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Natürlich hat jeder Film seine Geschichte, doch die des vorliegenden ist im Nachhinein betrachtet reichlich absurd: Da erhält Regisseur Mario Bava vom Produzenten Alfredo Leone endlich mal alle künstlerische Freiheiten, doch nach einem Jahr ohne Verleih wird das Original zu einem zeitgenössischen Exorzismus-Abklatsch verwurstet und mit nachgedrehten Szenen angereichert. Glücklicherweise wurde Bavas Werk in seiner unangetasteten Version aus der Versenkung gehoben und entsprechend veröffentlicht.

Die Amerikanerin Lisa (Elke Sommer) verirrt sich während einer Touristenführung in einem spanischen Kaff und wird von einem Paar und ihrem Chauffeur mitgenommen.
Doch der Wagen macht schlapp und man landet in einer Villa, in der nicht nur die blinde Comtesse (Alida Valli), ihr unruhiger Sohn Max und der undurchsichtige Butler Leandro (Telly Savalas) eine merkwürdige Geheimniskrämerei betreiben…

Bava und die komplexe Form seines Neo Gothic ist wie so oft ein Fall für sich, denn während die Optik in jeder Hinsicht überzeugen kann, fällt der inhaltliche Zugang schwer und erschließt sich manchmal erst mit der zweiten Sichtung.
Auch hier fällt eine Differenzierung zwischen Realität und Traum, Vergangenheit und Gegenwart mitunter nicht eindeutig aus; die größtenteils versponnene Erzählweise bietet einen latenten Reigen aus genau abgestimmten Bildkompositionen, einer ausgefeilten Farbdramaturgie und effizient gewählten Kameraperspektiven, welche zwischen Großaufnahmen, schrägen Sichtweisen und verdeckten Blickwinkeln variieren.

Als Betrachter sehen wir die Situation die meiste Zeit über aus Lisas Sicht, die immer tiefer in einen Sog aus Gewalt, unerfüllter Liebe, Hass und Obsession hineingezogen wird.
Dabei schürt Bava auf inszenatorischer Ebene von Beginn an eine dichte Atmosphäre, welcher durch den stets treffenden Score und die simplen, aber wirkungsvollen Kulissen ein latent bedrohlicher Unterton mitschwingt.
Ob in den einsamen Gassen als verirrte Touristin oder in einigen merkwürdig eingerichteten Zimmern der Villa, - Lisa scheint wie in einer von der Außenwelt abgetrennte Eigenwelt gefangen zu sein, was sich während des Showdowns noch deutlicher manifestieren soll.

Auf darstellerischer Ebene punktet primär Telly Savalas mit einer teuflisch guten Performance, welche sogar ein paar zynisch auflockernde Momente zulässt.
Als Butler handelt er häufig eigenmächtig, bedient sich der alkoholischen Köstlichkeiten der Herrschaften und lutscht schon mal einige Lollis, die einige Jahre später sein Markenzeichen werden sollten. Aber auch Elke Sommer macht einen souveränen Eindruck als junge Frau in schier auswegloser Situation, während Alida Valli mit wenig Screentime, aber einer ungeheuer düsteren Präsenz punktet.

Am Ende lebt Bavas Werk hauptsächlich von seiner starken Optik und der dichten Atmosphäre, während die Geschichte einen direkten Zugang oftmals erschwert und phasenweise arg rätseln lässt, was als Metapher oder als reales Ereignis gewertet werden kann, auch wenn die meisten Fragen nach dem relativ eindeutigen Ausgang geklärt sind.
Jedoch ist die Inszenierung seiner Zeit weit voraus und wartet mit Schmankerl wie einer Liebesszene im Spiegelfeld eines Zigarettenetuis auf oder lässt Blut nach einem kräftigen Schlag direkt auf die Kamera tropfen, was für viele heutige Meisterregisseure als deutliches Beispiel diente.
Kein Stoff zur anspruchslosen Berieselung und oftmals arg verspielt, doch fürs Auge ein durchaus stimmungsvoller Hingucker.
6,5 von 10

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