Eric Red war 1987 für das Drehbuch eines der besten Vampirfilmen verantwortlich. Umso gespannter durfte man da auf seine Werwolf-Variante freuen. War seine Blutsauger-Thematik in "Near Dark" auf faszinierende Weise geupdated wurden, konnte man ähnlich spannendes, stilistisch sicheres von "Bad Moon" erwarten.
Beim Ansehen des Filmes dann jedoch fragt man sich inständig welcher Ghostwriter unter Reds Namen dieses hanebüchene Etwas verbrochen hat. Typ wird zum Werwolf und zum Untermieter bei seiner Schwester - und konkurriert mit dem Hund der Familie! Das Klischee vom Epizentrum amerikanischer Bekümmertheit namens "Hund" wird hier natürlich in bester Manier bedient. Der Köter ist süß, verspielt - jeder Junge möchte so einen haben. Onkel Ted wiederum ist ein böse grinsender Naturfritze mit Holzfällerhemd und Pfadfinder-Attitüde. Nur nachts wird er "tierisch" hungrig und reißt als Werwolf ein paar Menschen. Dass das seiner Anwaltsschwester nun mal gar nicht passen mag, ist abzusehen.
Wo das Skript versagt, retten auch die peinlichen Darsteller nicht mehr viel. Michael Paré ist die typische Klischeebelastete Karikatur, die man erwarten kann, und Mariel Hemmingway macht ihren Ruf als durchschnittliche Nebendarstellerin alle Ehre. Mason Gamble macht in seiner Post-"Dennis, der Quälgeist"-Ära genau den Job den ein erfahrener Filmschauer von ihm erwartet: Den des nervenden Minderjährigen. Filmhund Primo Villanueva III macht von den Hauptdarstellern noch den überzeugendsten Job.
Die Special Effects kommen überraschend hart rüber, und das Werwolf-Make-up bei Paré ist auch nicht von schlechten Eltern. Den Vogel schießt der Film dann aber letzten Endes beim vollendeten Werwolf-Kostüm ab. In seiner peinlichen Unbeweglichkeit und starren Mimik erinnert der ausgewachsene Werwolf hier eher an das "Wampa"-Wesen aus "Das Imperium schlägt zurück", als an ein bedrohliches Halb-Mensch-Halb-Hund-Wesen. Der Werwolf erzeugt den gleichen Effekt wie "Godzilla" in den Filmen von Ishirô Honda: Man sieht sofort, dass in dem Kostüm "nur" ein Mensch drinsteckt, und dies erziehlt nun mal nur gefälliges Schmunzeln beim Zuschauer als wirklich anhaltenden Atem vor Spannung.
"Bad Moon" ist inszenatorisch zu konventionell und zu langweilig als all diese schrecklichen Mißstände wieder wettmachen zu können. Er wirkt wie ein bemühter TV-Film, von Filmstudenten zusammengewerkelt, aber nicht wie die dritte Regiearbeit eines begabten Drehbuchautoren.