„the Insatiable“, ein in Los Angeles angesiedelter, allerdings in Austin (Texas) gedrehter Low-Budget-Indie aus dem Jahre 2006, markiert(e) das jeweilige Regiedebüt der beiden zuvor hauptsächlich als Autoren und Produzenten in Erscheinung getretenen Cary Solomon („Point Blank“) und Chuck Konzelman („Race against Time“) – gemeinsam setzten sie ihr zusammen mit J.R. McGarrity („Blood Dancers“) verfasstes Skript in Form einer (per se) nicht uninteressanten Kombination aus Drama, Thriller, schwarzer Komödie, Horror-Flick und „Offbeat“-Romanze um. Demzufolge sollte man sich als Zuschauer besser nicht auf eine „klassisch-moderne“ Vampir-Geschichte (inklusive viel Blut und/oder mythologischen Hintergründen) einstellen – obgleich das DVD-Cover ja unglücklicherweise genau eine solche Ausrichtung des Werks ziemlich deutlich suggeriert…
Harry Balbo (Sean Patrick Flanery) ist ein relativ introvertierter, eine Existenz ohne Aufregung führender Typ, bei dem sein Job als Telefonverkäufer einer Metallwaren-Firma im Grunde genommen den Mittelpunkt markiert, da alles andere schlichtweg nicht der Rede wert ist – u.a. deshalb wird er auf der Arbeit auch permanent seitens seines prahlerisch-nervigen Bürogenossen Javier (Jon Huertas) aufgezogen. Es gibt da zwar eine süße wie nette, ihn scheinbar mögende Nachbarin (Amanda Noret) in seinem Apartmenthaus, in welchem er übrigens zusätzlich als Hausmeister nebenher jobbt, doch ist er offensichtlich zu schüchtern und unaufmerksam, um in der Hinsicht den (von ihm ausgehenden) ersten Schritt zu vollziehen. Echte Freunde hat er im Prinzip keine – aber zu seinem Kollegen Chet (Josh Hopkins) sowie dem punkigen Kiosk-Clerk Ronnie (Brad Rowe) besitzt er zumindest ein ansatzweise kumpelhaftes Verhältnis. Recht langweilig und ereignislos also, das Leben, welches der Harry da führt…
Eines Abends wird er dann allerdings unfreiwillig Zeuge, wie sich ein weiblicher Vampir namens Tatiana (Charlotte Ayanna) gerade in einer Seitenstraße an einem Obdachlosen „nährt“ und diesem im Anschluss in einer geschmeidigen Bewegung den Kopf abreißt, bevor sie per Sprung die Häuserfassade hinauf aus seinem Blickfeld verschwindet und er ohnmächtig zusammenbricht, von heraufbeschworener Atemnot übermannt. Natürlich glaubt Harry keiner die „speziellen Details“ seiner Ausführungen – auch nicht die Cops, primär vertreten in Gestalt des ermittelnden Detectives Loper (Boyd Kestner), welcher den Fall des seit einiger Zeit in der Stadt wütenden „Head Rippers“ schon seit dem Fund des ersten Opfers untersucht. Verärgert, dass keiner ihn ernst nimmt, kehrt Harry später an den Tatort zurück, wo er beim Berühren der betreffenden Stelle eine Vision hat, die ihm aufzeigt, wie Tatiana Ronnie beim Sex tötet. Flugs eilt er daraufhin zu dessen Wohnung und beobachtet den Mord hilflos von der Feuerleiter aus durchs Fenster – jedoch führt seine Ungeschicktheit dazu, dass sie ihn dabei entdeckt und im Gesicht kratzt, bevor ihm die Flucht gelingt…
Verzweifelt sucht er fortan online nach fachkundiger Hilfe, wo er auf einer dem Thema gewidmeten Website fündig wird und Kontakt zum Betreiber aufnimmt, welcher ihm rät, die untote Schönheit schnellstmöglich „auszuschalten“, denn ansonsten würde ihm gewiss bald dasselbe Schicksal wie den anderen widerfahren – und per Zufall stellt sich kurz danach heraus, dass jener „Experte“ ein Kriegsveteran (Michael Biehn) ist, der gar im selben Gebäude wie Harry wohnt, ihn aber nicht aktiv zu unterstützen vermag, da er (seit einer Begegnung mit zwei Vampiren in Vietnam) an einen Rollstuhl gefesselt ist! Dank neuer Infos kann der potentielle Ort von Tatiana´s „Schlafstätte“ im Folgenden auf 12 Grundstücke in der Stadt eingegrenzt werden – und auf einem dieser macht Harry sie schließlich ausfindig: Angesichts ihres Flehens bringt er es allerdings nicht übers Herz, sie zu töten, weshalb er sie stattdessen in eine Falle lockt sowie in einen großen Käfig in seinem Keller einsperrt. Das jetzt vorherrschende Dilemma ist bloß: Er kann ihre Natur nicht verändern und sie ohne frisches Blut nicht überleben (die paar verfütterten Kaninchen reichen da beileibe nicht aus) – er will sie jedoch auch weder frei noch sterben lassen und beginnt außerdem langsam Gefühle für sie zu entwickeln…
„the Insatiable“ eröffnet in der Tradition solcher „Büro-Comedys“ á la „Office Space“: Die Anfangs-Credits sind mit locker-flockiger Musik unterlegt und der gesamte Basis-Ton kommt unverkennbar humorvoll daher – nicht im Sinne vordergründiger Gags zum reinen Zweck der „Lacher-Erzeugung“, sondern eher zum Schmunzeln anregend. Per Aufzeigen diverser Einzelheiten, die zu Harry´s beständiger Routine gehören, lernen wir ihn im Prinzip als einen „liebenswerten Nobody“ kennen, der nirgends viel Glück zu haben scheint (zum Beispiel wird ihm sein Fahrrad gestohlen, die elektrische Zahnbürste gibt ihren Geist auf und seine Goldfische segnen ebenso das Zeitliche) – würde man das „gemeiner“ ausdrücken wollen, könnte man durchaus den Begriff „Loser“ verwenden. Der Einstieg ist nett, flott und gelungen: Sein gewohnter und angenommener Alltagstrott, sowohl im Büro als auch während seiner Freizeit, erntet ihm gleichermaßen Mitleids- wie Sympathiepunkte – man mag ihn, wünscht ihm mehr Abwechslung, Schlagfertigkeit und Selbstvertrauen im Leben. Die Aufregung, welche die Morde und deren Umstände (kurzum: Tatiana) ins sein karges Dasein injizieren, verleiht ihm neue Impulse, gibt ihm ein Ziel und eine Aufgabe, an der er charakterlich wächst. Aus dieser Situation heraus erkeimt jedoch eine regelrechte Obsession, was im nächsten Schritt in verschiedenen Hinterfragungen (ist es tatsächlich „falsch“, was sie tut, wenn es in ihrem ursprünglichen Wesen so verankert ist?), prägnanten Verstrickungen (wie dem Fälschen von Aufträgen, um so an den Stahl für den Käfig zu gelangen) sowie letztlich in einer für ihn äußerst kniffligen (moralischen wie emotionalen) Zwangslage mündet. Entsprechend wandelt sich der Film in seiner zweiten Hälfte zu einer Variante der u.a. in „the Keeper“ (2004) oder „Black Snake Moan“ (2006) angegangenen „ein Mann mit guten Absichten versucht seine weibliche Gefangene auf einen besseren Pfad zu lenken“-Thematik. Zunehmend verschwimmt die Grenze zwischen richtig und falsch – bis an einer finalen Entscheidung einfach kein Weg mehr vorbei führt…
Leider geht die Leichtigkeit der ersten vierzig Minuten im Zuge der inhaltlichen Gewichtverlagerung nach dem Überschreiten der Halbzeitmarke überwiegend verloren, das Geschehen wirkt minder „frisch“ – und das nicht nur in Anbetracht zahlreicher (altbekannter) Wortwechsel, Verhandlungen und Manipulationsversuche, welche (ausgenommen einer flüchtigen physischen Verwandlung) keinen sonderlich originellen, aufregenden oder nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Sobald sich die Story in erster Linie auf die zwei einander nun (auf unterschiedlichen Seiten des Gitters) direkt gegenüber stehenden Protagonisten konzentriert, verliert sie an Drive und Esprit – ohne diese kaschierenden Faktoren fallen die allgemein nicht gerade hochwertigen Dialoge umso offensichtlicher auf, zumal die Gesprächsdichte in dieser Phase des Verlaufs ja unweigerlich zunimmt. Wenigstens stimmt die Chemie zwischen den beiden Leads – was eigentlich immer einen nicht unerheblichen Prozentsatz der Miete sichert. Sean Patrick Flanery („Kaw“/„Boondock Saints“/„Powder“) agiert sympathisch und passabel als kontaktarmer sowie nicht allzu cleverer Harry, der ja quasi den Traum vieler (mit Sicherheit beim Einsetzen des Abspanns grinsender) Nerds in die Tat umsetzt – nämlich das „Halten“ eines attraktiven, von einem abhängigen, erotisch aufgeladenen und sich zudem auf sexueller Ebene anpreisenden weiblichen Geschöpfs. Da ist es beinahe irrelevant, ob es sich bei der Dame nun um einen gefährlichen Succubus handelt oder nicht. Charlotte Ayanna („the Thirst“/„Spun“) verkörpert die verführerische Blutsaugerin akzeptabel – sie verleiht Tatiana die nötige Balance zwischen Stärke und Verletzlichkeit, besitzt aber einige evidente Schwächen in emotional fordernderen Momenten. Mit den Leistungen und Parts von Michael Biehn („Planet Terror“), Josh Hopkins (TV´s „Cold Case“), Boyd Kestner („Hannibal“) und der süßen Amanda Noret (TV´s „Veronica Mars“) hatte ich im Grunde keinerlei Probleme – wohl allerdings mit Jon Huertas („Believers“), der seine Rolle zwar wie gewollt verkörpert, also arrogant und nervig, nur im Rahmen genau dieser Ausrichtung simultan auch das Wohlwollen des Publikums strapaziert, zumal er nicht unbedingt früh „abtritt“. Abschließend muss definitiv noch Brad Rowe („Love for Rent“) Erwähnung finden, welcher als cooler „Convenience Shop“-Verkäufer seine begrenzte Screen-Time stets lässig an sich reißt und daher ziemlich positiv in Erinnerung bleibt.
Es lassen sich durchaus einige ansprechende wie clevere Ideen erkennen, mit denen die Drehbuchvorlage aufzuwarten vermag – bloß sind jene im vorliegenden Fall (hauptsächlich von der Quantität her) unglücklicherweise zu schwach vertreten, um an anderer Stelle klar auszumachende Verfehlungen genügend ausgleichen zu können. Die Figuren sind (seitens ihrer Beschaffenheit) unerfreulich oberflächlich ausgefallen, Charakterentwicklung sucht man (ausgenommen bei Harry) nahezu vergebens, die Handlung ist weder komplex noch innovativ – und die vorgegebenen sowie letztlich im Endergebnis zu vernehmenden Dialoge (wie ja bereits angemerkt) teils gar ein echter Graus. Die Geschichte entfaltet sich verhältnismäßig vorhersehbar, also ohne wirklich überraschende Wendungen zu präsentieren, und wählt als Ausklang der vertrackten Lage zu allem Überfluss auch noch die bequemste der möglichen Varianten – man lächelt angesichts des persönlichen Erfolgs, den Mr.Balbo da erzielen kann, wird simultan jedoch unbefriedigt in die Credits entlassen, weil man sich unterm Strich schlichtweg mehr erhofft hatte. Bis dato werden manche arg weit hergeholt erscheinende Dinge (quasi legitimierend) salopp als „Schicksal“ deklariert, wie dass der kontaktierte Webmaster zufällig im selben Haus wohnt – viele weitere erklärt man nur ungenügend oder überhaupt nicht, etwa der Ausprägungsumfang der Fähigkeiten Tatianas: Sie kann hoch springen und eine Kollision mit einem Bus verkraften, nicht aber aus dem zusammengeschweißten Stahlkäfig entfliehen…
Während gerade die fortgeschrittene Spieldauer eher fade anmutet und einige Sub-Plots im Sande verlaufen (allen voran die Ermittlungen der Cops), sorgt zumindest der gelegentlich auflodernde Humor für willkommene sowie einem immerhin punktuell gute Laune bescherende kleinere Highlights – ich denke da (u.a.) an spaßige Szenen á la Harry´s regelmäßige „Werkzeug-Einkäufe“ im Baumarkt. Ein inspirierteres Skript mit einem reichhaltigeren inhaltlichen Fundament, das zum Beispiel aus der Ironie der ganzen Situation, welche weit über den Vergleich mit der Liebe eines Halters zu seinem gefährlichen Haustier hinausgeht, deutlich mehr hätte generieren können, wäre eindeutig von Nutzen gewesen – zumal es der Inszenierung zu keiner Zeit gelingt, etwaige Mankos auf jenem Level irgendwie zu übertünchen. Stattdessen weist sie, unabhängig des zweifellos limitierten und einschränkenden Umfangs der zur Verfügung gestandenen finanziellen Ressourcen (das Budget wird unterhalb der 1-Million-Dollar Marke beziffert), eine Reihe zusätzlicher Verfehlungen auf, die ebenfalls negativ hervorstechen und mit Sicherheit vermeidbar gewesen wären: Speziell beziehe ich mich dabei auf einen viel zu langen „IM-Chat“, der schnell zu langweilen anfängt und überdies von Flanery´s unfreiwillig komischer Mimik beim Erfahren bestimmter ungemütlicher Informationen unvorteilhaft überschattet wird, dem absolut unnötigen Zurückgreifen auf CGIs in drei speziellen Einstellungen sowie einen fatalen Anschlussfehler im finalen Drittel, als Tatiana einem Opfer den Arm abreißt, es sich innerhalb der Sequenz aber mal um den rechten, mal um den linken handelt. Und nur um keine falsche, dank meines vorherigen Satzes eventuell heraufbeschworene Hoffnungen erkeimen zu lassen: Gewalt, Blut und Gore gibt es insgesamt kaum zu erspähen, nackte Tatsachen auch nicht – ein wenig Sex und Erotik allerdings schon. Verpackt in einer 08/15-Optik im belanglosen „Made for TV“-Look, vermochte mich Cary Solomon´s und Chuck Konzelman´s ausdruckslose Regie-Leistung die meiste Zeit über nur unzureichend zu überzeugen – zudem wäre (angesichts des oftmals stockenden Tempos) eine beherzte Straffung der 100 Minuten Lauflänge zweifelsfrei wünschenswert und förderlich gewesen…
Fazit: Letzten Endes entpuppt sich „the Insatiable“ als ein leidlich interessanter, unter dem Deckmantel eines Vampir-Streifens vermarkteter Genre-Mix ohne nennenswerte Twists und Atmosphäre, welcher dem Potential seiner Ausgangslage und Geschichte auf Dauer einfach nicht (mehr) gerecht wird – kann man sich ansehen, muss man jedoch beim besten Willen nicht … knappe „4 von 10“