Review
von rubinek
Der junge, schwule Wieland sieht mit seiner blonden Haarpracht aus wie Siegfried aus den Nibelungen und begeistert sich fürs Ballett.
Im Grunde seines Herzens wünscht er sich aber, "normal" und nicht mehr schwul zu sein.
Was könnte besser dazu taugen, als eine zünftige Sportlerkarriere?
Diese startet geradezu raketenhaft, weil eine blonde Kugelstoßerin (Brunhilde?) ungeahnte Kräfte in unserem lieben Wieland freisetzt.
Die Rahmenhandlung bietet eine Mutter, die ihre Rechte einfordert, berechnende Sportfunktionäre, einen Trainer mit sehr kreativen Trainingsmethoden und illegale Mittel zur Leistungssteigerung (ja, Doping!).
Der Film lief im August 2016 zum 30. Geburtstags des Kulturzentrums "Bahnhof Langendreer" in Bochum. Hauptdarsteller/Autor und Regisseur waren anwesend. Mir sagte der Film gar nichts, war aber positiv überrascht von "Der Sprinter". Ein unterhaltsamer, locker-flockiger Film, mit dem gewissen Etwas. Ein ganz großes Plus ist der Hauptdarsteller, der in seiner Mischung aus Ernsthaftigkeit und Naivität den Film trägt, ohne dass sich die anderen Darsteller hinter ihm verstecken müssten. Einzig das überraschend-drastische Ende fand ich nicht völlig überzeugend.
Die grundsätzliche Moral -- ein Homosexueller Mensch konvertiert zum Hetero -- kann man infrage stellen, aber jegliche Homophobie liegt dem Film fern.
Für einen Erstling auch technisch sehr gelungen. Locker 7/10.