Immer dieses Rockerpack! Ich selbst habe ja nichts gegen die motorradfahrende Bevölkerungen dieses Planeten, im Gegenteil, aber im Kino mussten unsere harleyreitenden Freunde seit jeher als motorisierte Wegelagerer herhalten, die ein konservativ spießiger "Held" dann wegklatschen darf, sowohl vor als auch nach der Resozialiserung durch Easy Rider, die als Kultfilm verklärte Behäbigkeit im Zelluloidformat.
Die Helden besagter FIlme dürften zu Beginn von "Nightmare Beach" ihre helle Freude haben, als nach einem atmosphärischen Day for Night - Shot und der stylischen Inszenierung einer kleinen Rockermahnwache gegen die Todesstrafe der Biker "Diablo" seinen letzten Gang antreten darf. Nach dem Festschnallen am elektrischen Stuhl und der Beteuerung, dass er die ihm angelastete Tat nie begangenhabem geht alles ganz schnell: Maske auf, Schalter umgelegt und - Britz! - eine weitere verkommene Moppedfotze erfolgreich aus dem Leben gegrillt. Nicht meine Ansicht, wie hoffentlich verständlich sein sollte.
Einige Monate später ist in Diablos kalifornischer Heimat genug Ruhe eingekehrt, um den Springbreak zu feiern, sehr zum Leidwesen der örtlichen polizei, des Pfarrers, des Oberarztes des lokalen Krankenhauses, sehr zur Freude des moralisch korrupten Bürgermeisters und seiner geliebten Stadtkasse, der die versoffenen Studenten zähneknirschend gebrüßt. Unter den feierwütigen Touries befinden sich die beiden College-Footballstars Ronnie und Skip, zwei archetypisch stumpfe Überbrudis, die sich mit trockenen Kehlen und blauen Eiern in das Getümmel stürzen. Skip hat jüngst ein wichtiges Spiel verpatzt und Ronnie will seinen Kumpel nun dazu bewegen, seine Sorgen wahlweise in Alkohol oder den Körperflüssigkeiten williger Schönheiten zu ertränken.
Zwischen sämtlichen Gags aus jeder je gedrehten drittklassigen Collegecomedy kommen einige UrlauberInnen zu Tode, wahlweise mit Starkstrom oder auf starker Flamme gegart. In einer aufgeklärten Gesellschaft wie der US - amerikanischer Saufstudies ist nur eine logische Schlussfolgerung zulässig: Diablo ist aus dem Grab zurückgekehrt und übt nun Rache! So verschwindet auch irgendwann Ronnie und Skip macht sich mit einer schnuckeligen Kellnerin auf der Suche nach seinem Saufkumpanen und findet mehr heraus, als ihm lieb ist.
Na bitte, es geht doch! Das Italokino der 80er ist auch ann 1988 doch noch nicht ganz verloren. Das sollten andere Filme bewerkstelligen, teilweise sogar von populäreren Regisseuren (Fulci, hust!). Wobei Nighmare Beach ja laut eigener Aussage kaum auf die Kappe Umberto Lenzis geht, der den Dreh ob der Ähnlichkeit zu einem seiner vorherigen Filme ablehnte und stattdessen Co - Drehbuchautor Harry Kirkpatrick den Regiestuhl überließ. Der wiederrum, nun hinter dem Pseudonym "James Justice" versteckt, engagierte Lenzi als Berater, weswegen sich dieser trotzdem aktiv am Dreh beteiligte. Geschichten, wie sie nur der italienische FIlmmarkt hervorbringt. Auch, wenn das hier kein reiner Italiener ist.
Die Herren Justice / Kirkpatrick und Lenzi liefern jedenfalls ab, wenn auch fern der einstigen Giallokünste des Maestro. Der Slasher / Fratboy - Spaß überzeugt eher mit flapsigen Sprüchen, einem Übermaß an 80's Popculture - vor allem musikalisch - und unorthodoxen Morden: nur wenige Male wird hier der Würgedraht um den ein oder anderen Hals gelegt, die restliche Spielzeit über darf unser Todesbiker im Fetischlook wahlweise zu Starkstrom oder Feuer greifen. Verdammt, der Kerl hat sogar die Miniaturausgabe eines elektrischen Stuhls auf seinem Bock installiert, mit dem er den ein oder anderen Sozius röstet!
Apropos: als Grillgut darf hier eine breite Auswahl an genretypischen Pappkameraden herhalten, die allesamt mit einem sommerfilmspezifischen Twist aufwarten. Da wären beispielsweise der manische Arschlochkleptomane, der seine Opfer erst belabert und dann um ihr Geld erleichtert sowie der Prankster mit Special Effects - Fetisch, der sich zu mehreren Gelegenheiten totstellen und es letzten Endes auch bleiben darf. Die Sexbesessene des Nightmare Beach - Universums prostituiert sich zwischen den Parties zwecks Studienfinanzierung, wobei sie stets den Beruf ihres jeweiligen Kunden als ihren eigenen Berufswunsch / Wunschstudium angibt und wird dabei stets vom creepigen Portier, dem unehelichen Sohn von Steve Urkel und John Waters, bespannt.
Nicht durch den Killer sterben, aber den Zuschauer nerven dürfen ein alkoholkranker Arzt, der nebenruflich seine Medikamentenvorräte an die bestzahlenden Studenten vertickt, der von John Saxon grandios gespielte Faschocop Stryker, der korrupte Bürgermeister sowie der weltfremde Priester der örtlichen Kirche. Gerade John Saxon als Stryker überzeugt in seiner Rolle und darf den Beweis antreten, dass er auch anders kann. Dagegen wirken die mitmischenden Rocker, mit denen sich Ronny, Skip und später auch Kellnerin Gail rumschlagen dürfen leicht farblos. Aber da sie auch nicht die größten Baddies des Filmes sind ist es auch okay, dass sie sich auf gelegentliche Prügeleien und das Hocken auf ihren Motorrädern beschränken dürfen.
Nightmare Beach ist ein unterhaltsamer Teenieslasher im klischeehaft - witzigem Springbreaksetting und funktioniert als solcher hervorragend. Es ist genau die lockere Art von Horror, mit der man sich in einer heißen, schlaflosen Sommernacht bei kühlem Bier in den verdienten Schlaf wiegen kann, was nicht dispektiuerlich gemeint ist. Trotz mangelndem Alptraumpotenzials einen Blick wert, allein um sich davon zu überzeugen, dass das italienische Horrorkino sich auch 1988 noch überzeugend über Wasser halten konnte.