No Country for Old Men
Nachdem Ethan und Joel Coen zuletzt mit "Ladykillers" und „Intolerable Cruelty" eher mittelmässige bis schlechte Werke ablieferten, konnten sie mit „No Country for Old Men" wieder zu ihren früheren Meisterwerken „Fargo" oder „The Big Lebowski" aufschließen. Der Academy Awards Jury gefiel das Werk sogar so gut, dass sie es mit 4 Oscars bedachten, unter anderem den für den besten Film und die beste Regie. Viele Vorschußlorbeeren, doch ist der Film wirklich so gut, wie er von der Presse und den Kritikern verkauft wird?
Texas während der 80er. Während der Jagd trifft der Vietnamverteran Llewely Moss auf ein Massaker in der Wüste, das offensichtlich durch einen schiefgegangenen Drogendeal verursacht wurde. Moss findet ebenso einen Koffer mit 2 Millionen Dollar, den er mitnimmt. Als er noch einmal zum Tatort zurückkehrt um einem Schwerverletzten Wasser zu bringen, bekommt er unliebsame Gesellschaft, die ihr Geld zurück haben wollen. Von diesem Zeitpunkt an ist er auf der Flucht vor dem psychopathischen Killer Anton Chigurh. Doch er ist nicht allein. Sheriff Bell ist auf der Suche nach dem Killer und versucht Moss zu helfen.
Gewohnt zynisch lakonisch gehen die Brüder in ihrem neuen Werk vor. Das Tempo ist moderat, kennt aber ab dem Zeitpunkt, an dem Moss den Koffer an sich nimmt, nur noch eine Richtung: nach vorne. Alles erinnert irgendwie an Peckinpah oder Leone Filme, hier insbesondere „Getaway" und „The Good, the Bad and the Ugly". Insbesondere die Motelszenen könnte man als eine Hommage an die beiden Meisterwerke empfinden. Die Tonuntermalung ist ebenso grandios. Die Coens verzichten komplett auf irgendwelche spannungsuntermalende Musik. Dafür knallt es dann bei den Shootouts richtig und man zuckt einige Male als Zuschauer zusammen.
Die Gewaltexplosionen sind impulsiv, blutig und brutal. Wie üblich bei den Coens ist man aufgrund der Gewaltausbrüche entweder am schmunzeln oder schockiert. Allen voran ist hier der psychopathische Killer Chigurh zu nennen, brilliant verkörpert von Javier Bardem. Der Spanier erhielt dafür völlig zurecht den Oscar für den besten Nebendarsteller. Wie er den psychopathischen Auftragsmörder verkörpert, der einem zweifelhaften Codex befolgt und so ziemlich jeden der ihm über den Weg läuft auslöscht, ist schon beängstigend gut. Aber auch Josh Brolin als Moss macht seine Sache sehr gut. Tommy Lee Jones als Sheriff fällt hier aufgrund seiner Screentime ein wenig ins Hintertreffen.
Zugegeben, die ersten 90 Minuten des Films sind wirklich herausragend und der mit Abstand beste staubtrockene, knallharte Thriller dieses Jahres. Aber so gut diese ersten 90 Minuten auch sind, so schlecht ist meiner Meinung nach das Ende. Viel zu früh berauben sich die Coens ihrer einzigen Identifikationsfigur Moss und fertigen sie praktisch im Vorbeigehen ab. Ein echter Showdown, wie in den o. a. Meisterwerken, fehlt hier vollkommen. Der Film schließt mit einem Monolog von Tommy Lee Jones ab. Die letzten 20 Minuten plätschern deshalb nur vor sich hin und enttäuschten mich doch sehr.
Fazit:
Aufgrund der ersten 90 Minuten ein überdurchschnittlicher Film, dem nur sein unzufriedenstellendes Ende nicht gut zu Gesicht steht. Da wäre mit einem richtigen Finale viel mehr drin gewesen.
7/10