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Schöne Bilder zeigen die Einöde im Süden der USA. Aus dem Off philosophiert Sheriff Bell über seinen Berufsstand und das Leben im Allgemeinen. Nächste Szene. Mit Anton Chigurh betritt ein seltsamer Massenmörder das Geschehen und die ersten beiden Leichen pflastern seinen Weg. Nächste Szene. Der arbeitslose Schweisser Llewelyn Moss entdeckt bei der Nahrungssuche in der Prärie mit dem Fernglas einen verstörten stark humpelnden schwarzen Pittbull und entscheidet sich lieber die entgegengesetzte Richtung des riesigen Tieres einzuschlagen. An einem Hügel angekommen, kann Llewelyn in einem Tal die Folgen eines vor kurzem stattgefundenen Massakers bestaunen. Neben mehreren schwer bewaffneten männlichen Leichen und einem erschossenen Kollegen des oben erwähnten Pittis findet unser Held auch noch einen an einem Bauchschuß sterbenden Mexikaner, der ihn immer wieder um "Aqua Minerale" anfleht (womit Llewelyn leider nicht dienen kann), eine Wagenladung verpackter Drogen und unter einem unweit entfernten Baum einen weiteren verendeten Hombre mit einem Köfferchen. In dem befinden sich viele Einhundert Dollar Noten, so viele, das es Zwei Millionen Dollar ergibt. Moss behält den Koffer samt Inhalt und kehrt unerkannt als reicher Mann zu Frau und Wohnwagen heim. Leider ist er in der Nacht so doof und kehrt mit einem Kannister Wasser an dem Ort des Todes zurück, um den längst verendeten Comanchero zu tränken. Das hätte Llewelyn Moss lieber sollen sein lassen, denn nach diesem unnötigen Fehler sind einige unangenehme Herren aus dem Universum der Gebrüder Coen hinter ihm her. Der schlimmste führt einen Hochdrucktank samt Schlauch mit sich, handelt nach speziellen Prinzipien und sieht aus wie Javier Bardem.

Ja ja die Coen Brothers, das sind schon die lustigsten Schlingel seit den Mitchell Brothers. Sie erschufen wahre Meisterstücke (Blood Simple,Fargo), Dinger die man gerne konsumierte (Millers Crossing,Barton Fink), aber auch echte Gurken (Hudsucker,Brother Wo Schnarchst Du?). Eine Tatsache konnte den Jungs aber nie abgesprochen werden. Ihre Streifen haben eine eigene Handschrift, einen richtigen Stil und diesen selten gewordenen schönen furztrockenen Humor. Das ist in diesem Oscar überhäuften staubigen Kriminalstück nicht anders. Wo wir gerade bei dem Preis den jeder haben will, aber leider immer der bekommt, der ihn nicht verdient hat (Leone,Kubrick, Hitchcock haben nie diesen "ach so wichtigen" Award bekommen. Das sagt für mich alles!) sind. Bei dem Gedanken an die Cineasten, welche nur drei Mal im Jahr ins Kino gehen, weil das ZDF oder der STERN ihnen gerade den Tip dazu gegeben hat, mußte ich vorhin im Kino wirklich mehrmals schmunzeln. Diese doch recht häufig vorkommende Spezies wird aufheulen und erzürnt das Kino verlassen (hä,hä). NO COUNTRY FOR OLD MEN ist definitiv kein leicht verdaulicher Schmaus. Diese verrückte Scheiße (ist positiv gemeint) hat seine Momente und hinderte mich (da ich nichts versäumen wollte) trotz starkem Blasendrucks am Toilettengang. ABER die Story und vor allem der Spannungsbogen verlieren leider immer mehr an Fahrt. Auch die Logik bleibt auf der Strecke. Für wen arbeitet Anton Chigurh? Was genau hat eigentlich Woody Harrelson in der Rolle eines bornierten Texaners, der glücklicher Weise schon bald an Javiers Frischluftkanone schnuppert, zu suchen? Woher kennt der gelackte Mexikaner die Schwiegermutter von Moss? Wo ist am Schluß das Geld geblieben? Ist ja auch egal, diese Fragen habe ich mir bei meinen Flüchten in die Welt des Dario Argento oder Lucio Fulci eigentlich auch nie gestellt.

NO COUNTRY FOR OLD MEN ist nicht der große Wurf geworden den ich wegen des ganzen Gedöns der letzten Tage erwartet habe. Neben den souveränen Tommy Lee Jones (den ich auch schon in den 70ern bemerkenswert fand) und den göttlichen Javier Bardem (als ihn noch niemand kannte, freute ich mich schon über seine Auftritte bei Bigas Luna oder seine Perfomance mit Tomas Milian Perrücke in Perdita Durango) überzeugt vor allem Josh Brolin. Dem Sohn des James muß in den letzten Jahren ein hervorragendes Näschen für die Auswahl seiner Rollen bescheinigt werden. GRINDHOUSE, AMERICAN GANGSTER und nun NO COUNTRY FOR OLD MEN zeigen Josh als wandlungsfähigen guten Charaktermimen mit einer "Fresse" die sich dem Zuschauer einprägt. Mein perönlicher Lieblingsdarsteller aber ist American Riesen Pittbull Numero Tres gewesen. Als Josh des Nachts vor Mexikanern fliehend in ein rettendes Gewässer hüpft und sich schon in Sicherheit wiegt, springt der gerade erwähnte Vierbeiner rasch vom Jeep, stürzt sich beherzt in die Fluten und nimmt geduldig paddelnd die hartnäckige Verfolgung auf. Ein echter Prachtkerl, so einen will ich auch!

Der Film spielt im Jahre 1980 und auch sonst hat er mir ganz gut gefallen.

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