Review

Zombies on a Plane 

Die neueste Idee der UCI Kinowelt Kette (sowohl in Österreich, als auch in Deutschland), die mit dem viel sagenden Titel Are you afraid of the dark angepriesen wird, ist zu bewundern. Jeden Freitag punkt 23 Uhr wird dem geneigten Horrorfan ein Thrashfilm, der meist im Horrorsplattergenre angesiedelt ist, keinen Wert auf Anspruch legt und es unter normalen Umständen niemals auf die große Leinwand geschafft hätte, vorgesetzt. 

Den Anfang dieser außergewöhnlichen Reihe bestritt mit „Plane Dead“ (nicht zu verwechseln mit „Snakes on a Plane“ von David R. Ellis) ein Horror B-Movie von Scott Thomas („Latin Dragon“), das zu diesem Zeitpunkt selbst auf imdb.com noch ohne Stimmen gelistet ist.  

Scott Thomas führte bei „Plane Dead“ nicht nur Regie sondern schrieb auch dessen Drehbuch, wobei die Vermutung, dass dieses erst während des Drehs, sozusagen als Mitschrift oder Settagebuch entstanden ist, nahe liegender erscheint, als ein im Vorfeld wohl überlegtes Skript.  

Doch dieser Umstand ist kein Nachteil für den Film, denn ein Drehbuch erscheint, nach einem kurzen Blick auf die magere und stereotypische Story von „Plane Dead“, so oder so nicht notwendig (bzw. sogar hinderlich):
Einige verrückte Wissenschaftler versuchen einen Metallcontainer, in dem sich eine untote und ganz offensichtlich durch einen Virus zombifizierter Frau befindet, mit Hilfe eines Passagierflugzeugs, von Paris nach L.A zu schmuggeln. Als es während des Fluges zu Turbulenzen kommt, gelingt dem eingesperrten, gentechnisch (!) manipulierten Zombie die Flucht aus seinem Gefängnis. Von rasendem Blutdurst getrieben infiziert er/sie/es einen Passagier nach dem anderen mit besagtem Virus und verwandelt die Maschine in ein Schlachthaus. Innerhalb kürzester Zeit  muss sich eine Handvoll Überlebender gegen eine Horde Untoter zur Wehr setzen.
Golfschläger, selbst gebastelte Bomben und Pistolen sind nur einige überlebenswichtige Utensilien (die alle, wohlgemerkt, während des Fluges eingesetzt werden). 

Dass sich Scott Thomas mit diesem Film (bzw.: Drehbuch) weder ein Denkmal gesetzt hat noch ein Oscarkandidat ist, sollte bei dieser schablonenhaften, sich nur durch eine Verlagerung des Settings von anderen Z-Movies unterscheidenden, Story, jedem klar sein.  

Trotzdem muss man anerkennen, dass sein Film durchaus über ein gewisses Unterhaltungspotential verfügt und er mit geringsten Mitteln hochklassige Effekte aus der Zombietrickkiste gezaubert hat.
Die CGI Effekte werden nämlich sparsam, dafür aber passend und glaubwürdig eingesetzt und lassen das geringe Budget des Films in keiner Weise erahnen (davon könnten sich die Macher von weitaus höher budgetierten potentiellen Blockbustern wie „Transporter 2“ und „Ghost Rider“ eine große Scheibe abschneiden).  

Die Masken der Zombies sind solide designed, die Goreszenen sind höchste Klasse, da man sich auf literweise „good old“ Kunstblut und nicht auf digitales Blut geeinigt hat und einige Actionszenen sind nahezu zu schön um wahr zu sein. Ausgezeichnet getimte Zeitlupeneinstellungen, von Kugeln getroffene und dadurch von einem Gang des Flugzeugs in den nächsten fliegende Körper, tolle Explosionen, massenweise ausgerissene Gliedmaßen und das alles untermalt mit stimmungstreibender unverschämt passender Rockmusik.  

Es hat richtig Spaß gemacht sich wieder einmal einen absoluten Hirnabschaltfilm mit Blut, Zombies und kurzweiligen knapp über 80 min Laufzeit anzusehen. Dadurch hebt sich „Plane dead“ aus der Masse der schon seit den 70ern gerne präsentierten Untotenfilmen, die oft an den falschen Stellen zu viel zeigen bzw. zu viel erreichen wollen, deutlich hervor. 

Referenzen und Reminiszenzen zu anderen Zombie-, Katastrophen- und Horrofilmen sind auch mehr als genug vorhanden und natürlich nur (un)gewollter Natur. Vor allem die Ähnlichkeiten zum schon zuvor erwähnten Streifen „Snakes on a Plane“ mit Samuel L. Jackson stechen besonders deutlich ins Auge.
Beide Filme spulen ihr Horrorszenario in der beengten Umgebung eines Linienflugzeuges herunter und bei beiden gilt es eine vermeintlich tödliche Bedrohung, auf engstem Raum und ohne Unterstützung von Außen, abzuwenden. Was im einen Streifen Schlangen sind, die die Passagiere terrorisieren und töten, sind im anderen wild gewordene Zombies, die sich an den zerstückelten Körpern der Passagiere laben. [Das Team von „Plane Dead“ reitet, durch die Wahl eines Flugzeuges als Handlungsort, natürlich nicht nur auf der Erfolgswelle von „SOAP“ sondern sparte sich des Weiteren auch teure Außenaufnahmen.] 

Die Charaktere sind sowohl bei Film A als auch bei Film B ähnlich klischeehaft aufgeteilt, das Storygerüst beider Filme könnte nicht einmal ein Baumhaus stützen und die verschiedenen Darsteller sind auch eindeutig nicht zu Höherem berufen.
Ehrlicherweise muss man aber zugeben, dass Kritikpunkte dieser Art weder beim einen noch beim anderen Film wirklich angebracht sind, da man ein Drama auch nicht nach seinem Actiongehalt beurteilt. 

Die Darstellerliste von „Plane Dead“ kann durchaus einige bekannte Personen als Nebendarsteller und Cameos aufweisen, wobei natürlich keiner auch nur einen annähernd so großen Starstatus wie Samuel L. Jackson (um bei „SOAP“ zu bleiben) hat.

Da wären unter anderem Kevin J. O’Connor („Die Mumie“, „Van Helsing“, „Amistad“), neben Erick Avari (unzählige Serien wie „NCIS“ und „The O.C.“ und Filme wie „Die Mumie“ und „Daredevil“) wohl der bekannteste Schauspieler am Set, David Chisum (Serienkleinstdarsteller unter anderem in „JAG“, „24“, „Charmed“) und Kristen Kerr (kleinere Rollen in Streifen wie „Old School“).
Die Leistungen von O’Connor und Avari sind solide und selbstironisch, die vom Rest des Cast so gut, dass man ihnen ihr Schicksal im Film, auf Grund ihrer Leistungen, fast vergönnt.  

Eben dieses aufgesetzte Schauspiel von einigen Darstellern hat bei mir sofort den Wunsch nach Mord und Todschlag aufkommen lassen, wobei der Regisseur sich eindeutig zu lange Zeit gelassen hat ihn zu erfüllen.
Leider benötigt „Plane Dead“ nämlich fast 30 Minuten um in Fahrt zu kommen und nervt mit diesem langatmigen Beginn, bei dessen Betrachtung ich mir gewünscht hätte, dass Scott Thomas entweder besser inszeniert oder einfach von Anfang an die Goreschraube angezogen und auf die dämlichen Figureneinführungen verzichtet hätte, ungemein. Es wird einfach ein bisschen zuviel Wert auf die (Pseudo-)Geschichte gelegt, die den Film seiner ansonsten guten Geschwindigkeit beraubt hat.

Über Klischees sollte man gar nicht erst nachzudenken beginnen:
·          Der Captain mit dem berühmten Das ist Gott sei Dank mein letzter Flug Satz
·          Die Freundin die den Freund betrügt
·          Das zerstrittene Ehepaar
·          Der gute Verbrecher
·          Der schöne Held
·          Der verrückte uneinsichtige Wissenschaftler, der schlussendlich ein Opfer seiner eigenen Experimente wird etc.
Wobei ich dem Regisseur zu gute halten muss, dass er auch einige Personen, denen ich eine etwas längere Lebenserwartung zugetraut hätte, verdammt schnell über den Jordan schickt. 

Fazit:
Somit bietet der Streifen kultige Dialoge, eine nette Idee, etwas Blut, skurrile Szenen und ein tolles Ende, als Futter für den Zombiefan.
Mit etwas mehr Budget, einem spannenderen Beginn und einem besser getimten Drehbuch wäre aus „Plane dead“ genau das geworden, was „Snakes on a Plane“ gerne wäre. Nämlich eine Thrashgranate.
Anhand dieser Informationen kann jeder für sich entscheiden ob „Plane Dead“ die Leihgebühr einer Videothek wert ist oder nicht. 

Bewertung:
Gemessen an Big Budget Filmen würde ich 4/10 Lebenden Toten vergeben.
Gemessen an Low Budget Gorefeuerwerken aber 7/10.
Also wähle ich quasi den Mittelweg.  

Nachsatz:
Zur besseren Einschätzung; meine persönliche Filmtauglichkeitsanalyse von „Plane Dead“:
Für Gorehasser à Bei Selbstmordwunsch: sehenswert
Hollywood Liebhaber à Finger weg und lieber „The constant gardener“ einlegen.
Horrorfans à wenn man Filme mag, die mit Bier genießbarer sind als ohne
Thrashfans à Uneingeschränkt sehenswert
Allesverwerter à Steckt schon im Namen

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