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"American Demolition" heißt die Firma des New Yorker Abbruchkönigs Stewart McBain. Alles läuft wunderbar, doch sein sich aristokratisch dünkender Nachwuchs geht ihm schwer auf die Nerven. Als McBain wegen eines kleineren Hauses Probleme mit der New Yorker Denkmalschutzbewegung bekommt und sich seine Tochter Daphne aufsässig gegen ihn stellt, beschließt der frustrierte Unternehmer reinen Tisch zu machen und seinen durch die Medien aufgehetzten Nachwuchs im angeblich architektonisch so wertvollen Zankapfel, dem "Dutch House", unterzubringen, um den ständigen häuslichen Reibereien zu entgehen. Zunächst sind die Geschwister McBain alles andere als begeistert und fallen geradezu aus ihrem pseudoaristokratischen Himmelbett, doch dann stellt sich schnell heraus, dass sich ihre künstlerischen und handwerklichen Talente recht gut miteinander ergänzen. Der auf Schadenfreude gepolte Herr Papa wird ein weiteres Mal enttäuscht und ahnt noch nicht, dass das abbruchblockierte "Dutch House" seinen ökonomischen Ruin einleiten wird.
Der britische Regisseur John Boorman liefert hier im Verbund mit seiner Tochter Telsche einen sehr schön verschlungenen Plot, der eine New Yorker Familie im Spannungsfeld von individueller Selbstverwirklichung und sich ändernden politisch-ökonomischen Rahmenbedingungen zeigt. Zunächst führt der Weg ins Desaster, doch mitten im Börsenkrach und dem damit verbundenen spektakulären sozialen Abstieg des Familenpatriarchen findet die Familie McBain wieder zu sich selbst und entdeckt den Charme eines zwar niedriger budgetierten, aber naturverbundenen Lebens. Den zeitlosen Qualitäten des Plots steht ein etwas unausgegorener Musiksoundtrack aus süßlichen Orchesterklängen, erdigem Tango, gitarrenlastigen Ambient Instrumentals und altbackenem Hard Rock gegenüber. Die musikalische Dramaturgie verläuft dabei nicht ganz schmerzfrei und lässt die rhythmischen und tonalen Gegensätze mitunter allzu ruppig aufeinanderprallen. Eine Augenweide sind dagegen die fantasievollen Körpermalereien von Timna Woollard, die zudem noch sehr geschickt in großformatige 2-D Hintergründe integriert werden. Kreativität und Familiensinn triumpfieren über einen wirtschaftlichen Ausnahmezustand.
Ein im Prinzip pfiffiger und auch wertvoller Film, der vom Gros der Cineastinnen und Cineasten leider viel zu niedrig bewertet wird !

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