Der Zombiefilm hat (sieht man von Sam Raimis "Evil Dead"-Trilogie ab, die nur in Ansätzen zum Subgenre gehört) drei erfolgreiche, langlebige Reihen hervorgebracht, die zu den amerikanischen Klassikern des Subgenres - und des Genres überhaupt - geworden sind. Die Zombiefilme Romeros ("Night of the Living Dead" (1968), "Dawn of the Dead" (1978), "Day of the Dead" (1985), "Land of the Dead" (2006), eine Serie der er einen enttäuschenden Neueinstieg mit "Diary of the Dead" (2008) folgen ließ - "Survival of the Dead" (2009) steht kurz bevor) bilden die erste, qualitativ herausragendste und trotz plakativer Elemente intelligenteste Reihe; die Filme "Return of the Living Dead" (1985), "Return of the Living Dead Part II" (1988) und "Return of the Living Dead III" (1993) bilden die zweite Reihe (wobei eigentlich nur der erste Teil von Interesse ist - Teil 2 ist bloß ein spaßiges Plagiat, Teil 3 die übliche Yuzna-Kost - und die später entstandenen Teile 4 und 5 machen sich nur noch den guten Ruf der Reihe zunutze um Billigfilmchen abzuliefern, die auch bei gutem Willen kaum mehr als Geldmacherei darstellen und auf die neue Zombiewelle des jungen Jahrtausends aufspringen); und dann wäre da noch Gordons und Yuznas "Re-Animator"-Reihe.
Stärker noch als die "Return of the Living Dead" Filme lebt diese Reihe vor allem vom ersten Teil, das den Sequels haushoch überlegen ist.
"Re-Animator" basiert lose auf der Erzählung H. P. Lovecrafts, die Gordon ausbaut und in die Gegenwart verlegt. Gerade diese Modernisierung (die allein schon aus Gründen der Ausstattung einfacher umzusetzen ist) stört hier, wie in allen späteren Lovecraft-Verfilmungen Gordons, die Atmosphäre der Vorlage erheblich - der nicht unbedingt herausragende "Dagon" (2001) reicht noch am ehesten an die Vorlage heran.
Wohliges Gruseln, die mit einigen - jedoch nur angerissenen - Grausamkeiten aufgemotzten Versatzstücke traditioneller Schauerliteratur (unterirdische Gewölbe, Friedhöfe) durchziehen die Vorlage Lovecrafts nahezu durchgängig, finden bei Gordons Verfilmung jedoch nirgends Verwendung, ebensowenig das Spiel mit Andeutungen und bösen Pointen oder auch das Interesse an der Vergangenheit (Lovecrafts Geschichte ist bereits in der Vergangenheit angesiedelt und verweist mal wieder auf Erkenntnis vergangener Jahrhunderte); und auch die unerquickliche Zeichnung Farbiger, die Lovecraft auch hier einmal mehr einfließen ließ, bleibt in der Verfilmung (erfreulicherweise) außen vor.
Gordon übernimmt lediglich Orts- und Personennamen, sowie vereinzelte Elemente (der lebende Tote mit dem Wachskopf) und freilich die zugrundeliegende Thematik: Die Erweckung Toter durch wissenschaftliche Experimente.
An die Stelle eines klassischen Grusel-Ambientes und des Spiels mit Vermutungen und leisen Andeutungen (die bei Lovecraft allerdings noch nie wirklich subtil waren) rücken bei Gordon drastische Splatterszenen, eine konventionelle, filmtaugliche Dramaturgie und die gehörige Portion schwarzen Humors - welcher der Film wohl am meisten verdankt.
Gordon erzählt [Achtung: Spoiler!] die Geschichte des schmächtigen aber willensstarken Studenten Herbert West, der in der Schweiz schon halbwegs erfolgreich mit der Erweckung Toter experimentiert hat. An der Miskatonic Universität kommt er bei Dan Cain, dem Liebhaber der Tochter des Dekans, unter - und spannt ihn bald in seine Experimente ein. Diese Experimente verschulden den Tod des Dekans, welcher wiedererweckt wird und in die Hände des Dozenten Dr. Hill gerät, der Wests Erfolge erkennt, ihn erpresst und sich dann seine Forschungsergebnisse aneignen will. West tötet auch ihn, belebt ihn jedoch wieder zum untoten Leben und muss daraufhin mit Cain gegen den untoten Hill, der bereits eine Zombiearmee geschaffen und Cains Freundin entführt hat, antreten. Im Finale entkommen nur Cain samt Freundin, die jedoch ihren Verwundungen erliegt - Cain holt sie mit Wests Serum in der letzten Einstellung zurück ins Leben und der Film endet.
Was den Film zum Klassiker macht sind weniger seine überwiegend gelungenen Trickeffekte, die literweise Blut verspritzen und jede Menge Glieder und Gedärm an die Wände klatschen lassen, sondern eher der originelle Umgang mit dem Zombiefilm, der hier in Ansätzen mit dem Frankenstein-Stoff verquickt wird. Hier geht es nicht um eine Invasion durch lebende Tote, sondern um einen dramaturgisch stimmigen Thriller mit übersichtlichem Figurenarsenal, in dem die lebenden Toten vergleichsweise verhalten eingesetzt werden.
Zudem reichert er zeitglich mit "Return of the Living Dead" das Subgenre mit humoristischen Elementen an, was die Entwicklung des Fun-Splatters nachhaltig beeinflusst hat. Gordon zieht hierbei alle Register: Cartoonartig überzogen sind die verzerrten Gesichter wiedererweckter, lange verstorbener Toter oder die hervorquellenden und platzenden Augäpfel. Der körperbetonte Humor des Slapsticks ist ebenso zu finden: etwa wenn West und Cain sich mit einer untoten Katze balgen. Dazu gesellt sich angedeuteter Wortwitz ("giving head" bekommt eine ganz neue Bedeutung, wenn Dr. Hill seinen Kopf zwischen die Beine von Cains Freundin schiebt und diesen dabei allerdings in den Armen seines kopflosen Körpers hält), viel Situationskomik und ins Absurde übersteigerte Zerstückelungs- und Ausweidungsszenen, die durch ihre extreme Übertreibung in erster Linie zum Gelächter reizen.[1]
Dabei läuft der Film so rasant ab, dass der Mix aus Spannung, Splatter und Komik an keiner Stelle Durchhänger aufweist. Formal ist der Film zwar an keiner Stelle herausragend (sieht man mal von den meisten Effekten ab) und präsentiert Gordon allenfalls als geradlinigen Handwerker ohne größere künstlerische Ambitionen - das reicht aber vollkommen, um diese Splatterfarce am Laufen zu halten, ist als zurückhaltende Inszernierung sogar äußerst angemessen.
Einen wichtigen Beitrag leisten vor allem Jeffrey Combs, der hiermit die Rolle seines Lebens vorlegt und perfekt den unscheinbaren, aber kaltblütigen und distanzierten Wissenschaftler mimt, und die Musikuntermalung, die beinahe direkt aus Hitchcocks "Psycho" (1960) stammt, von Richard Band variiert worden ist und dem Film effektiv einen hochwertigen Anstrich verpasst.
Weitere, kleinere Qualitätsmerkmale sind vereinzelte Elemente, die man im Genre meist vergeblich sucht und die ganz frisch und realitätsnah wirken - etwa Cains Schockzustand, der frei von jeder Art von Theatralität ist.
Kurzum: ein richtungsweisender Fun-Splatter-Klassiker, der das Subgenre der lebenden Toten grundlegend auffrischt; routiniert umgesetzt und fein gespielt. Und sicherlich das beste Werk Gordons, der hiernach überwiegend durchschnittliches bis gehobenes Mittelmaß abgeliefert hat.
8/10
"Bride of Re-Animator" entpuppt sich hingegen als müder Schlag ins Wasser. Dabei wirken die Voraussetzungen verheißungsvoll: der Film orientiert sich nochmal an der Vorlage (die überlebenden Untoten, die durch die Gegend ziehen und teilweise in Irrenanstalten landen; die Arbeit Wests im Krieg), baut analog zu deren Bezug auf Mary W. Shelleys "Frankenstein" eine ganz eigene Bezugnahme auf diesen Stoff ein und greift das Element der wiedererweckten, toten Geliebten auf.
Doch diese Elemente bleiben oberflächliche Verweise und der Film kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass er in vielen Momenten das Original bloß kopiert und seinem - offenbar unter schlechteren Produktionsbedingungen entstandenen - handwerklichen Rückschritt bloß mit noch groteskeren Splattereinlagen begegnet, die gemäß einer Überbietungstaktik an die surrealen Kreationen von Yuznas "Society" (1989) anknüpfen.
Die Handlung knüpft zwar an den Vorgänger an, die Weiterentwicklung der Ereignisse bemüht sich jedoch nicht um stimmige Anschlüsse: West und Cain arbeiten erneut zusammen, ohne dass Wests Überleben erklärt wird; Cains wiedererweckte Freundin spielt hier zunächst keine Rolle. Ihr Herz wird erst später in den Körper einer zusammengebastelten Frau verpflanzt - denn West und Cain ist es gelungen, Körperteile zusammenzusetzen und zu beleben. Cain steht somit also bald zwischen einer neuen Meg (seine tote, nun untote Freundin) und einer neuen Freundin, und gerät zusammen mit West unter Druck, als ein Polizist ihren Machenschaften auf die Schliche kommt und der Kopf Dr. Hills nach Rache schreit.
Hill, dessen Kopf sich mit Fledermausflügeln fortbewegt, fällt mit einer Armee von Zombies über West her, die neue Meg reißt sich ihr Herz heraus als Cain sie für seine aktuelle Freundin zurückweist und ohnehin nicht die alte Meg in ihr erblickt, und der Polizist ist mittlerweile selbst zum Zombie geworden - erneut ist es Cain, der das Geschehen heil übersteht.
Die Dramaturgie wirkt zerfahren und episodenhaft, ist keinesfalls so stringent wie die des Vorgängers, an den der Film lieblos anknüpft. Vielfach bedient sich Yuzna bei Gordons "Re-Animator", plündert das Werk über weite Strecken hinweg recht ideenlos: Kam Cains Freundin dort im falschen Moment dazu, als West und Cain ihre tote Katze, wiederholt sich das Ganze hier mit einem toten Hund. Die Zombies in der Gummizelle, die mitten im Gespräch störend mit der Stirn an die Glasscheibe platschen, wurden ebenfalls übernommen. Auch das Getümmel der Helden, die am Ende von den Untoten überrannt werden, welche unter der Fuchtel Hills stehen, stammt aus dem ersten Teil - wie auch die Reaktion Angehöriger, die vor ihren scheinbar wahnsinnigen, untoten Verwandten stehen. Viele Gags werden wiederverwertet - das dramaturgische Bindeglied dazwischen überzeugt hier aber weit weniger und von Originalität ist hier freilich keine Rede mehr.
Der mit dem Vorgänger teils identische Ablauf sorgt kaum noch für Spannung; eher für Enttäuschung, da der Film von Anfang an eine Art Eigenständigkeit und Weiterentwicklung postuliert, die dann ungenutzt in einem bloßen Nacherzählen mündet: während etwa der Slasher mit einem festen Regelwerk gerade aus seinem quasi schicksalhaft vorgegebenen Ablauf seine Spannung bezieht, gerät hier die Wiederholung zum Ärgernis. Hinzu kommen schwächere Darstellerleistungen und einige infantile Albernheiten: etwa die Zombiekreationen - halb Mensch, halb Tier - die bisweilen auch aus zusammengenähten Oberkörpern oder einem Augen an einigen Fingern bestehen. Ein paar eingestreute Gags waren zudem schon damals uralt und der Film wirkt somit recht ideenlos und uninspiriert.
Von den Effekten abgesehen ist die handwerkliche Seite nicht ganz so routiniert geraten und bloß die Musikuntermalung kann die Qualität des Vorgängers halten und hat die schwere Aufgabe, die sonstigen Schwächen zu kaschieren.
Der Verweis auf Frankenstein - bestehend aus dem Zusammennähen neuer Körper und der neuen Meg, die an Elsa Lancester in "Bride of Frankenstein" (1935) angelehnt ist - kehrt Lovecrafts Vorbild zwar hervor, kann jedoch weder den Universal-Klassiker in ein neues Licht rücken, noch Cains Beziehung zur erweckten toten Geliebten wirklich ausloten. Hier bleibt der Film platt moralisierend und widmet dem Beziehungsdreick von Cain und seinen zwei Partnerinnen auch zuwenig Raum, um überzeugend zu funktionieren; Potential ist hier durchaus vorhanden gewesen, es bleibt im Film dann aber letztlich ungenutzt.
Insgesamt ein Film der ein altes Schema wenig überzeugend mit neuen Nebenfiguren und -handlungen ausweitet, sein humoristisches Potential durch sein infantiles Interesse an neuen Kombinationen des Körpers weitestgehend verspielt und dabei zur bloßen Freakshow mutiert, handwerklich kaum noch Durchschnitt erreicht und trotz einiger interessanter Verweise jeweils keine Aussage zu machen vermag.
3,5/10
"Beyond Re-Animator" setzte die Reihe nach längerer Pause fort und ist ein erfreulicher Fortschritt.
Hier sitzt West seit den Ereignissen aus dem zweiten Teil im Gefängnis - und seitdem eines seiner Geschöpfe ein junges Mädchen ermordet hat. Deren Bruder, der damals bei der Ermordung zusehen musste, arbeitet Jahre später in diesem Gefängnis als Arzt mit West zusammen. Zusammen gelingt es ihnen diesmal sogar, neu erweckte Tote in einen normalen Zustand zu versetzen, der ihrem vorherigen Leben gleicht - scheinbar. Eine wiederbelebte Ratte verfällt nämlich bald danach wieder in die Raserei und zombifiziert einige Polizisten und Insassen. Auch die Freundin des Arztes - der hier die Rolle Cains ersetzt - läuft schnell als Untote umher. Als sich dann auch noch eine Meuterei der Gefangenen abspielt, ist das Chaos perfekt und bietet Raum für etliche Abscheulichkeiten - und diesmal entkommt West mit heiler Haut, während sein Mitarbeiter samt Freundin ein schlimmes Ende nimmt.
Freilich bleiben einige Motivationen unverständlich (wer will mit dem Mann arbeiten, der am Tode von Verwandten Schuld trägt) und viele Figuren sind bloße Abziehbilder (etwa ein sadistischer Gefängnisdirektor, ein dummer aber großmäuliger Wächter oder ein rauhbeiniger aber tierlieber Insasse), dafür jedoch bastelt sich Yuzna diesmal eine eigenständige Handlung zusammen, die immerhin ein einheitliches Gesamtbild bildet - nicht immer ganz überzeugend und logisch, aber auch nie so derartig zerfahren und zusammengewürfelt wie der direkte Vorgänger. Yuzna treibt den Stoff nun auch erheblich in Richtung des traditionellen Zombiefilms, da etliche Untote hier durch einen Biss zu diesen geworden sind - und bereits zu Beginn verweist ein Zombie ohne Unterkiefer auf Romeros "Day of the Dead" und somit auch auf die Regeln des ursprünglichen modernen Zombiefilms (zumindest ansatzweise, denn natürlich Verstorbene bleiben hier tot).
Auch handwerklich hat sich einiges getan und der Film bietet diesmal nicht nur gelungene Effekte (wobei auch einige wenige Entgleisungen dabei sind), sondern auch eine überzeugende Ausstattung, einen bewussteren Schnitt und eine sauberere Kameraarbeit.
Der Humor ist dafür einmal mehr - typisch für Yuzna - sehr grobschlächtig und simpel geraten: ein abgebissener Penis wird eine Art running gag, ein drogensüchtiger Insasse spritzt sich Wests Serum und explodiert förmlich etc. Auch die Splatterszenen sprechen deutlich seine Sprache: blutig und extrem geht es hier zur Sache, wobei Yuzna sich nicht sehr an die Realität hält.
Davon abgesehen ist der dritte Teil jedoch tatsächlich eher eine Weiterentwicklung als eine leicht variierte Kopie. Zwar niveaulos und in seinem humoristischen Potential erneut recht eindimensional, aber immerhin eine durchschnittliche Horrorstory in wenig ambitionierter, aber durchaus noch durchschnittlicher Umsetzung. Kein großer Wurf, aber auch kein völliger Reinfall - eben ein typisches Yuzna-Produkt, das sich problemlos neben den größten Teil seines Werkes einreiht: mittelmäßig-belanglose Schnellkost, blutig, derb und albern.
5,5/10
Ein "House of Re-Animator" war seit längerer Zeit in Planung, seine Verwirklichung ist aber fraglich, da das Drehbuch offenbar auf die Bush-Regierung zugeschnitten war. Mit William H. Macy als Präsident der Vereinigten Staaten und einem erneuten Auftauchen der Figur Dan Cains scheint der geplante 4. Teil ein hohes Potential in sich zu bergen, zumal hier wieder Gordon erstmals nach dem ersten Teil als Co-Autor gewirkt hat; Yuzna - Co-Autor der beiden Sequels - allerdings auch.
1) Über den humoritischen Aspekt der Splattergroteske lässt sich etwa Arno Meteling in dem kurzen Aufsatz "Endspiele" aus (in: Julia Köhne, Ralph Kuschke, Arno Meteling (Hg.): Splatter Movies. Essays zum modernen Horrorfilm. Bertz + Fischer 2005. S. 47-62.)