wollen. Trotzdem kein Gorefest und insgesamt zu durchwachsen, um als wirklicher Schocker durchzugehen.

Fazit: Durch stellenweise fehlende Authentizität wurde hier eine Chance zu mehr vertan. 4/10 Punkten

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