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Henrys mörderische Geschichte geht weiter: Nachdem er seine einzige Hoffnung auf ein wenig psychische „Normalität" in handlichen Stücken in einem Koffer zurückgelassen hat, irrt er durch die tiefsten Niederungen der amerikanischen Gesellschaft: Pleite, obdachlos und ohne Ziel landet er in einem Obdachlosenasyl, bevor er bei einer Firma anfängt, die Chemietoiletten verleiht. Sein neuer Kollege bietet ihm ein Obdach bei sich und seiner Frau an. Eine Weile geht es bergauf mit Henry. Doch als der Kollege ihn zum Komplizen bei Brandaufträgen für Versicherungsbetrug macht, erwacht seine Mordlust aufs Neue.

So intensiv, verstörend und unvergesslich der Vorgängerfilm „Henry - Portrait of a Serial Killer" war, so tief stürzt diese späte Fortsetzung niveaumäßig ab. Nicht in einer einzigen Einstellung erreicht er auch nur annähernd die unerträgliche Intensität des berüchtigten ersten Teils. Das fängt schon mit der völlig sinnlosen und banalen Einleitungsszene an, in der Henry irgendeine Frau in eine verlassene Fabrik schleppt und sie nach kurzem Geplänkel außerhalb des Bildes umbringt. Einen derart unspektakulären Einstieg haben wirklich nur wenige Splatterfilme zu bieten.

Auch die weitere Story fällt vorrangig durch Nichtigkeiten auf. Bis zum ersten Mord vergeht eine Ewigkeit, in der nichts Interessantes geschieht - selbst eigentlich schockierende Ereignisse wie eine Vergewaltigung im Obdachlosenasyl sind so stupide und unglaubwürdig inszeniert (und derart mies gespielt), dass die Schockwirkung schlicht ausbleibt. Und das Rumgeplänkel zwischen Henry, seinem Kollegen Kai und dessen Ehefrau bleibt auf absoluter Sparflamme. Wo der Film unbedingt einen Einblick in Henrys zerrüttetes Seelenleben ganz besonders gegenüber Frauen hätte nehmen können, bleibt nichts als oberflächliche Langeweile. Offensichtlich waren die Drehbuchautoren hier nicht in der Lage, anhand von Alltagssituationen die kranke Seele eines Triebtäters zu erforschen. So verliert sich „Henry 2 - Serial Killer Nr. 1" in so end- wie ereignislosen Sequenzen, bis es irgendwann endlich etwas blutig wird.

Diese Gewalt bleibt dann in ihrer Inszenierung ebenfalls weit hinter dem Original zurück. Die Splattereffekte sind in Ordnung, werden aber keinen gestandenen Genre-Fan hinterm Offen hervorlocken. Und von der sadistischen Grausamkeit, mit der Henry einst die Filmwelt schockte, sind hier nur noch Bruchstücke übrig. Ganz abgesehen davon, dass einige Mordszenen einfach schlecht inszeniert sind, etwa der Überfall auf einen Penner, der ihnen ungefragt die Windschutzscheibe polieren will. Überhaupt sind mehrmals Schnitte dermaßen grob und plötzlich gesetzt, dass immer wieder Szenen abrupt aufhören und man beinahe den Eindruck bekommt, hier wäre etwas gekürzt worden. In Wahrheit steckt dahinter lediglich schlechtes Handwerk.

Der einzige Pluspunkt, der „Henry 2 - Serial Killer Nr. 1" vor dem Totalabsturz bewahrt, ist die streckenweise gelungene Atmosphäre. Auch wenn immer wieder Klischees, miese Inszenierung und schlechte Darsteller mit hölzernen Dialogen die Szenerie trüben, vermittelt der Film doch einen krass nihilistischen Eindruck der untersten sozialen Schichten der amerikanischen Gesellschaft. Armut, Dreck, billige Einrichtung - auch dank einer meist gelungenen Beleuchtung zeigt hier jede Szene die völlige Hoffnungslosigkeit, in der sich die Ärmsten der Armen bewegen. Heruntergekommene Settings und grobkörnige Bildqualität erweisen sich dabei als Segen, der die Schmutzigkeit des Milieus perfekt bebildert. Trotz der arg klischeehaften und ungelenken Umsetzung kann man sich als Zuschauer eines gewissen Gefühls der Beklemmung nicht erwehren.

Dennoch bleibt „Henry 2 - Serial Killer Nr. 1" ein viel zu langatmiger, billig inszenierter Splatterstreifen, der zwar eine Handvoll drastischer Gewaltszenen bietet, aber niemals auch nur in die Nähe des enormen Schockeffekts seines Vorgängers kommt. Dazu bleiben die Darsteller zu steif (und der neue Hauptdarsteller viel zu blass), die Dialoge zu blödsinnig, die Handlung zu oberflächlich und vor allem belanglos und die Inszenierung zu ungeschickt. So spricht diese unnötige Fortsetzung dem hohen Niveau, das sie mit ihrem eigenen Titel einfordert, nichts als Hohn.

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