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„All the Boys love Mandy Lane“ – das klingt nach einem Film für die 18er Abteilung der Videothek, wenngleich vielleicht nicht jeder einen Slasher erwarten würde.
Mandy Lane (Amber Heard) ist so was wie der Schulschwarm, wobei das Schwärmen hier meist als unumwundene Anmache zu verstehen ist. Ran durfte aber noch keiner und die Jungs überschlagen sich bei ihren Balzaktionen. Mandys bester Freund Emmet (Michael Welch) überredet einen der Footballstars gar zum Sprung in den Pool vom Hausdach, doch der haut sich am Poolrand die Rübe auf und ist hinüber. Nicht unbedingt ein gewohntes Slasher-Opening, das sogar vielleicht etwas Tragisches hätte, wäre der Verstorbene nicht so ein unsympathisches Arschloch gewesen.
Neun Monate später hat sich Mandy dann von Emmet losgesagt und hängt mit neuen Leuten rum, welche die eiserne Jungfrau dann auch zum Wochenendtrip auf eine Ranch überreden. Das Figureninventar teilt die Geschlechter brav gleich auf, bei den Mädels sind es neben Mandy noch ein dünnes Blondie und eine rundliche Brünette, bei den Jungs ein schwarzer Sportlertyp, ein schmieriger Möchtegernmacho und ein Kiffertyp, auf der Ranch wartet noch der kriegsheimgekehrte Verwalter.

Dann macht sich die Stadtjugend also anlässlich der Beendigung der Schulzeit daran auf dem Land die Kuh fliegen zu lassen, doch ein gar grimmiger Killer will Mandy für sich haben und beginnt die Truppe zu dezimieren...
Was dann folgt, spaltete die Slasherfans, die entweder einen klischeehaften Standardfilm oder die raffitückischste Genreneuinterpretation seit „Scream“ darin sahen. So ganz unrecht hat keine der Fraktionen, doch die vielfach unterstellte Tiefe kann „All the Boys love Mandy Lane“ nicht aufbieten. Klar, es wird offener über Sex geredet, aber die Vorstellungen von der verlotterten Jugend haben sich seit „Freitag, 13te“ nicht so wirklich weiterentwickelt, nebenher werden natürlich Drogen geraucht und geschnupft. Gelegentlich kratzt der Film dann etwas am Klischeebild seiner Charaktere, z.B. wenn sich die blonde Bitch gelegentlich als unsicher outen darf, doch insgesamt folgt er den Regeln wesentlich eher, als dass sie ernsthaft in Frage stellt.

Einzig und allein auf der visuellen Ebene unterscheidet sich „All the Boys love Mandy Lane“ etwas von den Kollegen, denn passagenweise ist das Rumhängen der Jugendlichen mehr als nur das übliche Partygetue des Slasherfilms, sondern erscheint vielmehr als Abschied von der Jugend, im Bild oft symbolisiert durch Lichtsetzung wie bei einem Sonnenuntergang. Wenn dann noch ein Soundtrack im Hintergrund tönt, der auch zu einem Film Cameron Crowes gepasst hätte, verstärkt sich dieser Eindruck nur; wenn dann zwischendrin allerdings Simpeldialoge übers Poppen erklingen, dann schlägt „All the Boys love Mandy Lane“ wieder hart auf dem Grund der Slasher-Einheitsbreis auf. Scheinbar gibt es auch viele Mandys in ihrer Klasse, denn die Hauptfigur wird dauernd mit Vor- und Nachnamen angesprochen, was an die schlechte Schreibe eines Jason Dark erinnert, der bei seinen Groschenheften auch stets glaubt, das Publikum habe nach zwei Seiten bereits vergessen, wie eine Figur mit vollem Namen heißt.
Für den Gorefan ist dann weniger dabei, der Killer greift sogar häufig zur im Genre eher verpönten Schusswaffe, aber auch damit gehen dann immerhin phallisch konnotierte, wenn schon nicht penetrierende Morde. Gekillt wird wenig, wenn dann immerhin halbwegs spannend, auch wenn das dämliche Operverhalten dem Zuschauer gelegentlich die Tränen in die Augen treiben mag. Dass der Täter keiner der sechs Jugendlichen sein kann, das macht der erste Mord klar, beim zweiten sieht man den Täter bereits im Bilde.

*SPOILER* Und, welche Überraschung, es ist natürlich der creepy Kumpel Emmet vom Beginn – wer hätte das gedacht, wo die ersten Szenen ihn so offensichtlich ins Bild rücken, er dann aber nicht bei dem Trip dabei ist. Nach diesem wenig überraschend Twist gibt es dann einen unvorhergesehenen, denn Mandy ist eingeweiht und killt ebenfalls. Gründe hierfür werden aber nur angedeutet, Mandy entscheidet sich zudem um und bringt lieber Emmet unter die Erde, statt gemeinsam mit ihm Selbstmord zu begehen. Damit wird sie dann doch noch zu einem Final Girl, so wie sich nach einer kurzen Andeutung lesbischer Gesinnung dann doch noch für den wackeren Ex-Soldaten entscheidet. *SPOILER ENDE*
Für Amber Heard war dies eine Art Durchbruch und tatsächlich verleiht sie Mandy Lane eine gewisse Aura, womit sie die Figur wesentlich interessant macht als sie im Drehbuch ist. Den Rest vom Schützenfest sah man hingegen in der Folgezeit seltener auf der Leinwand und angesichts der gebotenen Durchschnittsperformances ist das auch kein Wunder.

So kann man nach Filmende auf einen eher mäßigen Slasher zurückblicken, der die Regeln zwar ein wenig bricht, aber weder für einen vernünftigen Spannungsaufbau noch für ein nachvollziehbares Ende sorgt. Die leicht wehmütige Inszenierung zum Abschied von Jugend und Schulzeit, die bleibt haften, ansonsten aber wenig. Der Slasherfilm muss tatsächlich in einer tiefen Krise stecken, wenn das hier bereits als große Innovation abgefeiert wird.

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