Ein gerade einmal vierjähriges Mädchen verschwindet spurlos aus der Wohnung seiner Eltern und da die Polizei bei den Ermittlungen kaum Fortschritte macht, wird ein Privatdetektiv, gespielt von Casey Affleck hinzugezogen. Dieser kommt bei seinen Ermittlungen immer tiefer in die Bostoner Unterwelt.
Die Story ist überragend. Nicht einmal im Traum hätte ich von Ben Affleck, der beinahe ausschließlich durch die niveaulosesten Rollen, wie in "Armageddon" oder "Pearl Harbor" aufgefallen ist, einen solchen Film erwartet. Als ich dann auch noch las, dass er erstmals seit "Good Will Hunting" wieder ein Drehbuch schrieb, bei seinem Film die Produktion übernimmt und die Hauptrolle mit seinem Bruder Casey besetzt hat, hätte ich gewettet, dass der Film nicht viel sein kann, doch bereits bei der überragenden Story merkt man, dass der talentfreie Darsteller in Zukunft besser nur noch schreiben, Regie führen und produzieren sollte. Denn die Story ist überragend und überraschend vielschichtig. Affleck kombiniert einen überaus gelungenen Krimi mit einigen überraschenden Wendungen mit einer vielschichtigen und gelungenen Milieustudie. Bei der Charakterkonstruktion gibt er sich ebenfalls alle Mühe und stellt das moralische Dilemma, in dem Casey Affleck schließlich steckt hervorragend dar und überrascht auch hier sehr positiv. Er stellt die Unterwelt Bostens sehr gut dar und liefert durch seine parallel laufende Handlung um das entführte Mädchen mehr als eine Milieustudie. Das Finale, das ich nicht vorweg nehmen möchte, ist sehr überraschend und stellt den Detektiv endgültig vor eine überaus schwierige Entscheidung. Bei diesem moralischen Gewissenskonflikt geht Affleck erneut mit nahezu philosophischer Tiefe vor und rundet die hervorragende Story endgültig ab. Damit liefert Affleck eine gelungene Kombination aus einem vielschichtigen Drama und einem überraschenden Thriller, der sich jeder Stereotype entzieht.
Aber, jetzt kommt erst das Beste, denn Affleck kreiert nicht nur eine überraschend gute Story, er schafft es sogar, diese virtuos auf die Leinwand zu verfrachten. Statt die überaus dramatische und tiefe Story kühl und distanziert auf die Leinwand zu bringen, setzt er den Film überaus emotional und spannend in Szene. Die Filmmusik ist ruhig und melancholisch und lässt den Film kombiniert mit der düsteren Kulisse von Boston überaus traurig und betrübt wirken. Die Atmosphäre ist somit sehr emotional und betrübt, ist teilweise aber auch zum bersten gespannt. Durch den geschickten Aufbau von Dramaturgie und Spannung unterhält "Gone Baby Gone" von der ersten bis zur letzten Minute bestens und gibt einigen Stoff zum Nachdenken. Affleck lässt nichts von der komplexen und vielschichtigen Story aus, schafft es aber dennoch, das Erzähltempo hoch zu halten und schafft somit ein kleines Meisterwerk.
Casey Affleck läuft unter der Regie seines großen Bruders zu echter Hochform auf. Er liefert als Privatdetektiv im Gewissenskonflikt eine hervorragende Leistung ab und gestaltet den Film noch emotionaler. Zusammen mit seiner guten Leistung in "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" war das Kinojahr 2007 für Affleck überaus erfolgreich und dürfte ihn nun wohl endgültig in die Reihe der weltbesten Darsteller bringen. Michelle Monaghan spielt in der Rolle seiner Freundin ebenfalls überaus überzeugend. Mit Morgan Freeman und Ed Harris stehen Affleck bei seinem Regie-Debüt wenigstens zwei überaus erfahrene und routinierte Darsteller zu Seite. Freeman leistet hervorragende Arbeit und zeigt mal wieder sein großes Talent und auch Ed Harris zeigt einmal mehr, dass er sich vom mittelmäßigen Action-Helden zu einem wirklich guten Charakterdarsteller weiterentwickelt hat. Der übrige Cast kann ebenfalls überzeugen.
Fazit:
Affleck kombiniert in seinem Regie-Debüt eine überaus vielschichtige Milieustudie mit einem überraschenden und hervorragend konstruierten Thriller und leistet auch mit seiner emotionalen, dramatischen und spannenden Umsetzung hervorragende Arbeit. Zusammen mit dem hervorragenden Cast und dem überraschenden und verstörenden Finale entsteht somit ein kleines Meisterwerk, das man sich unbedingt einmal zu Gemühte führen sollte.