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Ach ja, süße Jugendzeit.
Irgendwann kommen die meisten Regisseure mal mit ihren Kindheitserinnerungen und verarbeiten sie auf die eine oder andere Art und Weise auf filmischem Gebiet oder finden eine Geschichte, in der sie sie teilweise unterbringen können. Bei „Der Sohn von Rambow“ hat Garth Jennings, Regisseur des recht durchwachsenen „Per Anhalter durch die Galaxis“ ganz tief in seine Schultüte gegriffen und präsentiert das Ergebnis als bittersüßen Mix.

Die Geschichte führt uns in die Jahre 82/83 – als offenbar im Kino noch unbehelligt von der Leinwand abgefilmt werden durfte, weil VHS noch keine Massenware war. Zu dieser Zeit war „First Blood“, bei uns „Rambo“ der große Renner und Jennings führt zwei britische Jungen zusammen, für die der Film eine ganz besondere Bedeutung haben soll. Der Eine, ein endloser Tunichtgut, hat sich in den Kopf gesetzt, bei einem Jugendfilmerwettbewerb der BBC zu gewinnen, während der Andere, das Produkt einer religiösen Bruderschaft, nicht mal fernsehen darf, jedoch beim zufälligen Ansehen des Stallone-Films eine Art Kulturschock erhält, so daß er den Film praktisch vor der Kamera des Kumpels nachstellen will.

Was als klebrige Freundschaftsgeschichte oder alberner Jugendklamauk hätten enden können, wird von Jennings zwar nicht mit Samtpfoten, aber immerhin sehr behutsam umgesetzt. Die Gegensätzlichkeiten der Jungen, der eine von seinen Eltern im Stich gelassen und den großen Bruder erfolglos verehrend, der andere überprotegiert von der sektenähnlichen Gemeinschaft, bleiben stets im Themenmittelpunkt und führen auch immer wieder zu Konflikten. Der Humor entspringt dabei eher selten den bezaubernd amateurhaften Filmaufnahmen und ihrem Zustandekommen, sondern der Natürlichkeit und Unbefangenheit, mit der die Darsteller an die ganze Sache herangehen, um ihre Figuren so realistisch wie möglich wirken zu lassen.

Jennings kocht die Konflikte nie turmhoch, zeigt jedoch stets auf, was um eine Kindheit noch so alles passieren kann und gibt gleichzeitig Zeugnis als Filmemacher, was passieren kann, wenn zu viele Köche am Werk sind.
In einem Nebenstrang beschäftigt er sich nämlich noch mit einem französischen Austauschschüler, der mit seinem NewWave-Softpunk-Look, die halbe schuluniformierte Schule auf Knien gehen läßt, um sich dann bei anhaltender Langeweile auf die Filmproduktion zu stürzen.

Gleichzeitig wird sich immer wieder ernsten Themen gewidmet: der Verletzung der Künstler- bzw. der Regisseursseele, familiären Konfliken und nicht zuletzt der religiösen Gemeinde, die droht, Wills Familie auszuschließen.
Doch wie im Kopf eines Heranwachsenden haben die Kinder nur ihren Film im Kopf – zumindest meistens – und dem kindlichen Willen und der Phantasie sind eben keine Grenzen gesetzt.

Was Jennings Film schlußendlich davon abhält, in einer Klasse mit Filmen wie „Stand by me“ zu spielen, ist die Mutlosigkeit mit einigen Konventionen und Klischees zu brechen und wirkliche Tiefschläge zu setzen.
Das Drama wird hier nie zur Gänze ausgenutzt, die Sektenidee verkümmert am Ende ungelöst in einem familiären Aufbäumen, das aber im Kontext des Films keine echte Lösung ist. Und die Präsentation des fertigen Films löst am Ende eine Menge Konflikte in einem Aufflackern von Sentimentalität aus.

Möglicherweise wäre es dann doch besser gewesen, dem Film einen Offkommentar-Rahmen zu geben, denn trotz des versöhnlichen Schlusses hängt der Zuschauer am Ende ziemlich in der Luft, wie es mit den Figuren weitergehen könnte, was ganz besonders auch erwachsene Zuschauer interessieren dürfte.
So bleibt es bei erfreulich unterhaltsamen, zitatereichem Feelgood-Kino, das sein Potential dann aber doch nicht ganz abrufen kann, aber immer wieder augenzwinkernd auf die hier nachgefilmte Vorlage verweist oder andere Filme nett streift.
So recht eine Zielgruppe will sich jedoch nicht finden lassen – für Erwachsene ist der Film weder tief noch schwer genug und Kinder werden in den beiden Jungen nicht unbedingt Vorbilder entdecken können – der eine ist der Rabauke, den es in jeder Klasse gibt und der Andere stürzt sich gefahrenneutral und naiv in Stunts, die wir in „Jackass“ vorsichtshalber unseren Sprösslingen vorenthalten. Falls also jemand einen „Parental Advisory“-Sticker anbringen will – den Film sollte man familienintern genießen. (7/10)

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