"Jede Familie hat ihre Regeln. Und das waren unsere: Halte den Kopf unten und die Augen offen. Widerstehe dem Drang, für andere allzu wichtig zu werden. Halte dir immer einen Ausweg offen."
"Terminator: The Sarah Connor Chronicles" oder zu deutsch "Terminator: S.C.C.", um der Verwechslung zu einer prominenten deutschen Sängerin vorzubeugen, schließt direkt an "Terminator 2 - Tag der Abrechnung" an, ignoriert die Ereignisse des dritten Films und schickt die Saga um den Kampf zwischen Mensch und Maschine erstmalig in Serie.
Sarah Connor (Lena Headey) und ihr Sohn John (Thomas Dekker) waren nach ihrem Anschlag auf Cyberdyne Systems auf der Flucht und haben nach Identitätswechsel ein neues Leben angefangen. Für ein paar Jahre war Ruhe eingekehrt. Statt ständigem Ortswechsel fand Sarah ihren Lebensgefährten Charley Dixon (Dean Winters) der sich um sie kümmert und auch für John väterliche Aufgaben übernimmt. Nach einem Albtraum ist Sarah aber erneut völlig verstört und sucht nach Charley's Heiratsantrag das Weite. Gemeinsam mit John wechselt sie einmal mehr die städtische Umgebung und hofft in der neuen Stadt unbekannt zu bleiben.
Charley informiert während dessen das FBI und wird durch den Agenten James Ellison (Richard T. Jones) von Sarah's Aufenthalt in der Psychatrie und ihrem Anschlag unterrichtet. Dadurch wird ein aus der Zukunft zurück gereister Terminator auf die Connors aufmerksam. Er macht John in seiner neuen Schule ausfindig. Als er diesen aber angreift, vereitelt die Mitschülerin Cameron (Summer Glau) den Plan John zu erschießen, und flieht mit ihm. In des Connors Unterkunft stellt sich heraus, dass Cameron ebenfalls ein Terminator ist und gesendet wurde um John zu beschützen. Ebenso erzählt sie, dass die Zerstörung von Cyberdyne den Bau von Skynet nur verzögert, nicht aber aufgehalten hat.
Somit stellen sich die Connors einmal mehr dem Kampf gegen die Maschinen und der Suche nach dem Erbauer von Skynet, erneut mit einem Terminator auf ihrer Seite. Im Laufe der Zeit stellen sie fest, dass sie nicht alleine kämpfen. Widerstandskämpfer aus der Zukunft halten sich in der Gegenwart auf und beschatten Terminatoren, die unbemerkt in der Mitte der Menschen leben.
Die gern als Science-Fiction Action beworbene Serie im Kinoformat kämpft vor allem um eines: Einschaltquoten. Trotz des fulminanten Starts und einer Rekordzuschauerzahl bleibt das dauerhafte hoch aus, immer mehr Zuschauer schalten im Laufe der Serie ab, die Quoten bleiben rückläufig. Dies betrifft sogleich die zweite Staffel, die in den USA parallel zur deutschen Erstaustrahlung der ersten Staffel, immer weniger Zuschauer vor den Fernseher zieht.
Viele waren sicherlich verbittert als die Serie um die Terminator Saga ohne das Zugpferd Arnold Schwarzenegger und einer komplett ausgetauschten Besetzung an den Start ging. Aber ist dies der einzige Grund für den Negativtrend?
Zu Beginn sei erwähnt, dass die erste Staffel der Serie unter dem Autorenstreik litt und statt der geplanten 12 Folgen nur 9 produziert werden konnten. Dass die Handlung dadurch etwas gestaucht werden musste ist offensichtlich, wobei man sich zum Ende vermutlich eher zum Abbruch der Erzählung und dem weiterführen in der zweiten Staffel entschied.
Die Handlung ist aufgeteilt in verschiedene Subplots und wird von Folge zu Folge mit einer kurzen Rückblende weiter erzählt. Dies bedeutet, es ist wenig sinnvoll quer einzusteigen. Das verpassen einer Episode ist nicht schwerwiegend, da sich manche Subplots losgelöst des Haupthandlungsstranges um die Connors und Cameron bewegen. Allerdings sind die ersten beiden Folgen maßgeblich für das Verständnis um was es denn überhaupt geht.
Die Aufteilung in verschiedene Handlungsstränge hat das Gute, dem Publikum nicht erzwungen eine Serie zu präsentieren, die bei verpassen einer Folge den Anschluss komplett verliert und trotzdem die Handlung fortlaufend fortführen zu können. Allerdings tritt dabei ein ungewollter Nebeneffekt auf: Manch ein Subplot scheint absolut nicht in das Terminator Universum zu passen. Dies betrifft insbesondere die Handlung um den FBI-Agenten Ellison, die erschreckend belanglos ist und die Geschichte gnadenlos in die Länge zieht.
Daneben kommt es viele Male vor, dass die Handlung auf der Stelle tritt und sich überhaupt nicht weiter zu entwickeln scheint. Ein Grund das Programm durch Desinteresse zu wechseln.
Äußerst solide sind die leider eher spärlichen Effekte geraten. Dies erstreckt sich von Explosionen, Endoskelett-Modellen bis zu Maschinenteilen unter der Haut der Terminatoren. Die vertraute Atmosphäre der Filme wird ebenso durch Musik und soundtechnische Begleitung hergestellt. Dies ist dem variantenreichen Score von Brad Fiedels zu verdanken, der auch neue Kompositionen aus dem Hut zauberte und nahtlos in die schon vorhandenen, alten Stücke einfügte.
An Anlehnung an den zweiten Film gibt Sarah Connor zu Beginn und Abschluss jeder Folge eine moralische Passage zu Gute, die sich direkt an den Zuschauer wendet. Auch desweiteren finden sich immer wieder einzelne Passagen, die recht frech aus den Filmen kopiert wurden. Dies stellt in den ersten Folgen noch einen guten Bezug zum Terminator Universum her, erscheint auf Dauer aber eintönig und innovationslos.
Grobe Mängel erscheinen in der Logik. Sicher stellt eine Serie, die sich außerhalb der Filme orientiert, keinen direkten Bezug zu diesen her und ignoriert schonmal die ein oder andere Kleinigkeit. So kann man sich über den Wechsel der Farbe und Frisur von Sarah aushilfsweise des Friseurs bedienen. Daneben fallen aber immer wieder Lücken, klaffende Löcher, Anschlussfehler und haarsträubende Details im eigentlichen Inhalt auf.
Kann man über die Sitzhaltung einer Person, die sich von einer Kameraeinstellung zur nächsten plötzlich verändert, noch lächelnd drüber wegsehen, wird es schon schwieriger wenn es um technische Details geht. Beispielsweise funktioniert ein Terminator ohne Kopf, in dem sich dessen Chip und alle gespeicherten Informationen befinden. Auch mechanische Details wie Bewegungsabläufe. Der Torso spaziert also, mir nichts, dir nichts los, um sich seinen Kopf zu holen. Darauf ereignet sich gleich ein weiteres Problem, denn das böse Maschinchen hat keinen Hautüberzug mehr, stattdessen aber alle Daten um sich solch einen künstlich herstellen zu lassen. Dummerweise ist er auf einen Wissenschaftler angewiesen, der ihm diesen anfertigen muss. Ahja...
Nachdem ein aufwendig und jahrelang konstruierter Supercomputer zerstört wurde, ist er in ein paar Tagen wieder erbaut. Komisch, ist aber so.
Interessant ist auch das Verfahren, plötzlich eine ganze Masse an Maschinen und Menschen in die Vergangenheit zurück zu schicken, aber versteckt agieren zu lassen. Wenn es plötzlich so einfach ist viele Einheiten auf Zeitreise zu schicken, weswegen schickt Skynet dann nicht eine ganze Armee zurück um die Menschheit zu unterjochen? Oh, ich vergaß, die Handlung dieser Geschichte wäre sicher in einer Stunde erzählt und würde die Zuschauer depressiv zurück lassen.
Merkwürdig sind auch einige Handlungen der Terminatoren, die schon mal einen Menschen laufen lassen oder unplausibel agieren. Häufig hat man das Gefühl die überlegenen Maschinen seien strohdumm.
Ein weiteres Problem beschreitet die Kategorisierung in ein Genre. Nach den Filmen erwartet man die als Science-Fiction Action beworbene Serie auch als solche. Nach der ersten Episode macht sich allerdings Ernüchterung breit. Temporeiche Action bleibt während der gesamten ersten Staffel auf der Strecke. Und wenn es dann doch etwas explosiver zur Sache geht, vermitteln die schnellen Schnitte einen schwer verfolgbaren Eindruck. "Terminator: The Sarah Connor Chronicles" wird somit nicht seiner Ankündigung gerecht, verflechtet sich stattdessen in der Dramatisierung der Charaktere untereinander und erscheint eher wie eine Detektivgeschichte. Das Gesamtpaket aus wenig Action, kaum Spannung und sich wiederholenden Dialogen macht es so mit der Zeit immer schwerer, längerfristig Interesse aufrecht zu erhalten.
Ein schweres Erbe treten die Darsteller an. Figuren wie Sarah und John Connor, geprägt durch die stählerne Linda Hamilton und des rebellischen Edward Furlong, sowie des Terminators an sich, den man automatisch mit der verstaatlichten Hollywoodgröße "I'll be back" Arnold Schwarzenegger in Verbindung bringt, sind nicht ohne weiteres durch neue Gesichter zu ersetzen. Somit entschied man sich wohl für eine Anpassung der Figuren auf ihre Darsteller.
Im allgemeinen bleibt die bereits definierte Charakterisierung durch die Filme erhalten, sämtliche Figuren erhalten allerdings menschliche "Zusatzeigenschaften" die man möglicherweise nicht erwartet. Somit fällt die Sarah Connor der Lena Headey ("300", "The Cave") zwar einerseits stählern aus, begibt sich aber durch ihren schmächtigen Körper auf weinerliche und verängstigte Wege. Thomas Dekker's ("Heroes") John fällt nur noch bedingt in rebellische Regionen ab, wirkt erwachsener und orientiert mit der Zeit mehr an der John Connor Version des Nick Stahl aus "Terminator 3". Summer Glau ("Firefly", "4400") gibt zu Beginn einen äußerst unglaubwürdigen Terminator, da sie viel zu emotional agiert. Dies passt sich im Laufe der Staffel an und wird gar der einzige Lichtblick in den Reihen des Cast.
Auch wenn die neuen Gesichter zu Beginn der Staffel gewöhnungsbedürftig sind, wird man mit der Zeit mit ihnen warm. Der Bezug zu diesen ist also sichergestellt, und wenn man sich nicht völligst gegen sie stellt fällt der Austausch der Darsteller nicht weiter ins Gewicht.
Für Auftritte weiterer bekannter Stars ist gesorgt, die Serie nimmt allerdings ihre schon vorgefertigten und auch neu eingefügten Charaktere schnell aufs Korn, verpulvert sie gnaden- und sinnlos oder lässt sie nur am Rande agieren.
Der Negativtrend der Serie ist somit ersichtlich. Vom Genre ist die Serie zu sehr Drama, bestenfalls Thriller aber keinesfalls das angekündigte Science-Fiction Action Event. Manche pseudokomischen Witzeleien nerven auf Dauer, tonnenweise Plausibilitätsfehler wirken abschreckend. Und auch wenn die Serie atmosphärisch und technisch auf dem Niveau der Filme liegt, kann dies nicht die belanglose, langweilende Handlung überdecken. Highlights sind der an die Filme angelehnte, fulminante Auftakt, ein episodenlanger "Rückblick" auf die Zukunft sowie die ereignisreiche vorletzte Folge. Durchhänger bieten die unlogischen und langatmigen Episoden 3 bis 5. Das Finale schreckte mich persönlich völligst ab und führt dazu weitere Staffeln zu meiden. Grund: Der Einbruch der Geschichte, eine "clever" umgangene Actionsequenz (so den kultigen Song "The Man Comes Around“ von Johnny Cash zu verwursten ist schon beinahe pervers) sowie ein völlig sinnloser Cliffhanger. Ein furioses Finale sieht definitiv anders aus.
Die Erlösung kommt mit "Terminator 4: Salvation" ins Kino. Oder wird dies vielleicht der Untergang?
4 / 10