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Mixed Martial Arts Filme mit Dramaanteil erfreuen sich immer größerer Beliebtheit: Im B-Bereich gab es „Pit Fighter“ und „Undisputed 2“, aus Hollywood kam „Never Back Down“ und aus Frankreich stammen „Unleashed“, „Chok Dee“ und „Scorpion – Der Kämpfer“.
Hauptfigur und Off-Erzähler ist der Thaiboxer Angelo (Clovis Cornillac), Kampfname Scorpion, der beim Training seine ganze Aggression freilässt. Genau diese wird ihm jedoch zum Verhängnis, als er nicht zur Meisterschaft eingeteilt wird und den stattdessen eingesetzten Rivalen niederschlägt. Der lauert ihm darauf in einer Gasse auf, es kommt zum Kampf, bei dem Angelo seinen Kontrahenten versehentlich tötet. Ergo nichts Neues, aber das bietet ja kaum ein Martial Arts Film der letzten Jahre.
Angelo wandert in den Knast wegen Totschlag und ist ein Wrack als er entlassen wird. Kein Geld, kein Job, keine Selbstachtung. Leider kann „Scorpion“ da nicht auf die Mottenkistenklischees verzichten; Angelo trägt nicht nur abgewetzte Kleidung, sondern auch fiesesten Bartwuchs und eine absolute Flokati-Frisur. Sobald sich sein Leben ändert, sind dann eine Glatze und ein gestutzter Bart angesagt, da ist man wenig subtil.

Die Wende zum besseren kommt als der zwielichtige Geschäftsmann Marcus (Francis Renaud) Angelo einen Platz beim Free Fighting anbietet. Um wieder kämpfen zu können, nimmt dieser an, auch wenn er schnell merkt, dass das Geschäft nicht koscher ist...
Der Ansatz des Dramas ist durchaus ehrbar, wenngleich von „Scorpion“ nicht immer ganz konsequent umgesetzt. Angelos Verehrung für die problembelastete Virginie (Karole Rocher) und seine unbeholfenen Annäherungsversuche sind erfreulich zart in den Film eingebettet, plump hingegen die Szenen, in denen sich Angelo mit der Reporterin Léa (Caroline Proust) über Virginies Abweisung hinwegtröstet, zumal man Léas Faszination für ihn kaum verstehen kann. Auch der Plot, den „Scorpion“ rund um die illegalen Untergrundfights spinnt, wirkt manchmal etwas überkonstruiert, kann jedoch die meiste Zeit über tragen.
Dies liegt vor allem an der Inszenierung des recht unbekannten Regisseurs Julien Seri, der auch klischeehafte Szenen immerhin visuell ansprechend auf den Bildschirm bringt. Die Bilder sind meist in einer bestimmten Farbe gehalten, Straßenszenen und Clubs z.B. in einem dunklen gräulichen Ton oder der Arena im Finale mit einem gelben Farbfilter markiert. Ein weiterer Pluspunkt ist die Charakterzeichnung, bei der sich „Scorpion“ wirklich bemüht Figuren mit Ambivalenzen zu kreieren – die Fieslinge bleiben allerdings trotzdem klischeehafte Stereotypen.

Keinen Grund zur Klage bieten indes die Kampfszenen; allenfalls die Tatsache, dass es vielleicht ein paar mehr hätten sein können. Das Gebotene bietet jedoch ziemlich realistisches Free Fighting mit ausgiebigem Grappling und Kontrahenten, die das Einstecken von Treffern wirklich merken. Die Fighter nutzen leicht unterschiedliche Stile, jedoch verzichtet „Scorpion“ dabei nie auf seinen Realismus, um besonders Exotisches präsentieren zu können – alle Kampfstile wären beim Free Fighting denkbar. Ebenfalls sehr schön der Endkampf, in dem sich Angelos und sein Gegner mit Respekt begegnen und der Kontrahent nicht einfach zum platten Bösewicht erklärt wird – die Fieslinge hier sind andere.
Mit Hauptdarsteller Clovis Cornillac hat Julien Seri eine gute Wahl getroffen; nicht alle Szenen bekommt dieser zwar hundertprozentig hin, doch eine Mischung aus überzeugendem Fighter und gutem Schauspieler ist schwer zu finden und da ist Cornillac eine tolle Wahl. Mit ihm steht und fällt auch der Film. Der Rest des Ensembles spielt ebenfalls gut, doch beim starken Fokus auf die Hauptfigur ist Cornillac nun mal der Wichtigste in der Runde.

So bleibt ein extrem stilsicher inszenierter und kurzweiliger Mix aus Martial Arts Film und Drama. Der Mainplot schwächelt zwar hier und da, ein paar unschöne Klischees trüben das Filmvergnügen, doch die tollen Fights, die Machart und die überzeugende Hauptfigur reißen das wieder heraus.

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