Nachdem Joe Dante mit seinem „Jaws“-Rip-Off „Piranha“ einen veritablen Hit für Roger Corman hingelegt hatte, bot man ihm die Regie für den Werwolffilm „The Howling“ an, der ihm die Möglichkeit bot seine Vorlieben für Horror und Humor erneut zu verbinden.
Es geht um die Fernsehreporterin Karen White (Dee Wallace-Stone), deren geordnetes Leben bereits der Vorspann symbolisch zerstört: Ein Fernsehschirm wird durchbrochen, unter statischem Rauschen sind nur noch Tonfetzen zu hören, die wiederum eine Brücke zur baldigen tatsächlichen Zerstörung von Karens Existenz schlagen. Denn sie hilft der Polizei bei der Jagd auf den Serienkiller Eddie Quist (Robert Picardo), der sie allerdings bei seiner Verhaftung anfällt, was sie schwer traumatisiert.
Karen wird von Alpträumen und Angstzuständen geplagt, was ihre Arbeit vor der Kamera nahezu unmöglich macht, weshalb sie sich in ein ländliches Sanatorium unter der Leitung von Dr. George Waggner (Patrick McNee) einweisen lässt. Mit kleinen Seitenhieben auf New-Age-Kultur und Esoterikwahn der zu Beginn der 1980er gerade noch mal ganz besonders frisch aufkeimte, liegt Dante damit voll im Trend, auch wenn sich es doch eher amüsierte Erwähnungen und weniger satirische Spitzen sind, die „The Howling“ austeilt.
Allerdings machen Karen sowie ein herbei gereiste Kollegin bald die Entdeckung, dass nicht alles eitel Sonnenschein in dem kommunenartigen Therapiezentrum ist. Ganz im Gegenteil: Die Patienten sind fast allesamt Werwölfe, so wie auch Eddie Quist…
Mit „Piranha“ und „The Howling“ öffnete Joe Dante sich die Türen zu Hollywood und auch bei diesem mit schmalem Budget produzierten Werwolffilm kann man seine inszenatorischen Fähigkeiten nur bewundern. Stimmungsvoll bebildert er das Leben in der Werwolfkolonie, auch wenn der Kunstnebel bisweilen arg übertrieben durch die Szenerie wabert, baut Spannung auf und kann so immer wieder Nervenkitzel erzeugen, wenn die Hauptfiguren das Offensichtliche herausfinden, nämlich dass hier Werwölfe hausen. Weniger raffiniert, aber doch recht gelungen ist der Showdown, der allerdings mehr auf Schauwerte und Krawall (soweit das Budget es zuließ) setzt, ehe dann nach dem Abspann der obligatorische Endjoke mit Fortsetzungspotential kommt, den Dante aber immerhin mit Elan umsetzt.
Ansonsten ist das Script von „Piranha“-Autor John Sayles da weitaus weniger raffiniert und zerfasert im Mittelteil zunehmend. Anstatt sich auf Karen als Haupt- und Identifikationsfigur zu konzentrieren kommen noch ihr Männe, der bald der Verlockung der Werwölfe erliegt, sowie eine Kollegin hinzu, die den Werwölfen (klaren Genregesetzen folgend) später auf andere Weise erliegt als Karens Freund. Leider sind diese beiden Nebenfiguren recht blass gezeichnet, dafür dass der Film so viel Zeit mit ihnen verbringt, während die Werwölfe nur spärlich zulangen, wenn dann aber spannend inszeniert. Was daran liegen könnte, dass der Produktion nur ein Werwolfanzug zur Verfügung stand, der für verschiedene Werwölfe immer wieder etwas umgestaltet werden musste.
Was ebenfalls schade ist, ist die Tatsache wie wenig Dante aus dem Szenario rausholt. Die Kommune als Hort der Werwölfe, die ihre Existenz vor der Welt geheim halten und lieber Kühe anstelle von Menschen reißen, das ist eigentlich eine gute Idee, die aber nur am Rande abgehandelt wird, während Ermittlungsarbeit der Investigativjournalisten und mäßig interessante Beziehungskisten dann deutlich mehr Raum einnehmen. Das ist es dann schade um die erstklassigen Trick- und Make-Up-Szenen, in denen Rob Bottin sein volles Können zeigt, nachdem sein Lehrmeister Rick Baker aufgrund einer bereits gegebenen Zusage für „American Werewolf“ von dem Projekt abspringen musste.
Dee Wallace-Stone schlägt sich überzeugend in der Hauptrolle, auch der Rest des prominenten Ensembles ist nicht überragend, liefert aber durch die Bank weg gute Leistungen an. Darunter sind ihr damaliger Mann Christopher Stone (als ihr Freund), Patrick McNee, der spätere Dante-Spezi Robert Picardo, Slim Pickens sowie Dennis Dugan, der später vor allem als Regisseur von Adam-Sandler-Komödien bekannt wurde, obwohl er der Schauspielerei weiterhin treu blieb.
„The Howling“ ist ein im Ansatz interessanter, kompetent inszeniert und effektmäßig hervorragender Werwolffilm, dem das fahrige Drehbuch allerdings etwas die Petersilie verhagelt. Vor allem im Mittelteil findet „The Howling“ keinen übergreifenden Spannungsbogen und zerfasert unschön.