Jeder fängt einmal klein an. Das gilt natürlich auch für das Medium Film. Es gibt so einige Filmschulen in Deutschland und wenn es darum geht erste Erfahrungen umzusetzen, dann wird an diesen Schulen meist ein Kurzfilm gedreht, vorzüglich angesiedelt im Horrorbereich. TV-Sender wie 13th Street geben diesen Filmen dann eine Plattform und die ersten Schritte zur großen Leinwand sind meist nur noch eine Frage der Zeit. Aber nicht nur an Filmschulen wird fleißig gedreht, ab und an scheinen auch ganz normale Universitäten daran ein Interesse zu finden. So z. Bsp. die Uni-Leipzig, welche im Jahre 2005 diesen kleinen Amateur-Streifen drehte, der vom Leipziger Label UAP sogar auf DVD Bundesweit zugängig gemacht wurde und in Leipziger Studentenkreisen einen gewissen Kultstatus besitzt. Wirklich verwundern tut einem das als jemand, der mit dieser Uni nun gar nichts zu tun hat, nach Ansicht des 12-Minüters, eigentlich nicht, denn man muss wirklich sagen, dass man es hier doch mit einem ganz netten Genre-Film zu tun hat.
Die Leipziger Studenten Sebastian Stoppe und Sascha Kummer, die sich dieses Projekt ausgedacht haben, scheinen wirklich große Fans von gängigen Gruselfilmchen zu sein, dass merkt man dem kleinen Streifen durch und durch an. Die Geschichte ist dabei natürlich höchst konventionell und beschränkt sich auf die üblichen Mittel des Genres. Zwei Bibliotheksangestellte müssen eines Abends eine Nachtschicht schieben und als sie dann zu einem späteren Zeitpunkt das Gebäude verlassen wollen sind alle Türen verschlossen und die Telefone tot. Als sie dann auch noch merkwürdige Geräusche vernehmen ist ihnen klar, dass der Verantwortliche dafür noch im Gebäude sein muss... Das ist konventionell, das ist bekannt, und man hat es schon X-Mal irgendwo gesehen. Neue Ideen und Logik sind hier Fehlanzeige. Bei Betrachtungsweise des Genres allerdings muss man dennoch eingestehen, dass die Handlung für den Amateur-Bereich trotzdem recht passend zusammengesetzt wirkt und für ein gutes, gepflegtes Gruseln allemal ausreichen kann. Und viel mehr dürften die Macher auch mit ihren ersten filmischen Gehversuchen gar nicht beabsichtig haben.
Ihre größte Absicht war wohl eher zu zeigen, wie sie es als Laien verstehen, dass Publikum zum gruseln zu bringen und dafür ist "Schattenspiele" dann doch erstaunlich gut gelungen. Die dunklen Korridore der Leipziger Universität, durch welche die beiden Hauptprotagonisten schleichen und rennen, wurden mit erstaunlichem Können abgefilmt, so dass beim Zuschauen doch ein gewisses Frösteln zu verspüren ist. Die Ausleuchtung der Sets klappt einwandfrei und wirkt nicht so schluderig hingerotzt, wie bei manchem Amateur-Langfilm. Zu jedem Zeitpunkt ist wirklich erkennbar, dass die Studenten sich merklich viel Mühe gegeben haben, um aus den verfügbaren Mitteln das Beste herauszuholen. Auch die Musik mag dabei gefallen, die immer passend und atmosphärisch dicht eingespielt wurde. Und zudem kann man auch Darstellermäßig hier durchaus ein Auge zudrücken. Für ein blutiges Amateurwerk, von Leuten die sonst größtenteils sicherlich nichts mit Filmen zu tun haben, ist das Gezeigte jedenfalls äußerst gelungen und sieht besser aus, als so manch anderes grausiges Werk, was so mancher Dilettant schon in unsere Videotheken geschleust hat. Fleiß zahlt sich eben aus, was man auch daran sieht, dass die Macher fast 2 Jahre für diese 12 Minuten Film gebraucht haben sollen.
Schade nur, dass man das Ende dann so verhunzt hat. Anscheinend wollten Stoppe und Kummer dann zum Schluss doch noch von dem Üblichen wegtreten und ein Ende präsentieren, dass man so nicht erwartet hat. Leider ist dieses aber so derartig übertrieben nichtssagend ausgefallen, dass man nicht einmal mehr die Lust verspürt, darüber zu diskutieren oder gar etwas noch hinein zu interpretieren. Jedenfalls geht man aus dem Film zwar mit der Erkenntnis ein durchaus gelungenes Amateurfilmchen gesehen zu haben, aber nicht mit der Erkenntnis, was das Ganze denn im Endeffekt nun eigentlich sollte. Da hätte eine richtige Auflösung doch besser gepast, als dieses Irgendetwas, das mehr gewollt als gekonnt wirkt, im Gegensatz zum Rest des Films. Schade!
Fazit: Nettes Amateurfilmchen von der Uni-Leipzig, in denen einige filmbegeisterte Studenten mal zeigen, wie man einen recht sauber gestalten Grusel-Shortie präsentiert, der durchaus mehr zu bieten hat, als so mancher Genre-90-Minüter aus unseren Videotheken. Die Story ist zwar 08/15, die Inszenierung zeigt aber durchaus schon einiges Können auf, das zwar noch um einiges ausgebaut werden muss, um irgendwann vielleicht wirklich mal auf der großen Leinwand zu überzeugen, welches aber eben spürbar schon vorhanden ist. Es wurde sich merklich viel Mühe gegeben, die verfügbaren Mittel sauber umzusetzen, nur am Ende geht dem Treiben leider die Puste aus. Wer auf Amateurfilme ohne großes Blutvergießen steht, der darf dieser Studententruppe jedenfalls ruhig einmal eine Chance geben, ohne diese später zu bereuen!
Wertung (inkl. Genre-Bonus): 5/10 Punkte