"Harley Biker Town" bildet das Schlusslicht einer Trilogie, in der es stets um brutale Motorrad-Gangs geht, denen ein Held den Garaus machen muss. Doch die "Danger Zone" Reihe verstaubte bei uns in den Videotheken, dabei ist gerade dieser Teil nicht von schlechten Eltern. Eintagsfliege Douglas Bronco weiss mit dem knappen Budget umzugehen, "Harley Biker Town" sieht zu keiner Zeit billig aus. Mit dem Drehbuch hierzu debütierte Gregory Poirier (Tomcats, König der Löwen 2). Und es ist ihm wahrlich eine einmalige Mischung gelungen.
Schon lange ist der Cop Wade Olsen (Jason Williams) hinter dem berüchtigten Biker Reaper (Robert Random) her. Reaper ermordete damals Wade´s Frau und nun kann er bei einem Polizeitransport fliehen. Mit seiner Gang will Reaper einen Goldschatz in der Wüste heben. Doch es fehlt ihm ein Teil der Schatzkarte. Und Wade ist ihm auch schon auf den Fersen, von seinem Kumpel Rainmaker (Barne WMS Subkoski) erhält er Verstärkung. Reaper will dem Gold eine eigene Stadt nur für Biker bauen, in der es keinerlei Gesetze gibt. Das muss natürlich verhindert werden. Wade und Rainmaker folgen der blutigen Spur, die Reaper und seine Gang hinterlassen. Bald kommt es zum Showdown.
Eine brutale Motorradgang, ein Goldschatz in der Wüste und ein Cop der Rache für die Ermordung seiner Frau will. Das sind die drei Bestandteile der klischeeträchtigen Story. Vorhersehbar bis zum Schluss, nichts desto trotz ist und bleibt "Harley Biker Town" ein einmaliger B-Film. Dies mag auch an der Regie von Douglas Bronco liegen, der die Kulisse in schicken Panoramabilder einfängt. Obwohl sich das Geschehen größtenteils in der Einöde abspielt, sind die Sets dennoch abwechslungsreich. Besonders gut gefällt das verlassene Bergwerk mitten im Nirgendwo. Zu solch einem Film gehört auch ein fetziger Soundtrack und der ist bei "Harley Biker Town" wirklich top. Rocksongs dominieren und besonders die Titelmelodie klingt super. Auch sonst bieten die Sounds viel Abwechslung. Das Gesamt paket Kulisse und Score ist schon mal stimmig, willkommen in den 80er Jahren.
Desweiteren hat dieser B-Film auch noch eine kleine Rahmenhandlung. Wir sehen noch vor der Titelmelodie einen kleinen Jungen, der anstatt seine Hausaufgaben zu machen, ein Comicheft liest, dem diese Geschichte entstammt.
Wer die beiden Vorgänger nicht kennt, braucht nicht bangen, denn alle drei funktionieren unabhängig voneinander. Dennoch hätte man zum Beispiel die Charaktere Wade Olsen oder Reaper ausführlicher vorstellen müssen. Wir erfahren, dass Wade ein Cop ist, der auf der Suche nach dem Mörder seiner Frau ist. Dafür cruist er im gesamten Land umher, ob er wirklich noch im Dienst ist, kann keiner sagen. Genauso ist es bei Reaper, der Wade´s Frau ermordet haben soll. Seinen Zellenkumpel hat er auch auf dem Gewissen, von ihm hat er nämlich den Teil der Schatzkarte. Gleich zu Beginn wird Reaper von seiner Gang befreit. Unterwegs kann er noch ein paar Skinheads für sein Unternehmen gewinnen, während Wade auf seinen alten Kumpel Rainmaker trifft, der plötzlich aus dem Nichts auftaucht. Mit ihm kommt sogar noch ein wenig Mystik in die Geschichte, da er halb Indianer ist und deren spirituelle Welt kennt.
An was es der Jagd leider mangelt ist Action. Wade und Rainmaker hinken immer hinterher, nur selten kommt es zu Konfrontationen. Die fallen dann zwar brutal aus und sind schick in Szene gesetzt, aber sind auch immer sehr schnell wieder vorbei. So konzentriert sich Bronco auf Shootouts und Kloppereien, auf Explosionen oder sonstige Sachschäden, muss man wegen des knappen Budgets verzichten. Der Showdown dürfte dann doch ausladender von Statten gehen, leider richtet Reaper seine Gefolgschaft kontinuirlich selbst hin, so bleiben für Wade und Rainmaker nur noch wenige Gegner übrig. Die sonstigen Gangklischees werden auch bedient, denn unsere Biker nehmen fleissig Drogen, saufen wie die Löcher und sind stets schnell dabei hübsche junge Damen anzugrapschen.
Jason Williams (Death Riders, Time Walker) spielt in allen drei teilen der Trilogie mit und macht als Cop und Racheengel eine gute Figur. Barne WMS Subkoski (Death Riders, Danger Zone II) ist ebenfalls recht charismatisch und Robert Random (L.A. Midnight, Zeit zum Sterben) ist als Fiesling brauchbar.
Bronco macht das Beste aus der lahmen Story und dem knappen Budget. Besonders Score und Kulisse sind gelungen, Action ist Mangelware. Aber das Vorhandene ist gut inszeniert mit einigen Brutalitäten versehen. An den Darstellern lassen sich kaum Mankos finden, insgesamt gesehen ist "Harley Biker Town" ordentliche B-Ware. Mir ist er 5,5 Punkte wert.