Review

Genau wie das Sequel als Komödie angelegt, kann sich „Man nennt mich Halleluja“, wenn auch nicht wesentlich, von der schwachen Fortsetzung abheben, wobei die Formel fast die selbe ist.
Der Unterschied liegt einfach darin, dass von Regisseur Giuliano Carnimeo („Ein Halleluja für Spirito Santo“, „Ein Halleluja für Camposanto“) bis zu Autor Tito Carpi („Django - Nur der Colt war sein Freund“, „Die Satansbrut des Colonel Blake“) die gesamte Crew mit mehr Lust bei der Sache war und Ingo Hermes mit seinem Synchronstudio, im übrigen entgegen der oft niedergeschriebenen Meinung, dass Rainer Brandt sich hierfür verantwortlich zeigt, den sichtlich wortkargeren O-Ton mit Spaß bei hoher Frequenz gnadenlos aufbohrt. Sicher nicht im Sinne des Erfinders, aber dafür erträglicher für den passionierten Zuschauer, der hier sonst die Krise bekommen könnte.

Genau wie im Sequel drehen sich hier auch wieder ein Wulst an Parteien um ein Objekt der Begierde, das dieses mal aus wertvollen Juwelen besteht und die Österreicher, im Clinch mit den Mexikanern liegend, genauso gern wie die Rebellen in die Finger bekommen möchten, während ein gerissener Waffenhändler beide Parteien gegeneinander ausspielt und Halleluja, verkörpert von George Hilton („Leg ihn um, Django“, „Das Gold von Sam Cooper“), der in seiner steifen Ausdruckslosigkeit versunken einmal mehr weit hinter seinen charismatischen Kollegen zurückbleibt, sich wieder gewitzt durch die Handlung manövriert, um als lachender Dritter daraus hervorzugehen.

Das Interesse am ewigen Besitzwechsel der Juwelen verliert man bereits früh, weil man den Überblick verliert, das Geschehen daher alsbald nicht mehr tangiert und sich immer mehr obskure Individuen in die Handlung verirren, die ergänzend auch noch eine als Nonne getarnte Geheimagentin und einen als russischen Gauner verkleideten, Polka tanzenden Charles Southwood („Django und Sabata - Wie blutige Geier“, „Drei Halunken und ein Halleluja“) aufnimmt. Das ewige Hin und Her fördert ein paar Ballereien und natürlich Prügeleien zutage, überrascht dabei allerdings wenig mit Sorgfalt. Nun gut, die Fortsetzung ging da noch schlampiger zuwerke.

Die besten Momente sind dann auch die, wenn der Hamster an zu bohnern fängt und Halleluja inmitten der wüstesten Schießereien wieder seine Gimmicks hervorzaubert, aus deren Einsätzen denen dieses Mal eine Nähmaschine, die umgebaut gleichzeitig als Gatling und Granatwerfer in Funktion treten kann, hervorgeht. Seine deutlich kaum der authentischen Übersetzung entsprechenden Kommentare sind allerdings auch nicht ohne, wobei es nicht zu zitatwürdigen Einzeilern reicht. Der gute Rainer Brandt bleibt eben doch unerreicht, auch wenn das einigen nicht schmecken wird.

Der Einsatz von Abführmittel für grimmige Banditen, die Folter mit dem Skorpion im Goldfischglas und die pünktliche Wasserfolter sind dann schon ungleich blödsinniger, passen mit ihrem Niveau sich aber dem ansonsten nun wahrlich nicht durch humoristisches Geschick glänzenden Werk an.
Halleluja schlängelt sich hier jedenfalls im Diensten des mexikanischen Revolutionsgenerals, aber eigentlich doch primär in seinen eigenen Diensten, geschickt durch die massiv aufgereihten Juwelen-Interessenten und soll auch hier am Ende nach einer sich ziehenden Wäscherei-Schlägerei und der darauf mit massivem Maschinengewehr-Einsatz den dicken Spekulatius auspackenden Finale triumphieren.

Gut, in „Man nennt mich Halleluja“ ist mehr los als in „Beichtet Freunde, Halleluja kommt“ und etwas witziger ist er auch, wobei arg zotige Stilblüten hier meist umgangen werden. Die Umsetzung ist gelungener und vor allem von mehr Action geprägt, ständig nervende Figuren fallen auch flach, was daran liegt, dass Southwood erst relativ spät einsteigt und dicke Gatlings sehe ich im Italowestern immer gern, besonders im Einsatz.
Deswegen rangiert der Erstling nur knapp über seiner misslungenen Fortsetzung, auch wenn die Geschichte mit dem ewigen Besitzwechsel sich früh als bloße Folie für ständige Reibereien herausstellt und ohne ein paar soweit gute Ideen, also im Rahmen dieser späten Produktion, sich ganz leisen Applaus verdienen. Hab’ halt noch nie gesehen, wie man mit einem Korkenzieher (!) eine Kugel aus einer Wunde dreht und den munter plaudernden Verletzten das noch nicht einmal sonderlich zu jucken scheint.


Fazit:
In Ordnung gehende Westernkomödie, die wie seine zahlenmäßig hochfrequentierte Verwandtschaft über eine wüste, unübersichtliche Geschichte verfügt, obwohl das Ziel selbst eigentlich das simpelste der Welt ist. Nun kann man sich als Genrefan noch darüber freuen in Nebenrollen bekannte Gesichter wie Federico Boido oder Roberto Camardiel zu entdecken, um den Film genießen zu können, reicht das aber hinten und vorn nicht aus.
Trotz der ungenierten Witzsynchronisation, einiger guter Ideen und Carnimeo solider Umsetzung verbleibt „Man nennt mich Halleluja“ auch im Mittelmaß, weil zu viele gezwungene Gags, trotz ihres zahlreichen Auftretens nicht zünden und die illustren Figuren sich gegenseitig dabei überbieten dem Zuschauer gleichgültig zu sein. Die Notschlachtung kann man sich allerdings für Fidani und Co aufheben.

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