„Hannibal“ war nicht die erste Fortsetzung, die ein Serienkillerfilm (hier: „Das Schweigen der Lämmer“) jemals erfuhr, aber wohl eine der besten. Zwar liegt es mir fern, „Henry: Portrait of a Serial Killer 2“ mit „Hannibal“ zu vergleichen, doch lassen sich anhand dieses Beispiels brillant die Qualitätsunterschiede zwischen beiden Filmen illustrieren: Während ersterer durch optische und klangliche Finesse glänzt, wirkt letzterer wie ein lieblos heruntergekurbeltes Exploitation-Produkt ohne jegliche Schauwerte.
Zur Story: Nach den Morden an seinem Kumpel Otis und deren Schwester bekommt Henry (Neil Giuntoli) einen Job als Toilettenhäuschenaufsteller(!). Kai (Rich Komenich), sein Boss, nimmt ihn in seinem Haus auf und heuert ihn eines Tages als Helfer bei einer Reihe von Brandstiftungen für Versicherungsbetrüge an, um sich etwas Geld hinzu zu verdienen. Die Situation spitzt sich zu, als eines Tages Zeugen anwesend sind, die aus dem weg geschafft werden müssen und sich Mitbewohnerin Louisa an Henry heranmacht. Henrys Mordgelüste erwachen wieder und die Situation eskaliert…
Während das Original von John McNaughton („Wild Things“) auch durch die grandios dämonische Performance von Michael Rooker als Henry eine verstörende Intensität generieren konnte, lässt sich selbiges in „Henry 2“ nicht feststellen. Chuck Parello („Ed Gein“, 2001) ist als Regisseur gänzlich einfallslos, der beinahe unbekannte Neil Giuntoli („Die Verurteilten“, 1994) – der wahrscheinlich nur deshalb gecastet wurde, da er Rooker ein kleines bisschen ähnlich sieht – wirkt mit seinem hölzernen Mienenespiel und seiner gedrungenen Statur mit leichtem Bauchansatz zu harmlos und blass, um als Serienkiller durchzugehen. Auch die übliche Besetzung ist eher auf B-Movie-Niveau und der gesamte Film nervt trotz seiner kurzen Lauflänge von nicht einmal 90 Minuten mit einem Haufen banaler Dialoge, die für die Narration schlicht überflüssig sind. Da sind wir schon beim nächsten Kritikpunkt: Eine echte Story sucht man bei „Henry 2“ auch vergebens und nur in einem Nebensatz nach etwa der Hälfte des Films gibt es einen kleinen Bezug zu Teil 1. Hier wird einfach nur ein mäßig schockierendes Mordszenario an das nächste gereiht, ohne auch nur irgendeinen Bezug zum eigentlichen Thema, der Biografie des real existenten Serienkillers Henry Lee Lucas, herzustellen. Sprang der Originalfilm teilweise zwar recht frei mit den mörderischen Fakten um, gibt es in der Fortsetzung jedoch absolut keine Parallelen mehr. Immerhin ist die eher zurückhaltende Musikuntermalung stimmig, was jedoch den überflüssigen Gesamteindruck dieses Sequels nicht überspielen kann.
Fazit: „Henry 2“ hat mit dem Vorgängerfilm herzlich wenig zu tun. Charismatische Darsteller sucht man ebenso wie eine sinnvolle Storyline und beklemmender Mordszenarien (vielleicht auch ob des sichtbar schmalen Budgets) vergebens. Eine banale, unspannende und über weite Strecken langweilige Fortsetzung ohne eigene Ideen – schlicht eine überflüssige Enttäuschung.