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War das Können, Glück oder Zufall? Dieses satirisch, ironische Actionabenteuer im Irak ist einer der wenigen Filme made in Hollywood, der Ernsthaftigkeit mit Humor verbinden kann und dabei seine Glaubwürdigkeit nicht verliert, sondern dank seiner Überzeichnung die Aberwitzigkeit dieses Konflikts anprangert. Kein Wunder, dass Saddam Husseins Mannen den Film umgehend verbieten ließen. Regisseur David O. Russell, bis dato ein relativ unbekannter Name, gelang ein fast unmöglicher Film, der gleich mehrere Richtungen einschlägt, dabei aber nie sein Ziel aus den Augen verliert: Zu unterhalten und in zweitrangig zum Nachdenken anzuregen.

So richtig unglaubwürdig wollen die amerikanischen Soldaten hier gar nicht rüberkommen, sind sie doch seit Jahren nun schon als Kriegstouristen verschrien und nach dem überlegenen Sieg gegen die nur mangelhaft ausgestattete irakische Armee in mehr als nur euphorischer Stimmung. Die erste halbe Stunde von „Three Kings“ präsentiert in ironischen Bildern genau dieses Bild des amerikanischen Militärs. Das Verhalten der Amerikaner ist weder von Professionalität, noch von Denken geprägt, gehandelt wird aus dem Bauch heraus – je nachdem was ihnen eingetrichtert wurde. Und so stirbt auch in der ersten Szene ein, die weiße Fahne schwenkender, Iraker, um wenige Minuten später tot mit einigen Amerikanern zu posieren. In der Heimat soll nach der Rückkehr etwas präsentiert werden.

Zu Partymucke, Alkohol, wilden Orgien und Sex werden die wichtigsten Köpfe mit Texttafeln eingeführt. Sie alle haben ihren Spaß, den Krieg gewonnen und lassen noch einmal richtig die Sau raus, bevor es Richtung Heimat geht. Aber als sie am nächsten Tag in einer aberwitzigen Situation im Hintern eines Kriegsgefangenen eine Karte entdecken, die sie zu Saddams Goldschatz führen soll, bricht der Gedanke um die Altervorsorge durch. Davon bekommt der kurz vor dem Ende seiner Dienstzeit stehende Archie Gates (George Clooney, „From Dusk Till Dawn“, Ocean’s Eleven“) Wind und zieht mit Troy Barlow (Mark Wahlberg, „Boogie Nights“, The Italian Job“) und Elgin (Ice Cube, „Anaconda“, „Ghosts of Mars“) aus, um selbigen zu erbeuten.

Zunächst werden Kühe gesprengt und Footbälle zum Tontaubenschießen missbraucht, begleitet von den Beach Boys. Die Sensationspresse wird im wahrsten Sinn des Wortes in die Wüste geschickt, um ganz in Ruhe Saddams Leute auszunehmen, die ganz andere Sorgen haben – nämlich die revoltierende Bevölkerung zu unterdrücken. Russell bemüht sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen, was die Einstellung des einfachen Soldaten in diesem Krieg angeht. Er stellt sie als infantile Kindsköpfe dar, denen es nur um eins geht: Spaß, Spaß, Spaß. Das soll so bleiben (Rückblickender Kopfschuss…), bis ihnen vor Augen geführt wird, wie mit der irakischen Bevölkerung ungesprungen wird…

Seinen satirischen Charakter nicht ganz aufgebend (Irakische Soldaten helfen beim Abtransport des Golds, um die Amis möglichst schnell loszuwerden), wird „Three Kings“ ernster, denn auch die ursprünglich nur auf Gewinn ausgerichteten Motive Gates sind nicht mehr die gleichen, als er die Verbrechen an den armen Menschen mit ansehen muss. Es dreht sich plötzlich nichts mehr um den ursprünglichen Plan, sondern Menschen, denen geholfen werden muss.

Während der nun folgenden Odyssee quer durch den Irak werden die drei „Könige“ während eines Konflikts getrennt, gefoltert, schließen sich mit einer Widerstandsgruppe zusammen und entdecken noch eine ganze Menge Unmöglichkeiten im Irak, die wohl kaum ein Mensch jemals für möglich gehalten hätte. David O. Russell verpackt das Szenario in sehr experimentierfreudigen Bildern, die in ihrer körnigen, überbelichteten Art etwas Surrealistisches an sich haben.
An Einfallsreichtum mangelt es dem Film wahrhaftig nicht, auch nicht an ernsten und belustigenden Szenen die oft recht brutal gegenüber gestellt werden. Tragische Elemente werden von schicker Action begleitet, wobei die überzogen idyllische Fun-Musik dann als Stilmittel ihre Zwecke erfüllt. Ist Krieg wirklich nur ein spaßiges Abenteuer?

Fazit:
Gelungene Kriegssatire, die inzwischen wieder recht aktuell ist und mit Fragen wie „Sollen wir den Irak besetzen und ein zweiten Vietnam beschwören?“ am Puls der Zeit liegt. Mit schier unmöglichen Ideen prangert David O. Russell die Aberwitzigkeit des Krieges an, rechnet mit Schaum schlagenden Soldaten, den Medien und mangelhafter Entschlusskraft ab – auf diese Art sicher einmalig. Wer sich von guter Action unterhalten lassen will, an experimentierfreudigen Inszenierungen seinen Spaß hat, sowie lachen und nachdenken möchte, ist hier richtig. Komisch, Russells Aussage haben die Amis wohl nicht verstanden.

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