Frank und Charlie fahren nach New York...14.02.2010
Und sie brauchen viel zu lang dafür. Man ist als natürlich als Kritiker hier in einer schwierigen Situation. Überall liest man nur Gutes über den Film, Al Pacino hat sogar einen Oscar bekommen, da kann man doch nicht schlecht über den Film urteilen...doch, man kann, und zwar mit der Keule der Subjektivität. Es geht in diesem Film vordergründig um wenig: Colonel Frank Slade, alt, blind, dennoch charmant, heuert den Studenten Charlie für einen Kurztrip nach New York an. Slade will dort noch einmal gut essen, mit einer Frau schlafen und sich dann umbringen, weil ihm sein Leben in der ewigen Dunkelheit keine Freude mehr bringt. Charlie...nun, der ist jung und braucht das Geld, hat er doch seine eigenen Sorgen, da er kurz vor dem Rauswurf vom College steht, weil er sich weigert, die Urheber eines Streichs zu verraten. So fahren die beiden also nach New York, und natürlich bringt sich weder der Colonel um, noch fliegt Charlie vom College, weil der Colonel in letzter Sekunde eingreift, was ihm tosenden Beifall einbringt, den Film aber immer noch nicht beendet.
Und das, lieber Leser, ist das Dilemma, in dem man nun steckt. Pacino macht seine Sache weider einmal gut, übertreibt zwar das eine oder andere Mal, aber egal. O'Donnel ist natürlich ganz blaß dagegen, hat nicht viel Text und guckt meist bedröppelt aus der Wäsche. Ein paar andere Gesichter sind zum Teil in ihren ersten Rollen zu sehen, beispielsweise Philip Seymour Hoffmann, und machen den Kohl nicht fett. Der Film steht und fällt also mit Al Pacino - denn der Rest ist Durchschnitt. Aber leider fällt der Film. und er fällt nicht wegen Pacino, denn der gibt alles - nein, er fällt wegen der unfähigen Regieleistung von Martin Brest, der es nicht schafft, auch nur eine einzige Szene in irgendeiner Weise zu straffen, spannend zu gestalten und nicht durch immer noch einen weiteren Dialog zu Tode zu erklären. Das mag hilfreich sein, wenn man halb eingeschlafen ist oder im Vollrausch vor dem Fernseher liegt, beleidigt aber das denkende Publikum. Der Film ist, und das bringt die Kritik nun auf den Punkt, mindestens 30 Minuten zu lang geraten.
Zeit, die mit zunehmender Filmdauer immer mehr ermüdet, Zeit, die eine reichlich konstruierte und irgendwie überflüssige Rahmenhandlung an den Betrachter heranträgt, auf das er sich noch Gedanken über Ehre und Integrität machen kann. Verschwendete Lebenszeit, denn nichts in diesen mehr als dreißig Minuten bringt den Film wirklich voran...und das ist schade, denn die Kernaussage ist überzeugend: es gibt immer etwas, weswegen es sich lohnt, eben nicht Selbstmord zu begehen. Aber diese Kernaussage wird unter soviel Dialogkleister vergraben, bis man sie kaum mehr erahnen kann. Der Oscar mag verdient sein, das kann ich nicht beurteilen, aber der Film rund um Pacinos Ein-Mann-Show ist ( natürlich auch ein Remake, das habe ich dank ofdb gelernt...) leider fern von der oscarreife. Hat mir nicht gefallen...5/10.