Bildergewaltige Verfilmung einer wahren Geschichte
Man hat es schwer als Fischer im Nordosten Amerikas, insbesondere als Schwertfischer von Gloucester. Sturm und Wellen sind der Alltag, und so manch einer hat die Jagd auf den Fisch schon mit dem Leben bezahlen müssen. Doch die Alternativen in der Gegend sind spärlich, alles lebt auf die eine oder andere Art und Weise von der Fischerei. Die andere Möglichkeit ist es, aus der Gegend fortzuziehen, denn Arbeit ist hier abseits der Fischerei nicht zu finden; und wenn die Fischzüge erfolglos sind, so sind auch die Kneipen genau so leer wie der Geldbeutel der Fischer. Kein Wunder also, daß die mutigen Männer immer wieder hinausfahren, den Naturgewalten trotzend, um doch noch vor Einbruch des Winters den einen großen Fang zu machen.
Und solch eine letzte Reise dient als Vorlage für einen der wenigen guten Filme von Wolfgang Petersen. Es ist die Andrea Gail unter der Führung des rauhbeinigen Seebärs Tyne, der in letzter Zeit von einer Pechsträhne geplagt wird. Also noch einmal hinaus, den Widrigkeiten trotzend, denn man hat bisher jede See überstanden. Doch diesmal braut sich ein Sturm zusammen, der anders ist als alle anderen zuvor, ein Orkan mit mächtigen Wellen. Davon wissen die Männer um Kapitän Tyne zunächst nicht, als sie endlich einen guten Fanggrund gefunden haben. Das Boot voller Fisch, die Herzen voller Freude auf daheim gilt es nun, die Reise zu überstehen, gezwungen durch den Defekt des Kühlaggregats. Doch die Natur läßt nicht mit sich spielen, und so kämpfen die Menschlein einen ungleichen Kampf gegen die Macht des Sturms. Als kleinen Nebenplot sehen wir noch die Rettung eines Segelcrew mittels eines Hubschraubers, wissen also, daß Rettung möglich ist. Doch auch rechtzeitig?
Gewaltig sind die Wellen, die über die Schiffe hereinbrechen, man zittert und fröstelt allein schon beim Hinsehen. Die Abteilung für Effekte hat hier gut gearbeitet, alles wirkt lebensnah, und selbst Details wie die Bewegung großer Containerfrachter in den schweren Schrägsee sind stimmig dargestellt, habe das selbst schon mitgemacht und gesehen, wie Container durch eine Welle einfach mir nichts, dir nichts von Deck gefegt werden, da lernt man Ehrfurcht zu haben vor dem Meer. Insofern haben es die Darsteller, allesamt ohne Fehl und Tadel und mit bekannten Namen wie Clooney oder Wahlberg in den Hauptrollen, hier auch schwer, denn sie kämpfen an gegen Bilder mit großer Macht. Schön sind die Einblendungen der Lieben daheim, wenngleich dadurch schon arg auf die Tränendrüse gedrückt wird. Aber es ist ja auch ein tragisches Schicksal, welches die Männer erleiden, großartig dargestellt, mit leider sehr pathetischer Musik unterlegt und einem nicht wirklich nötigen, aber ebenfalls fesselnd auf Zelluloid gebannten Nebenplot. Großes Kino für die große Leinwand...ab da ging es in meinen Augen für Petersen steil bergab, wie vom Kamm einer Riesenwelle...9/10.