"Das hier ist Showbusiness ??" ist die ironische Antwort von Suzie Diamond auf die Rüge von Frank Baker,das man im Showbiz gefälligst pünktlich zum Casting kommen solle.Diese kleine,aber feine Szene beschreibt Die fabelhaften Baker Boys wunderbar.
Aber kommen wir erstmal kurz zum Inhalt.Das Brüderpaar Frank und Jack Baker ( gespielt von den Brüdern Beau und Jeff Bridges) tingelt mit ihren Pianos mehr oder weniger erfolgreich durch die Bars und Clubs der Metropole Seattle.Als sie eines Tages für das Nichtauftreten bezahlt werden,beschliesst Frank,eine Sängerin zu arrangieren.Als man diese in Suzie Diamond (Michelle Pfeiffer) gefunden hat,geht die Erfolgskurve ebenso nach oben wie der Hormonspiegel von Jack und Suzie.....
Eine an sich einfache Geschichte,die so fabelhaft erzählt wird,das es eine reine Freude ist.Angefangen beim Score von Dave Grusin,der so jazzig und rauh daherkommt,das man den Rauch einer Piano-Lounge förmlich riechen und schmecken kann,eine Kameraführung vom Altmeister Michael Ballhaus,die in der berühmten 360° Einstellung von Michelle Pfeiffers lasziver Interpretation von "Makin' Whoopee" auf einem Flügel gipfelt bis hin zu einem herrlichen Humor,der einem ein ums andere Mal ein Lachen ins Gesicht zaubert (z.B. das Casting oder neues Outfit für Suzie...).
Doch das absolute Highlight sind die Darsteller selbst.Beau Bridges verkörpert den etwas spießigen Familienvater Frank grandios. Änderungen und spontanen Ideen aller Art eher abgeneigt,ist aber doch er die treibende Kraft,um aus dem Dilemma rauszukommen.
Jeff Bridges als Jack ist das genaue Gegenteil von Frank.Hochtalentiert,cool und ledig bringt er es aber doch nicht übers Herz,sein eigenes Ding durchzuziehen und seinen Bruder im Stich zu lassen.Aus Frust darüber lenkt er sich mit Drinks und One-Night-Stands ab. Bridges bringt mit jeder Faser seines Körpers diese Zerissenheit von Jack auf den Punkt,einfach klasse !!
Und dann ist dann noch belle Pfeiffer. Sexy,verführerisch,selbstbewusst und doch soo zerbrechlich,all das ist ihre Suzie Diamond.Ach ja,und singen kann sie auch,und wie !! Alle Songs singt Michelle Pfeiffer selber und es ist jammerschade,das sie keine weiteren Ambitionen in diese Richtung hat.Zurecht wurde ihre Leistung mit dem Golden Globe und einer Oscar-Nomminierung belohnt.
Einen unglaublichen Charme haben die Momente,wo sich Jack und Suzie näherkommen.Zum einen die schon erwähnte Flügelszene,aber auch die Szenen im Hotel,wo das Trio über Silvester auftritt,sprühen vor Eleganz und Esprit.Wie die beiden unabhängig voneinander neugierig das jeweilige Zimmer des anderen durchsuchen hat was von Teenagerliebe und Schmetterlinge im Bauch.
Die zu Anfang dieser Kritik erwähnte Szene ist deshalb so charakterisch,da man hier einen kritischen aber auch humorvollen Blick hinter die Kulissen des ach so tollen Showbiz werfen kann. Nix ist es mit Glamour und Reichtum.Nein,das ist nur Fassade,hinter dieser gibt es harte Arbeit,Schweiß,geplatzte Träume und die Tatsache,das man jede Show - wenn überhaupt - vor dem gleichen gelangweilten Publikum spielen muss und das aber bitteschön mit einem Lächeln.Also nicht viel anders als Otto-Normalverbraucher,der sich Tag für Tag zur Arbeit schleppt.
Alles in allem ein wunderbarer Film für Film- und Musikfreunde,auch wenn man wie ich mit Jazz nicht so viel am Hut hat.Die Mischung stimmt einfach und diese fabelhaften Brüder werden bei mir immer einen festen Platz in meinen Herzen haben.