Bereit für den philippinischen Dschungel, wo stocksteife Abstellgleis-Rambos in regelmäßigen, phototauglichen Formationen ganze Magazine in das satte Grün blasen? Was die Kids in den 80ern wollten, das versuchte auch Bruno Mattei, hier wieder als Vincent Dawn, mit Roboman zu erreichen. Und wenn wir ehrlich sind, hat Mattei sich schon immer an Vorhandenem bedient, so daß man an diesem Film nicht einmal ein eindeutiges Exempel für den Niedergang des italienischen Kinos statuieren kann. Gleich zwei amerikanische Topfilme dieser Tage nimmt sich die “Story” von Claudio Fragasso und Rossella Drudi zum Vorbild und damit wird es dann auch nicht gar so langweilig, wie man unter Verwendung von Material aus Der Kampfgigant nicht nur Predator zitiert, sondern einzelne Szenen maßstabsgetreu abschreibt.
Wer sich für die englische Fassung von Roboman entscheidet, lernt die angeheuerte Anti-Guerilla-Einheit unter dem fetzigerem Spitznamen BAM – kurz für Bad Ass Motherfuckers – kennen (im Deutschen spricht man vom perfekten Arbeitsmaterial = PAM). Die zumeist unter dem Titel Robowar vertriebenen Exemplare heben das Machwerk jedoch ebenfalls nicht aus der glanzlosen C-Film Grotte, sondern verlängern den Film vielmehr noch um einige Streckszenen.
Nachdem in Roboman ohne viel Federlesen klar gemacht wird, daß die Söldner sich auf die Suche nach einen wie auch immer gearteten Omega-One machen, sieht man sie schon bald darauf das Blattwerk von den Bäumen schießen, um auf sterbliche Hinterlassenschaften zu stoßen, die schon recht verdaut anmuten. In den lanwierigen Zwist mit der früh eingeführten Gestalt im Latexanzug samt einmodelierten Man-Boobs, der sich vortrefflich zum düsteren Motorradhelm trägt, mischt sich kaltschnäuzig-menschenverachtendes Abschlachten aus reiner Lust am Töten von wie auch immer gearteten Aufsässigen, aus deren Händen eine blonde Zuckerschnecke (Catherine Hickland, übrigens ausgerechnet 1989 von David Hasselhoff geschieden) befreit wird, welche sich im rechten Moment noch als Chemikerin entpuppen wird, um prima Napalm selber zu basteln.
Bis es jedoch zu einem mit Steigerung umreißbaren Finale kommt, verlangt Roboman seinem Zuschauer einiges an Sitzfleisch respektive Fähigkeit, sich auf einer Metaebene am Gebotenen zu ergötzen, ab. Rudimentär mit selbstzweckhaften Goreszenen angereichert, läßt Mattei seine Recken in Gefolgschaft von Trash-Maestro Reb Brown durch die Szenen tölpeln, um ihnen nach Belieben den Garaus zu machen. Nicht mehr taufrische Synthiesounds beamen dazu die Publikumshirne in einen Geisteszustand des Dahinsiechens, wenn nicht gleich pausenlose Dschungelmärsche zur Musikvideountermalung fast vollständig ausgespielter, zweitklassiger Rocktunes verkommen (in der deutschen Fassung nicht enthalten).
Nach Sinn und Verstand ist schon kaum eine Frage mehr, als im Gefecht gegen die preisgünstig einkopierten Laserkannonaden von Omega-One urplötzlich eine nahezu essayistische Qualität Einzug in Roboman nimmt. Einen ganzen Rattenschwanz aus Söldner und Kriegsfilmen kommentierend, in denen der Protagonist seinen Kammeraden halb zerfetzt aus dem Feindesland rettet, offenbart man uns endlich die ein klitzekleines bisschen an Robocop angelehnten Hintergründe des Kampfroboters. Es ist ein kybernetischer Supersoldat, hergestellt aus den Überresten eines halbtoten Verwundeten, der sich selbst Befehle einsagend über Sehqualitäten in pixelhafter Stilisierung verfügt, die zu den schnarrigen Verbalergüssen nochmals die mangelhafte Rechenleistung unterstreichen. Über einen emotionalen Taschenspielertrick stellt man hier nun die Frage, welche Lebensqualität ein Invalide noch zu erwarten hat.
Haarscharf Euthanasiegedanken touchierend rettet Mattei Roboman glücklicherweise kurzatmig zurück in Geballer und flammendes Finale, welches sich im Rahmen der Möglichkeiten an die Konventionen eines Endkampfes hält und dem Endgegner somit ausreichend Gelegenheit bietet, sich der vernichtenden Fernbedienung zu entziehen, die offenbar als einzige Möglichkeit knapp vor dem Gesicht der Kampfmaschine angewendet werden muß und somit den gesamten Film über absolut nicht zum Einsatz kommen konnte.
Es damit zu belassen, Roboman nicht als den schlechtesten Film von Bruno Mattei zu bezeichnen, wäre Nicht-Kennern der Materie gegenüber zu unvorsichtig. Man muß sich zum einen der Tradition des Plagiatfilmes bewußt sein, der in Italien besonders mit preisgünstig zu bewerkstelligen Sujets wie dem Endzeit- und Zombiefilm fruchtbaren Boden fand. Mattei schloß im Übrigen kurz nach Roboman mit Contaminator an, der in Italien tatsächlich als Terminator II vertrieben wurde, jedoch sein Setting weniger aus dem Roboterfilm denn Camerons Aliens – Die Rückkehr bezog.
Doch Matteis zwielichtiges Handwerk reicht zurück bis in die 70er-Jahre, wo er bereits die Wastelands des politisch unkorrekten Exploitationkinos beackerte. Mag man es ihm heute posthum hoch anrechnen, seinen Handschrift gewissermaßen noch bis über das Millenium hinaus beibehalten zu haben, so verursachten seine zweifelhaften Ergüsse gerade im Videozeitalter oftmals einfach Enttäuschen gegenüber den geweckten Erwartungen der Verleihkunden.
Gegenwärtig mit nahezu wissenschaftlichem Globalblick auf das Element Trash sind gerade Bruno Matteis Werke eine Fundgrube für Käuze mit dickem Fell. Unter diesen Aspekten und der für diese Art Film durchaus gelungenen Mischung aus bräsiger Meditation und Dramaturgie schrammt Roboman daran vorbei, als intergalaktische Mutprobe klassifiziert zu werden. Doch was sagt dies letztlich über die Qualität eines Films aus, bei dem dieses Wort alleine schon deplaziert erscheint? Es ist ein individueller Passionsweg, den einzuschlagen wohl überlegt werden muß. Dennoch ist eine sachliche Rezeption dieser plumpen Mechanismen wichtig für das Verständnis eines Schattenrisses über dem italienischen Kino, dessen künstlerische Qualitäten sich lange nicht gegen die hier so beispielhaft angesprochenen, vorurteilsfördernd niederen Instinkte etablieren konnten.