Der Himmel möge mich davor bewahren, dass ich noch ein einziges Mal auf gekaufte Kritikerstimmen vertraue, bevor ich mir einen Film ansehe, auf den ich normalerweise verzichtet hätte. Grob gesagt ist es ja so: Wenn man einen der neueren Teenie-Slasher gesehen hat, hat man sie alle gesehen. Laut der Presse sollte Mandy Lane alles anders machen: Clever, wendungsreich, charmant, durchdacht. Man hätte meinen können, dass dieser Streifen das gesamte Genre neu definiert hat. Und so kam es, dass ich mich tatsächlich ins Kino setzte, um mir die vermutlich größte Luftnummer seit der Erfrindung des Hypes anzusehen.
Zur Story (ganz kurz, mehr lohnt nicht): Mandy Lane ist die Schulschönheit, verschmäht jedoch alle Jungs, die total verrückt nach ihr sind. Allein Emmet - eigentlich ein ziemlicher Versager - steht ihr freundschaftlich nahe. Ein tragischer, von Emmet provozierter Unfall entzweit die beiden jedoch.
Neun Monate später fährt Mandy mit ein paar Jungs und Mädels in die Einöde. Und nach und nach fängt das große Sterben an. Mehr sage ich nicht. Ich könnte zwar spoilern, aber erstens lohnt sich das nicht und zweitens hat spätestens jeder nach einer halben Stunde ohnehin schon gemerkt, woher der Wind weht. Und ich weiß nicht, ob ich neuerdings mit Hellsicht gesegnet bin oder es einfach an der plumpen Inszenierung lag: Der Twist am Ende ist wirklich nicht der Hit, im Gegenteil. Er schafft es, den Film auch noch ein bisschen mehr nach unten abzurunden.
Nun komme ich lieber mal dazu, was mich an diesem Trauerspiel am meisten gestört hat.
Die professionellen Kritikerkollegen aus der Fachpresse sprachen von den vielen individuell herausgearbeiteten und durchdachten Charakteren. Vielleicht haben die auch einen anderen Film gesehen, der genau so hieß, oder aber hier definiert jemand "Charakterentwicklung" ein wenig anders als ich. Im Ernst, ich habe keine Ahnung, was Kiffen, Ficken und Kampfsaufen mit der Herausarbeitung von Charakteren zu tun haben. Aber anscheinend reicht das heutzutage schon aus. (Das sind solche Momente, in denen mir auffällt, dass ich wie meine eigene Oma klinge. Und ich HASSE es, wie meine eigene Oma zu klingen!)
Dann zur Figur der Mandy Lane an sich. Vielleicht ist ihr Charme nicht ganz auf mich übergesprungen, weil ich selbst weiblich bin, aber ich muss ehrlich sagen: SIe ist eine in meinen Augen vollkommen leere Figur. Sie agiert hölzern, sie hat keine Vergangenheit, keine wirklich interessante gegenwärtige Lebenssituation. Sie dient als laufende, sprechende Plot Device. Der Grund, warum sie eine solche Faszination ausübt, ist nicht nachzuvollziehen. Sie zeigt weder besonderen Charme, noch Witz oder Intelligenz. Sie reiht sich nahtlos in die Reihe der üblichen Versager und Stereotypen ein, ohne ein einziges Mal wirklich herauszustechen.
Die Kills sind nicht besonders sehenswert. Einmal Standard, mehr nicht. Sie wirken ohnehin sehr schablonenhaft, roh aneinandergezimmert und teilweise sogar eher deplatziert.
Und wie bereits erwähnt: Der Twist am Ende reißt es auch nicht raus.
Fazit: "All the Boys love Mandy Lane" ist ein Film, der sich nicht im Geringsten lohnt. Wenn man darauf steht und wirklich JEDEN Teenie-Slasher gesehen haben MUSS, weil man sonst Nachts nicht schlafen kann, dann wartet am besten auf darauf, dass die Verleih-DVD billig im Verkauf eurer Videothek steht.