Wenn selbst dem stets gut gelaunten Pförtner der örtlichen Leichenhalle die Spucke weg bleibt weißt du, dass du als (angehender) Mediziner ziemlichen Mist gebaut hast. Die beiden talentierten, aber vom Pech verfolgten Medizinstudenten Dan Cain und Herbert West ziehen diese Erkenntnis erst ganz am Ende dieser wild-verrückten Horrorkomödie. Bis dahin haben die zwei Fachidioten jede Menge zum Scheitern verurteilter Experimente hinter sich und ihr Umfeld beinahe um den Verstand bzw. das eigene Leben, uns Zuschauer ob der grandiosen Effekte, der düsteren Atmosphäre und des tiefschwarzen Humors aber bis dahin in Erstaunen und Lachkrämpfe versetzt. Als Film ein voller Erfolg also.
"Re - Animator" basiert auf einer Kurzgeschichte des Autors H. P. Lovecraft, in der der eigenbrötlerische Mediziner Herbert West und der ungenannte Erzähler über Jahre hinweg in bester Frankensteinmanier wie besessen am Schlüssel zur Unsterblichkeit schmieden - oder besser gesagt am Schlüssel zur Wiederbelebung. Der Film konzentriert sich hierbei auf die nekromantischen Scherereien der Protagonisten an der Universität: die Typhusepidemie aus dem Original wird nicht thematisiert, die beiden Vorzeigestudenten beschaffen ihre Leichen von Beginn an selbst und sowohl die spätere Gemeinschaftspraxis als auch der Kriegseinsatz als Feldärzte kommen im Film neben anderen Aspekten nicht vor. Dafür erweitert Regisseur Stuart Gordon mit seinen schreibenden Mitstreitern William J. Norris und Dennis Paoli zusammen das lovecraft'sche Handlungserüst um eigene originelle und vor allem makabere Ideen.
Wie oben erwähnt sind die Mediziner Cain und der erst kürzlich aus einer Schweizer Universität geworfene West genial, aber vom Unglück verfolgt. West, der besessene Part der Beiden, experimentiert seit seinen Schweizer Studientagen an einem Serum, dass tote Materie mit variierendem Erfolg wiederbelebt. Nach einer eindrucksvollen Demonstration an der toten Katze seines Mitstreiters und Vermieters Cain kann er diesen als Assistenten für seine Versuchsreihen gewinnen. Im Leichenschauhaus der Miscatonic University experimentieren die Beiden munter mit Wests Wunderdroge und Leichen verschiedenen Verfallsdatums und züchten sich damit immer mehr aggressive Monstren heran, bis die Dinge eskalieren und der Dekan der Uni, Wests verhasster Mentor und Cains Freundin ungewollt mit in das Chaos der beiden Pechvögel hineingerissen werden
Werktreue ist nicht die Stärke dieses makaber - lustigen, stets zwischen Leichenhalle und Kellerlabor hin - und herwechselnden Kammerspiels. Die Spannung des Lovecraft - Originals bleibt dabei auf der Strecke, bietet aber Freiraum für einige derb - makabere Späße wie randalierende Zombiekatzen und angreifende Dickdärme. Die dabei präsentierten Effektkünste gehören definitiv zur damaligen Speerspitze des Splatterkinos, aber auch abseits der Effekte inszeniert Gordon hochwertig und sein Hauptdarsteller Jeffrey Combs erarbeitet sich hier seinen Ruf als moderne Horrorikone mit Leichtigkeit. Dabei wird sein Herbert West uns hier nicht zwangsläufig durchgehend böser Mad Scientist präsentiert, sondern eher als einen an Selbstüberschätzung krankenden jungen Mann, der im weiteren Filmverlauf seine liebe Mühe mit dem Korrigieren seiner Fehler haben wird.
"Re - Animator" ist Parodie und Homage gleichermaßen und damit ein unterhaltsamer Kompromiss zwischen dem Zugeständnis an die düstere Grundstimmung Lovecrafts und Gordons eigenem Humor. Irgendwo zwischen "Frankenstein junior" und "Braindead" angesiedelt (und wie letzterer der deutschen Zensur unterworfen) ist dieser Film zurecht ein Videothekenklassiker und Startpunkt einer Trilogie schwankender Qualität, auf deren Fortsetzungen sich meiner einer bereits jetzt tierisch freu, zumal Lovecraft hier die selbe Ehre zuteil wird wie seiner Genrekollegin Mary Shelley: unerwünschter wie absurder Fortsetzungen seines Werkes.