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Dem neuesten Oeuvre der Coens eilt sein Ruf geradezu meilenweit voraus: Ihr Bester seit Fargo, endlich wieder aus dem Komödientief, dann 8 Oscarnominierungen, davon immerhin 4 gewonnen, darunter endlich den Regiepreis, nebenbei auch noch bester Film, Andersons Überflieger There Will Be Blood geschlagen...
Diese Aufzählung liest sich beeindruckend - der Film selbst ist es weniger.

Um drei Männer geht es: Einer findet durch Zufall viel schmutziges Geld, nimmt es an sich und wird fortan von denen verfolgt, die es gerne (zurück)haben würden - unter anderem dem zweiten Mann, der sich seinen Weg eiskalt mit einem Luftdruckbolzenschussgerät bahnt. Der dritte Mann ist ein alternder Sheriff und kann nichts anderes tun als zuzusehen, wie sich immer mehr Leichen vor seinen Augen auftürmen - No Country For Old Men, fürwahr.
Mehr braucht man für die Handlung nicht zu wissen, denn getragen wird der Film von den drei Charakteren, gespielt von (in der oben genannten Reihenfolge) Josh Brolin, Javier Bardem und Tommy Lee Jones. Der Star des Films ist aber nicht der die Titelweisheit verkörpernde Lee Jones, dessen Rolle auch etwas kurz und zudem sehr ernüchternd gerät (schließlich spielt er einen, dessen Zeit lange vorbei ist), sondern Bardem. Schon in Perdita Durango konnte er zeigen, was für ein Dreckskerl in ihm stecken kann, aber hier toppt er alles: Berechnend, seelenruhig und vor allem gnadenlos mordet er sich hier durch die Menschen, wie es ihm gefällt. Niemand ist ihm gewachsen, niemand kann ihn aufhalten. Er ist eine Naturgewalt - mit naiv-lieber Bubifrisur, was ihn dank des Kontrasts nur umso beängstigender macht. Ohne Zweifel, Bardem ist (wie es auch das geschickte Marketing suggerierte) der eigentliche Hauptdarsteller des Films - was ihm ironischerweise einen Oscar als Nebendarsteller einbrachte.
Auch abseits dieser markant gezeichneter Charaktere lässt sich handwerklich nichts bemängeln (darum auch die gute Note): Großartig gewählte, stimmungsvolle Bilder, sauber gesetzte Schnitte, interessante Kameraperspektiven (es ist vor allem die Optik, die diesem Film Atmosphäre verleiht), aber auch schicke Dialoge und gute Musik. Kurzum, die Coens haben gute Arbeit geleistet.

Aber nicht mehr. Denn der Film ist letztendlich völlig belanglos. Inhaltlich ist er von einer geradezu befremdlichen Leere, denn neben einem latenten Pessimismus und einer plakativ-platten Botschaft findet sich in ihm nichts Relevantes. Denn No Country For Old Men ist künstlich. In jeder Minute merkt man diesem Film an, dass sich im Hintergrund zwei talentierte Filmemacher vor diebischer Freude über ihren technisch einwandfreien Coup die Hände reiben. Es fehlt hier die Natürlichkeit, die ein Film benötigt, damit man - zumindest für eine kurze Zeit - nicht mehr bewusst wahrnimmt, dass man einen Film sieht, sodass man gleichsam in ihm versinkt.
So bleibt dieser gehypte Streich der Coens letzendlich ein reiner Unterhaltungsfilm, bei dem man allerdings unter leichtem Selbstbetrug denken könnte, man hätte irgendwie doch etwas Bedeutungsvolles gesehen. Trotz seiner Härte ist dieser Film zu leicht verdaulich, weshalb er wohl auch das Oscarrennen gegen den inhaltlich ungleich gewichtigeren, kritischeren und tatsächlich zum ausführlichen Nachdenken anregenden There Will Be Blood gemacht hat.

No Country For Old Men ist wohl das, was Arthouse-Puristen ohne schlechtes Gewissen sehen können, wenn sie mal abschalten wollen.

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