Zu Beginn ein Hinweis: diese Review beinhaltet Spoiler und richtet sich daher vorrangig an Leser, die den Film schon kennen oder denen es egal ist, wenn sie Details schon vorher erfahren :)
Slasher-Filme sind eigentlich immer gleich - kennste einen, kennste alle. Nicht das sie nicht unterhaltsam sind, aber dieses Subgenre unterliegt nun einmal fixen Regeln, die so gut wie nie durchbrochen werden.
Eine Ausnahme war Scream von Wes Craven, der einen neuen Twist brachte, aber man kann auch 'Twitch of the death nerve' von Mario Bava nennen, der schon vor 'Halloween' und 'Freitag der 13.' das beliebte Schema einführte und auch schon einen nett perversen Haken hatte.
'All the boys love Mandy Lane' reiht sich ein in die Riege der Filme, die die Konventionen bedienen und gleichzeitig brechen, und das durchaus interessant, weil (gemessen am Anspruch, den man normalerweise an dieses Subgenre stellt) vielschichtig.
Zum einen ist Mandy zwar das typische 'Rühr mich nicht an - All american girl', aber sie ist keineswegs frigide oder ihrer eigenen Körperlichkeit wie auch ihrer Sexualität entfremdet - sie hat einfach nur keine Lust, sich mit den Möchtegern-Mackern in ihrer Clique abzugeben und sich als 'Ms. jeder kann sie haben' abstempeln zu lassen (was die Frage angeht, ob sie lesbisch ist oder nicht - ich glaube, daß dieser Aspekt im Film nicht so weit behandelt wird, daß man diese Frage eindeutig beantworten kann. Ich persönlich glaube es nicht.)
Die beiden anderen Mädchen der Gruppe entsprechen dagegen dem Klischee vom notgeilen Teenager (oder würden dies gerne), aber nicht weil sie so sind, sondern weil sie glauben, daß sie damit beim anderen Geschlecht erfolgreich sind - genau wie die Jungen, die sich zwar als echte Kerle sehen, aber eigentlich noch völlig unsicher sind in Bezug auf ihre eigene Sexualität. Dabei sind diese Figuren durchaus interessant gezeichnet und nicht einfach nur Abziehbildchen wie sonst üblich - für mich ein Pluspunkt des Films, weil einige Stereotypen nun wirklich nerven.
Die einzigen Figuren, die sich aus dem üblichen 'Wer mit wem wie oft und wann' - Schema heraus halten (und damit die Genrekonventionen einhalten, die halt doch unerlässlich sind, wenn auch in diesem Film nur oberflächlich), sind die, die überleben werden Und nein, Emmett zählt nicht dazu, denn für ihn ist der geplante gemeinschaftliche Selbstmord der ultimative Fick mit Mandy, mehr geht nicht für ihn, und weil er so ist, verweigert sich Mandy ihm auch konsequent am Schluss, weil das nicht das ist, was sie sucht - was genau das ist, daß überlässt der Film jedoch der Fantasie des Zuschauers. Auf jeden Fall will Mandy NICHT als Sexobjekt gesehen werden, und der einzige, der dies auch nicht tut, ist Garth. Folglich ist er der einzige, den sie ernst nimmt und für den sie so etwas wie Sympathie empfindet.
Bleibt die Frage nach dem Motiv, das ja jeder Berufsirre so hat: Bei Mandy ist es einfach: sie tötet (oder lässt die meiste Zeit töten), weil sie ihre Mitschüler HASST, so banal ist es. So banal, daß es furchterregend ist. Der Frust über das alltägliche Mobbing, welchem sie sich ausgesetzt sieht, weil sie nicht ist wie die anderen, lässt sie ihren Plan ersinnen, und Emmett ist ihr Gehilfe (schon ganz am Anfang des Films), aber er versteht nicht ihr Motiv - Rache für Kränkungen, die sie erlitten hat.
Und das alles nicht weil sie hässlich ist, nicht weil sie zu dick ist, nicht weil ihre Oberweite nicht der Norm entspricht - nein, sie ist das 'All-American-Girl'.
Und sie weigert sich, den damit verbundenen Erwartungen gerecht zu werden. Und weil sie dafür mit Verachtung gestraft wird (mehr oder minder direkt durch die Mädchen, sehr subtil durch die Jungen, die sie zwar hofieren, es aber nicht akzeptieren, wenn sie abgewiesen werden, sprich, wenn Mandy sie nicht 'ranlässt'), übt sie ihre Rache aus.
Fazit: 'Mandy Lane' folgt zwar größtenteils den Versatzstücken des Slasher-Films, ist aber im positiven Sinne 'modern', da der Film die Motivation unseres allseits geliebten Massenmörders ein wenig erweitert und in diesem Fall ihr eine neue Facette hinzufügt.
Für mich ein interessanter Beitrag zum Subgenre und durchaus sehenswert.